Wertvolle Tipps, um trotz Teuerung kein Geld zu verlieren
So schmilzt dein Erspartes nicht weg

Wer für ein Auto, eine eigene Wohnung oder fürs Alter Geld zur Seite legen möchte, muss ein gewisses Frustpotenzial mitbringen. Die Teuerung nagt am Ersparten. Wer das verhindern will, muss gewisse Risiken eingehen. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 19.11.2023 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2023 um 14:30 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Für die Schweizer Bevölkerung ist es deutlich schwieriger geworden, jeden Monat einen schönen Batzen Geld zur Seite zu legen. Höhere Lebensmittelpreise, massiv steigende Krankenkassenprämien, die Mieten ziehen an und dann flattern in vielen Haushalten derzeit hohe Nebenkostenrechnungen herein.

Das Ergebnis: Die Lohnerhöhungen konnten in den letzten Jahren mit den wachsenden Kosten nicht mithalten. Wer trotzdem Geld zur Seite legen kann, sollte ein paar Punkte beachten. Ansonsten droht beim Blick auf das Ersparte eine Enttäuschung.

Sparschwein füllen – macht das Sinn?

Für einige ist es ein tägliches Ritual: Nach dem Arbeitstag wird das Portemonnaie erleichtert und das Sparschwein mit dem schweren Münz gefüttert. Irgendwann folgt der freudige Moment, und das Sparschwein wird geleert. Diese Form des Sparens ist jedoch eine schlechte Idee. Da kein Zins anfällt, frisst das Sparschwein jährlich die volle Teuerung vom Ersparten weg.

Die Teuerung lässt die Ersparnisse schrumpfen.
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Ist das Sparkonto den Namen wert?

Bei einigen Banken erhalten Kunden wieder ein Prozent Zinsen auf ihrem Sparkonto. Das hört sich im ersten Augenblick gar nicht so schlecht an. Doch bei einer aktuellen Inflation von 1,7 Prozent sind Sparkonten derzeit Geldfresser-Konten. Und das dürfte noch eine Weile so bleiben: Raiffeisen rechnet 2024 mit einer Jahresinflation von 1,8 Prozent. 

Wo habe ich das geringste Risiko?

Kann ein Teil der Ersparnisse für einige Monate entbehrt werden, bieten Festgeldkonten bessere Zinsen: Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten bewegen sich die Zinsen bei den meisten Anbietern zwischen 1,3 und 1,8 Prozent. Im Idealfall gleicht der Zinsertrag also knapp die Teuerung aus. Bei vielen Banken beträgt der Mindestbetrag für ein Festgeldkonto jedoch 100'000 Franken. Zu beachten: Die Erträge unterliegen der Einkommenssteuer. 

Ich möchte konservativ investieren, doch wie?

Bei Unternehmensanleihen erhalten Anleger während der Laufzeit von mehreren Monaten oder Jahren einen festen Zinssatz. Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler (48) empfiehlt Anleihen von Schweizer Firmen mit Bewertungen von Triple B bis Triple A. «Hier ist das Risiko relativ überschaubar, und trotzdem liegen Renditen von über 2 Prozent, teilweise auch von 2,2 bis 2,3 Prozent drin.»

Ist aktuell der Zeitpunkt für einen Börseneinstieg?

An den Börsen zeichnet sich derzeit eine kleine Jahresendrally ab. Doch wie nachhaltig ist die Entwicklung? «Wir rechnen im ersten Halbjahr 2024 mit einer leichten Rezession in den USA und das dürfte die Aktienmärkte nochmals in Mitleidenschaft ziehen», sagt Anja Hochberg (53), Leiterin gemischte Anlagelösungen bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). «Bei Aktien sollte man deshalb derzeit eine eher defensive Strategie fahren und dann im ersten Halbjahr 2024 zukaufen.»

Wie soll ich beim Investieren vorgehen?

Wer noch keine Aktien besitzt und sich einen Einstieg überlegt, sollte zudem gestaffelt über zwölf Monate investieren, so Geissbühler. «So kann man die Risiken von kurzfristigen Kursschwankungen ausgleichen.» Derzeit würden sich Aktien anbieten, die nicht so stark auf die Konjunktur reagieren. «Dazu gehören beispielsweise Pharma- oder Lebensmittelunternehmen», so der Anlagechef. 

Soll ich kurz- oder langfristig anlegen?

Wer an der Börse auf die Schnelle viel Geld verdienen will, kann sich die Finger verbrennen. Zum richtigen Zeitpunkt einen Einzeltitel kaufen und ein paar Monate später hoffentlich mit grossem Gewinn wieder verkaufen? Das ist für Durchschnittsanleger kaum zu empfehlen. «80 Prozent des Anlageerfolgs sind auf die langfristige Strategie zurückzuführen, nur 20 Prozent auf das Timing», sagt Hochberg. 

Wie könnte ein Portfolio zusammengestellt sein?

Wer investiert, sollte die Risiken unbedingt breit verteilen. Ein ausgewogenes Portfolio für den kleineren Geldbeutel könnte gemäss Anja Hochberg im ersten Halbjahr 2024 wie folgt aussehen: Ein Obligationen-Anteil von 38 Prozent, gut die Hälfte davon in Schweizer Obligationen investiert. 47 Prozent in Aktien, auch hier mit einem starken Schweiz-Fokus. Weitere zwölf Prozent verteilt auf alternative Anlagefonds wie etwa Schweizer Immobilien oder Gold. Plus einer Reserve auf dem Bankkonto. «In der zweiten Jahreshälfte könnten dann Aktien zugekauft und Obligationen verkauft werden», so Hochberg. 

Wie viel Risiko will ich eingehen?

Wer investiert, sollte sich genau überlegen, wie hoch die eigene Risikobereitschaft ist. «Jeder geht anders mit temporären Verlusten um. Wer deshalb schlecht schläft, sollte konservativer anlegen», sagt Geissbühler. Wichtig ist auch, dass man bei einer unerfreulichen Börsenentwicklung längere Zeit auf das investierte Geld verzichten kann. 

Wie sieht es mit Schweizer Aktien aus?

Für den Schweizer Aktienmarkt fallen die Prognosen positiver aus: «Insbesondere Schweizer Aktien haben in den vergangenen Monaten vorwiegend wegen unternehmensspezifischer Faktoren überdurchschnittlich stark korrigiert. Wir gehen davon aus, dass sie aufgrund des defensiven Charakters im schwierigen Umfeld besser performen werden», so Hochberg. Deshalb könne man Aktien von Schweizer Firmen auch jetzt schon ins Portfolio aufnehmen.

Die Bewertung der Schweizer Aktien liegt im langjährigen Durchschnitt. «Wir haben qualitativ gute Firmen. Ich würde mich bei Aktienkäufen aktuell auf den Schweizer Markt fokussieren», sagt Geissbühler. 

Welche Rolle spielen Fremdwährungsrisiken?

Geissbühler mahnt derzeit zur Vorsicht beim Kauf von ausländischen Obligationen und Aktien. Die Raiffeisen prognostiziert für 2024 in den USA ein tiefes Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. In Europa könnte die Wirtschaft gar um 0,1 Prozent schrumpfen. «Hinzu kommt die nach wie vor grosse Inflationsdifferenz zwischen der Schweiz und den USA sowie Europa. Der Schweizer Franken dürfte sich deshalb weiterhin aufwerten und so einen Teil der Gewinne bei Anlagen in Fremdwährungen auffressen», sagt er.

Die ZKB geht für die USA und Europa von minimal höheren Wachstumszahlen aus. «Bei entsprechender Risikobereitschaft kann die Position bei ausländischen Aktien in der zweiten Jahreshälfte 2024 durchaus ausgebaut werden», so Hochberg. 


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