Zurück zum Massentourismus?
Roger Federer soll chinesische Gäste in die Schweiz locken

Schweiz Tourismus will mit einer Werbeoffensive chinesische Gäste in die Schweiz zurückholen. Vor der Pandemie wuchs der Gästestrom aus China Jahr für Jahr deutlich an. Mit der Kampagne kehren auch die Diskussionen über Massentourismus zurück.
Publiziert: 15.01.2023 um 16:17 Uhr

Roger Federer (41) ist auch nach dem Ende seiner Tenniskarriere der beste Schweizer Markenbotschafter: Der ehemalige Tennisstar geniesst auch in China grosse Beliebtheit. Dieses Potenzial will Schweiz Tourismus für eine Werbeoffensive im Land mit seinen über 1,4 Milliarden Einwohnern nutzen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.

Die Kampagne startet in diesem Monat und soll das ganze Jahr dauern. Das dürfte kaum ein Zufall sein, hat die chinesische Regierung doch vor einem Monat ihre rigorose Zero-Covid-Politik aufgegeben. Zwei Jahre lang konnte Chinas Bevölkerung wegen der strengen Covid-Regeln kaum ins Ausland verreisen.

Chinesische Gäste geben pro Tag 380 Franken aus

Schon in diesem Jahr soll es 800'000 Übernachtungen in Schweizer Hotels von chinesischen Gästen geben, rund halb so viele wie im Jahr 2019. In drei Jahren sollen es bereits mehr als doppelt so viele sein.

Schweiz Tourismus will mit Roger Federer die chinesischen Touristen zurück in die Schweiz holen.
Foto: AFP
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Bis zur Corona-Pandemie war China für den Schweizer Tourismus einer der wichtigsten Wachstumsmärkte. Die Zahl der Hotelübernachtungen chinesischer Gäste nahm über mehrere Jahre im Schnitt um 17 Prozent zu.

Neben Hotels und Bergbahnen profitieren Luxusläden, die Schmuck oder Uhren verkaufen von den chinesischen Gästen. Sie geben jeden Tag in der Schweiz durchschnittlich 380 Franken aus, Schweizerinnen und Schweizer im Vergleich nur 160 Franken.

Kehrt der Massentourismus zurück?

Doch mit den steigenden Touristenzahlen aus China gingen vor der Pandemie auch Diskussionen über Massentourismus in der Schweiz einher. Gerade in Interlaken BE und Luzern landeten Busladungen voller Gäste aus China, die anschliessend durch die Shoppingmeilen pilgerten. Vielen Menschen in Luzern waren die Touristenströme zu viel, wie eine Umfrage der Hochschule Luzern 2020 zeigte.

Dass diese Gästeströme nun wieder zurückkehren könnten, gefällt entsprechend nicht allen: «Die Bevölkerung hatte 2019 genug von den Touristenmassen. Sie konnte jetzt zwei Jahre lang durchatmen», sagt der ehemalige Vizepräsident von Schweiz Tourismus, Peter Vollmer (76), zur «NZZ am Sonntag». Der Hoteliers hätte sich gewünscht, dass der Schweizer Tourismus nach der Pandemie neu ausgerichtet wird. «Schweizerinnen und Schweizer werden irgendwann nicht mehr mitmachen.»

Wie Schweiz Tourismus gegenüber der «NZZaS» festhält, liege der Fokus jedoch auf Premium-Gästen und Individualtouristen. Das Gästesegment aus China hat sich in den letzten Jahren verändert. Die chinesische Mittelschicht verreist immer öfters im Familienverbund oder mit Freunden. Die nächsten Monate werden zeigen, welche Gästegruppen die Werbe-Kampagne mit Roger Federer am Ende anlockt. (smt)

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