Weil das Wasser knapp wird
Schweizer können in Südfrankreich keine Häuser mehr bauen

Schon Ende Februar leidet Frankreich unter grosser Trockenheit. Das kann ja heiter werden. Und zwar nicht nur für Landwirte. Auch Touristinnen und Ferienhausbesitzer bekommen die Trockenheit zu spüren.
Publiziert: 27.02.2023 um 17:06 Uhr
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die Dürre kennt einfach keine Gnade. Sie bleibt. Selbst in den Wintermonaten. In weiten Teilen Frankreichs sind seit einem Monat keine Niederschläge mehr gefallen. Teils seit über 30 Tagen. So auch in der bei Schweizer Reisenden besonders beliebten Region Var zwischen Marseille und Nizza.

Nun greifen die Behörden durch. Und zwar mit harter Hand. Sie bewilligen keine Neubauten mehr. Mindestens während vier Jahren. Das heisst auch für viele Schweizerinnen und Schweizer, die von Familienferien oder von einem gemütlichen Leben am Meer nach der Pensionierung träumen: aus der Traum, wie «France info» berichtet».

Vor allem die Trockenheit hat die Behörden zu diesem unpopulären Schritt veranlasst. Denn schon heute genügt die Wasserversorgung im Süden Frankreichs nicht mehr. Geschweige denn, wenn weiter im bisherigen Stil gebaut werden würde!

Neue Feriensiedlungen dürfen im Departement Var während vier Jahren nicht mehr erstellt werden.
Foto: PD
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Vier Jahre keine Baugesuche mehr

Mehrere Gemeinden gehen deshalb knallhart vor. Sie haben beschlossen, alle neuen Anträge auf Baugenehmigungen für die nächsten vier Jahre einzufrieren. Die Begründung für diese ergriffene Massnahme klingt dramatisch. «Wir haben jetzt schon zu viele Leute – Einheimische und Touristen, und viel zu geringe Ressourcen beim Grundwasser», heisst es.

Das ist die Folge einer noch nie dagewesenen Dürre. Seit Monaten sind die grossen Flüsse im Osten der Var ausgetrocknet. Nun wird sogar die Politik, die eigentlich auf Neuzuzüger angewiesen ist, um wachsen zu können, deutlich. «Es ist besser, den Leuten zu sagen, dass sie nicht bauen und ihr Projekt verzögern sollen, als ihnen zu sagen, dass sie bauen und sich nicht mit Wasser versorgen sollen, wenn sie sich niederlassen», sagt Jean-Yves Huet. Er ist Bürgermeister von Montauroux, einer Gemeinde mit 6500 Bewohner.

«Dramatisch für Bau und Tourismus»

Die krasse Trockenheit macht nicht nur dem Tourismus zu schaffen. Auch die Baubranche lechzt nach Wasser, weil wegen des Wassermangels nicht mehr gebaut wird. «Für die ganze Branche wird es dramatisch», sagt Jean-Jacques Castillon. Er weiss, wovon er spricht, ist seines Zeichens Präsident des regionalen Bauverbandes.

Zusammengefasst: Im Süden Frankreichs geht es wegen der historischen Dürre längst um mehr als um Swimmingpools, die man nicht mehr auffüllen darf. Um mehr als Pflanzen, die nicht gegossen werden dürfen oder um staubige Autos, die man nicht mehr täglich waschen kann. Es geht um die Existenz einer berühmten Ferienregion.

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