Die «Seven Thinking Steps» von Magdalena Martullo-Blocher
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Legendäres Video:Die «Seven Thinking Steps» von Magdalena Martullo-Blocher

«Welcome to the Management-Seminar»
Das sind die «Seven Thinking Steps» von Martullo-Blocher

Mit einem Dok-Film trat die Ems-Chefin aus dem Schatten ihres Vaters. Ihren rabiaten Führungsstil, der sie berühmt machte, behielt sie bis heute bei, wie interne Dokumente belegen.
Publiziert: 05.11.2023 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2023 um 12:13 Uhr
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Im Jahr 2010 gewährte Magdalena Martullo-Blocher (54) einem Filmteam von SRF Einblick in ein «Management-Seminar» der Ems- Chemie. Dabei blaffte sie einen ihrer Kadermitarbeiter an: «Can you tell me the ‹Seven Thinking Steps›?» Er konnte nicht – und seine Chefin machte ihn vor laufender Kamera zur Schnecke.

Diese Episode gehört zum kollektiven Gedächtnis der Schweiz. Allein auf Youtube erreichte der Clip 1,3 Millionen Zuschauer – und der Name Martullo-Blocher wurde zum Synonym für knallharte Unternehmensführung.

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Pflichtprogramm für Kader

Mittlerweile ist der Dok-Film 13 Jahre alt. Ems-Kader müssen «die 7 Denkschritte zur Entscheidungsfindung» aber noch immer auswendig kennen. Was das konkret bedeutet, zeigen Unterlagen aus Martullo-Blochers «Grundkurs Führungsschulung», die SonntagsBlick vorliegen:

1. Den IST-Zustand beschreiben. 2. Den SOLL-Zustand definieren. 3. Das Problem bestimmen, das zwischen SOLL- und IST-Zustand steht. 4. Die Einflussfaktoren und Abhängigkeiten benennen. 5. Mindestens drei Lösungsvarianten ausarbeiten und diese beurteilen. 6. Einen Entscheid fällen und diesen begründen. 7. Massnahmen ergreifen, diese kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.

Das klingt vernünftig und machbar. Anspruchsvoll wird das Ganze erst durch das Kleingedruckte, wo unter anderem steht: «Das Problem ist meist anders, als es zuerst scheint.» Oder: «Der Kunde/das Umfeld ist nie das Problem.»

Die zehn Gebote

Einen Eindruck von Martullo-Blochers Welt vermitteln auch die zehn Führungsgrundsätze der Ems-Chemie. Deren oberstes Gebot: «Das Ergebnis steht im Mittelpunkt. Das Ergebnis ist das Blut des Unternehmens.»

Ein weiterer Führungsgrundsatz: «Wir erfüllen unsere Aufträge (immer) und stellen gute Anträge an unsere Vorgesetzten.» Ergänzend heisst es: «Geht nicht – gibt’s nicht! Keine Zeit, unmöglich, heute geht’s ja …»

Der Grundsatz «Fragen kostet nichts» besitzt bei Ems keine Gültigkeit. Stattdessen wird den Mitarbeitern eingeimpft: «Wir fragen den Vorgesetzten nie: Entweder sind wir kompetent und entscheiden, oder wir stellen einen Antrag. Im Zweifel sind wir kompetent.» Die Logik dahinter: Wer fragt, delegiert Denkarbeit.

Auch sonst hat Martullo-Blocher klare Vorstellungen, was die Kommunikation betrifft: «Die Begründung des Misserfolgs interessiert nicht. Nur der Erfolg zählt», hält Führungsgrundsatz Nummer fünf fest.

Wegen der Kriege in der Ukraine und Nahost steigen weltweit die Energiepreise? «Ausreden bringen nichts!» Wegen einer Wirtschaftskrise geht in China die Nachfrage zurück? «Misserfolg wird nie begründet!» Äussere Einflüsse werden im Ems-Konzept ausgeblendet. Die Mitarbeitenden lernen: «Ich bin für Erfolg und Misserfolg verantwortlich.»

Wer nun meint, dass sich zumindest der Umgangston seit dem denkwürdigen Dok-Film geändert hat, dem lassen Ems-Mitarbeiter die Worte ihrer Chefin ausrichten:
«You are a dreamer. You dream, du!» 

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