Die Nachfrage nach Zweit- und Ferienwohnungen steigt
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Wenn zu Hause, dann richtig:Die Nachfrage nach Zweit- und Ferienwohnungen steigt

Wenn schon zu Hause Ferien, dann richtig
Nachfrage nach Zweit- und Ferienwohnungen steigt

Diesen Sommer verbringen viele Schweizer in den hiesigen Ferienregionen. Nicht nur Mietobjekte, sondern auch Wohnungen und kleinere Häuser zum Kauf wurden in den letzten Wochen vermehrt nachgefragt. BLICK zeigt, wo Zweitwohnsitze noch bezahlbar sind.
Publiziert: 07.06.2020 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2021 um 12:36 Uhr
Dorothea Vollenweider

Für viele Schweizer sind Strandferien im Ausland zu unsicher. Sie schauen sich im eigenen Land nach Feriendestinationen um. Auch langfristig. Denn nicht nur das Interesse an Miethäusern und Reka-Dörfern nimmt sprunghaft zu, sondern auch jenes an Kaufobjekten in Ferienregionen zieht seit einigen Wochen an. «Die Nachfrage ist gestiegen», bestätigt Thomas Frigo (48), Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Engel & Völkers Wohnen Schweiz.

Nicht nur Schweizer schauen sich vermehrt Zweitwohnsitze an. «Besonders die Anfragen von Deutschen, die im Tessin etwas suchen, hat zugenommen», sagt Frigo. Unser Land sei gerade in Krisenzeiten besonders gefragt: «Die Schweiz gilt als sicherer Hafen, auch jetzt während der Corona-Krise.» Letztmals habe man dies nach diversen Anschlägen in Europa zu spüren bekommen. Auch damals stieg die Nachfrage nach Ferienwohnungen in der Schweiz.

Generationenwechsel bei Ferienwohnungen

Besonders viele Ferienwohnungen sind derzeit in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis ausgeschrieben. «Es findet wohl auch gerade ein Generationenwechsel statt», sagt Frigo. Es habe viele Objekte aus den 80er-Jahren auf dem Markt. Diese seien oft auch renovierungsbedürftig.

Nur was für Reiche: Diese exklusive Zweitwohnung in Zermatt ist für 3,37 Millionen Franken erhältlich.
Foto: Fabio Carni
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Im Trend liegen bei den Schweizern neben klassischen Zweitwohnungsstandorten wie Ascona TI, Lugano TI, St. Moritz GR und Zermatt VS auch Feriendestinationen wie Arosa GR, Lenzerheide GR, Flims GR, Laax GR, Saas-Fee VS und Davos GR. Auch Andermatt UR erlebe dank Investor Samih Sawiris gerade einen Boom, sagt der Immobilienexperte.

Hotspots und Rückzugsorte

Hotspots wie St. Moritz, Zermatt, Ascona oder Lenzerheide sind aufgrund der grossen Nachfrage und einem vergleichsweise geringen Angebot teuer. In St. Moritz kostet der Quadratmeter laut einer Auswertung von Wüest Partner beispielsweise stolze 15'100 Franken.

«Es gibt aber auch Orte, die etwas weniger attraktiv scheinen, weil sie eventuell weniger im Trend liegen», fügt Frigo von Engel & Völkers an. «Sie haben jedoch für Naturliebhaber ihren Reiz und bieten Ruhe und Abgeschiedenheit.» An Orten wie Bever GR, Scuol GR, Obersaxen GR, Sedrun GR oder im Goms VS sind die Preise für Zweitwohnungen etwas tiefer. In Scuol kostet ein Quadratmeter im Schnitt beispielsweise 6000 Franken − weniger als die Hälfte des Preises, den man in St. Moritz bezahlt.

Am günstigsten ist Saas-Grund VS. Hier kostet ein Quadratmeter laut Wüest Partner 4'800 Franken. Ebenfalls günstiger sind Ferienwohnungen dort, wo aufgrund der Klimaveränderung der Winterbetrieb auf lange Sicht nicht mehr gesichert ist, also Lagen unterhalb von 1500 Metern über dem Meer. Dazu gehören allein aufgrund ihrer Topografie einzelne Gebiete in der Zentralschweiz oder im Kanton Bern.

Idealer Zeitpunkt zum Kaufen

Eine typische Schweizer Ferienwohnung verfügt laut Frigo über dreieinhalb Zimmer und ist 85 bis 95 Quadratmeter gross. Ist die Wohnung in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig, kostet sie zwischen 650'000 und 800'000 Franken. Neubauwohnungen kosten oftmals mehr als eine Million Franken.

Gemäss Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp ist jetzt ein guter Zeitpunkt, eine Ferienwohnung zu kaufen. Zum einen sei in unsicheren Zeiten mit einer Verschiebung der Kaufentscheide in die Zukunft zu rechnen. «Das kann auf die Preise drücken, und zwar im Besonderen bei Luxusimmobilien oder eben Ferienwohnungen», weiss Papp.

Zum anderen könne die Corona-Krise den Schweizer Ferienimmobilienmarkt auch beflügeln. Es ist davon auszugehen, dass der Inlandtourismus profitieren und somit auch die Nachfrage nach Ferienimmobilien zunehmen wird. «Vor diesem Hintergrund kann der Kauf einer Ferienimmobilie zum aktuellen Zeitpunkt ein interessantes Investment sein», fügt Papp an.

Strengere Tragbarkeits-Richtlinien

Die Hypothekarzinsen haben sich in den letzten Wochen zwar leicht erhöht. Im historischen Vergleich sind sie aber nach wie vor günstig. Der Richtzins für eine zehnjährige Festhypothek liegt aktuell bei 1,19 Prozent. Anfang März 2020 lag er noch bei 0,98 Prozent. Immobilienexperten rechnen in den nächsten sechs Monaten mit stabilen bis leicht steigenden Hypothekarzinsen. «Geht man mit dieser Zinsprognose einig, ergibt die Aufnahme einer Hypothek in den kommenden Wochen Sinn», sagt Papp.

Bei der Finanzierung von Ferienimmobilien gelten jedoch strengere Belehnungs- und Tragbarkeits-Richtlinien. «Käufer müssen in der Regel mehr Eigenkapital zur Finanzierung beisteuern», sagt Papp. Je nach Hypothekarinstitut zwischen 30 bis 50 Prozent des Kaufpreises. Und es darf kein Kapital aus der zweiten Säule oder der Säule 3a verwendet werden. Zudem muss die Hypothek für eine Ferienimmobilie innert 15 Jahren oder bis zum Erreichen des Rentenalters auf mindestens 50 Prozent abbezahlt werden.

Traum vom Eigenheim bleibt oft nur ein Traum

Die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer plant, eine Immobilie zu kaufen. Für knapp die Hälfte soll es ein Einfamilienhaus auf dem Land sein. Dies geht aus der jährlichen Befragung zu den Wohnträumen hervor, welche Moneypark in Zusammenarbeit mit Alacasa.ch und Helvetia Versicherungen durchgeführt hat.

Die Realität zeigt jedoch, dass sich diesen Wunsch nicht alle erfüllen können. Bei 67 Prozent hat es finanzielle Gründe. Gesamtschweizerisch erben 14 Prozent ihre Immobilie und 9 Prozent erhalten sie unter der Hand. Auf dem Land erhält fast jeder Dritte eine Immobilie als Erbe oder unter der Hand – in der Stadt ist es jeder Vierte, in der Agglomeration nur jeder Achte.

Und: 39 Prozent suchen länger als ein Jahr nach der passenden Immobilie, davon 12 Prozent gar mehr als drei Jahre. Dorothea Vollenweider

Die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer plant, eine Immobilie zu kaufen. Für knapp die Hälfte soll es ein Einfamilienhaus auf dem Land sein. Dies geht aus der jährlichen Befragung zu den Wohnträumen hervor, welche Moneypark in Zusammenarbeit mit Alacasa.ch und Helvetia Versicherungen durchgeführt hat.

Die Realität zeigt jedoch, dass sich diesen Wunsch nicht alle erfüllen können. Bei 67 Prozent hat es finanzielle Gründe. Gesamtschweizerisch erben 14 Prozent ihre Immobilie und 9 Prozent erhalten sie unter der Hand. Auf dem Land erhält fast jeder Dritte eine Immobilie als Erbe oder unter der Hand – in der Stadt ist es jeder Vierte, in der Agglomeration nur jeder Achte.

Und: 39 Prozent suchen länger als ein Jahr nach der passenden Immobilie, davon 12 Prozent gar mehr als drei Jahre. Dorothea Vollenweider

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