Weil er ihm einen Küchenchef abwerben wollte
Zürcher Gastro-König erteilt Headhunter Hausverbot

Weil ein Headhunter den Küchenchef im Zürcher Restaurant Metropol anging, hat er vom Inhaber Hausverbot erhalten. Der Inhaber meint, eine rote Linie sei überschritten worden. Ist das so?
Publiziert: 16.05.2024 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2024 um 09:51 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

«Ich arbeite seit 20 Jahren mit Stellenvermittlern, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt», sagt Christian Kramer (71), Chef der Kramer Gastronomie AG in Zürich. Zu dieser gehören unter anderem noble Adressen wie die Restaurants Metropol, Lakeside, Steinfels, die Brasserie Louis oder das Zunfthaus zur Zimmerleuten.

Stein des Anstosses: Ein Anruf von Headhunter P.M.* im Restaurant Metropol. M. verlangt Küchenchef Markus Imboden (36) und stellt diesem unverblümt einen anderen, offenbar besser bezahlten Job in Aussicht. Imboden, seit 20 Jahren bei Kramer Gastronomie, lehnt ab. M. ruft danach weiterhin an.

«So etwas gehört sich nicht», urteilt Kramer und setzt sich mit M. in Verbindung. Ohne Erfolg: «Der hat mich arrogant abserviert und erklärt, das sei eben sein Job und ich solle mir nicht in die Hosen machen.» Ein Affront.

Headhunter setzen in der Gastrobranche auf neue Rekrutierungspraktiken. (Symbolbild)
Foto: Pylyp Sukhenko / Unsplash
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Per Hausverbot ein Zeichen setzen

Kramer, der sich als «Patron der alten Schule» versteht, sieht rot. Dem Headhunter erteilt er kurzerhand Hausverbot in allen Etablissements der Kramer Gastronomie, wie «Inside Paradeplatz» zuerst berichtete. Gegenüber Blick präzisiert Kramer, dass er damit zwar die Rekrutierungsbemühungen des Herrn nicht unterbinden kann. Es gehe jedoch darum, ein Zeichen zu setzen.

«Diese Art und Weise der Rekrutierung geht vielleicht bei den Banken, aber in der Gastronomie gar nicht», führt er aus. Er kenne die Befindlichkeiten der Mitarbeitenden und suche das Gespräch, sobald er Abwanderungsgelüste bemerke. Für die eigene Suche nach neuen Kräften setze er «auf seriöse Stellenvermittler».

Neue Rekrutierungswelt

Bleibt die Frage, weshalb Headhunter, die traditionell Personen im Topmanagement rekrutieren, nun bereits auf Köche und Servicepersonal losgehen.

Jean-Philippe Spinas (55), Direktor bei Kienbaum Executive Search in Zürich, erklärt: «In der Gastronomie kannte man dieses Rekrutierungs-Vorgehen bislang einfach nicht, doch die Zeiten ändern sich.» 60 bis 70 Prozent der Arbeitnehmenden seien offen, um sich Job-Opportunitäten anzuhören.

Kramer widerspricht nicht. «Heute läuft sehr viel über Agenturen statt über persönliche Gespräche, doch die Vermittlungsgebühren von bis zu 10'000 Franken für Arbeitnehmende sind gerade angesichts der hohen Fluktuationen in der Branche ein Problem für die Gastronomie.»

Deshalb kämpfe er für den Erhalt langjähriger Kräfte wie Imboden. Dieser bleibt auch im Unternehmen. Doch Kramer wollte nicht auf sich sitzenlassen, dass der Headhunter «eine Anstandsgrenze überschritten» habe.

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