Wegen wachsender Gesundheitskosten
Zwei Drittel befürworten eine Einheitskasse

Noch vor zehn Jahren chancenlos, scheint aktuell die Idee einer Einheitskasse im Gesundheitswesen auf breite Zustimmung zu stossen. Eine neue Umfrage zeigt, dass grundlegende Änderungen gewünscht sind – aber nicht in jedem Fall.
Publiziert: 11.01.2024 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 14:57 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die abermals markant gestiegenen Krankenkassenprämien liegen vielen Schweizerinnen und Schweizern auf dem Magen. Das hinterlässt Spuren im Verhältnis der Bevölkerung zu den Krankenkassen: Die Idee einer Einheitskasse flammt wieder auf. Obwohl sie an der Urne bereits vier Mal verworfen wurde.

Bei der letzten Abstimmung im Jahr 2014 wurde eine Einheitskasse mit 61,5 Prozent der Stimmen abgelehnt. Knapp zehn Jahre später zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Laut einer repräsentativen Umfrage des Basel Center for Health Economics (BCHE), die der «NZZ» vorliegt, unterstützen heute 68 Prozent die Idee einer Einheitskasse, nur 21 Prozent sind kategorisch dagegen.

Die SP plant eine erneute Initiative, der Spitalverband liebäugelt ebenfalls mit einer Einheitskasse, Gesundheitsexperten hingegen sprechen von «Unsinn».

Der Wettbewerb führt zu vielen Kassenwechseln. Immer mehr Leute würden eine Einheitskasse bevorzugen.
Foto: Keystone
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Gesundheitssteuer statt Kopfprämie?

Deutlich wird anhand der Umfrage vor allem, dass auch radikale Änderungen nicht mehr Fantasien einer kleinen Minderheit sind. 40 Prozent der Befragten würden eine nationale Gesundheitssteuer von 12 Prozent – anstelle einer Kopfprämie – befürworten. Dies wird zu gleichen Teilen von Befragten aus allen Einkommensschichten getragen.

Ebenso erwünscht scheinen Erweiterungen der Leistungskataloge. So würden 54 Prozent eine Versicherung für die Zahnversorgung befürworten, solange diese nicht mehr als 25 Franken pro Monat kostet. Ein Ausbau von Leistungen für die psychische Gesundheit in der Grundversicherung findet dagegen keine Mehrheit, selbst wenn dies nur 20 Franken pro Monat kosten würde.

Ganz auf Eigenverantwortung verzichten wollen die Befragten nicht: Eine Abschaffung von Franchise und Selbstbehalt, die die monatliche Prämie um mindestens 40 Franken erhöhen würde, begrüssen nur 28 Prozent. Knapp die Hälfte würde gar eine Verdoppelung der heutigen Kostenbeteiligung akzeptieren, wenn dies mit einer Prämieneinsparung belohnt wird.

Die ordentliche Franchise wurde zum letzten Mal 2004 angepasst und beträgt seither mindestens 300 Franken. Eine Erhöhung auf 600 Franken wäre angesichts der Preis- und Einkommensentwicklung angezeigt, findet BCHE-Direktor Stefan Felder.

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