Wohnungsinserate auf Homegate
Nach Büroschluss wird betrogen

Gauner zocken via Homegate Wohnungssuchende ab. Die Plattform weist die Schuld von sich.
Publiziert: 14.05.2024 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2024 um 10:26 Uhr
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Thomas Angeli
Beobachter

Die Wohnungen befinden sich an bester Lage in Genf, in Winterthur oder in Uster ZH. Sie sind hell, geräumig und vor allem: unschlagbar billig. 2000 Franken für eine Fünfzimmerwohnung mitten in Genf – ein Traum für Erika Noser, die seit längerem eine grössere Bleibe sucht.

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Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Der Preis schien zwar tief, der Anbieter – eine Immobilienfirma aus der Innerschweiz – aber seriös. Noser, die in Wirklichkeit anders heisst, meldete sich über die Homegate-App und erhielt umgehend eine Nachricht von einer Frau, die sich Grace Nieman nannte.

Betrüger schalten falsche Inserate für günstige Wohnungen auf Homegate.
Foto: Ennio Leanza/Keystone

4000 Franken an Betrüger bezahlt

Sie sei in Spanien, schrieb die angebliche Besitzerin der Wohnung, und der Einfachheit halber wickle sie die Vermietung über Airbnb ab. Noser erhielt einen Link auf eine Airbnb-Webseite, bezahlte den ersten Mietzins samt Depot in gleicher Höhe auf ein Konto bei einer spanischen Bank.

Als sie eine Woche später in der Wohnung mit «Grace» den Mietvertrag unterzeichnen wollte, stand sie vor einer verschlossenen Tür. Erika Noser war auf Betrüger hereingefallen.

«Immer am Freitagabend»

Christian Andres kennt die Masche mittlerweile nur allzu gut. Der Immobilienfachmann aus Bern ist selber Opfer, wenn auch auf der anderen Seite. Im Namen seiner Firma Lifestyle Company AG wurden dieses Jahr bereits dreimal Dutzende gefälschte Inserate geschaltet. «Immer am Freitagabend, so dass bei uns im Büro niemand erreichbar ist», erzählt er dem Beobachter. Die Betrüger loggen sich dabei über das Firmenkonto ein und erstellen die Inserate. «Wir haben nach jedem Vorfall die Zugangsdaten gewechselt», sagt er. «Doch es nützt nichts.»

Christian Andres ist entsprechend verärgert über die Swiss Marketplace Group (SMG), die die Immobilienplattform Homegate betreibt und an der auch die Ringier AG beteiligt ist, zu der der Beobachter und Blick gehören. Es sei «absolut unverständlich, dass eine solche Plattform keine Zwei-Faktor-Authentifizierung hat, die solche Betrügereien verhindern würde», kritisiert er. Zudem sei über das Wochenende bei der SMG niemand erreichbar: «Von Support kann man also nicht sprechen», sagt Andres.

Homegate ist sich keiner Schuld bewusst

Die SMG bestreitet die Vorwürfe. «Selbstverständlich» seien die Sicherheitsmassnahmen rund um die Uhr aktiv, schreibt Mediensprecher Fabian Korn: «Es ist unser grosses Bestreben, die Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden laufend zu erhöhen.» Er spielt den Ball an die betroffenen Immobilienfirmen zurück: Oft würden die Betrüger über gefälschte E-Mails oder Websites an deren Passwörter für die Homegate-Plattform gelangen.

«In der heutigen Zeit kann man nie ausschliessen, dass man auf einen Phishing-Versuch hereinfällt», antwortet Immobilienunternehmer Christian Andres. «Wir haben unser Personal darauf sensibilisiert. Und dass unsere Zugangsdaten innert weniger Wochen gleich dreimal gehackt worden sein sollen, obschon wir sie immer wieder gewechselt haben, scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.»

Plötzlich gehts doch mit Zwei-Faktor-Authentifizierung

Die SMG verspricht Abhilfe. Zwei Tage nach der Anfrage des Beobachters teilt die Firma mit, die Zwei-Faktor-Authentifizierung stehe ab sofort zur Verfügung. Man freue sich, damit «Phishing-Versuche wie die beschriebenen nochmals erheblich erschweren, respektive verhindern zu können». Die Neuerung sei «ohne Zusammenhang» mit der Anfrage des Beobachters.

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