Zweites Leben für Kleidung, Elektrogeräte oder Möbel
Diese Firmen verlängern das Leben von Produkten eures Haushalts

Konsum und Nachhaltigkeit vertragen sich nicht immer. Beim Upcycling geht es jedoch darum, Rohstoffe länger zu nutzen. Einige Firmen sind bereits sehr engagiert. Ein Überblick.
Publiziert: 16.07.2024 um 01:33 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2024 um 09:44 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Neben Billigmode und günstigen Möbeln, die oft nicht lange halten, gibt es den Trend hin zu Upcycling. Dabei entsteht aus etwas Altem etwas Neues. Umweltfreundlicher ist es allemal – und die Ressourcen bleiben so länger im Umlauf. Aber welche Firmen setzen bereits auf Wiederverwertung?

Möbel

Das Restaurieren von Möbeln ist keine neue Erfindung. Meistens landen diese rundum erneuerten Produkte aber nicht in grossen Möbelhäusern. Micasa verkauft unter der Marke Reloved lediglich restaurierte Einzelstücke. Dafür arbeitet die Migros-Tochter seit März 2022 mit Möbel Zürich zusammen. Genaue Verkaufszahlen verrät die Migros nicht. «Im Vergleich zum Vorjahr 2022 haben wir 2023 eine deutliche Zunahme beim Verkauf von restaurierten Einzelstücken verzeichnet», teilt eine Sprecherin mit. In diesem Jahr rechne man einer weiteren Zunahme. Dabei werden die Einzelstücke ausschliesslich im Kanton Zürich in den Filialen in Winterthur-Grüze, Dübendorf und Sihlcity verkauft.

Möbel Zürich verkauft jährlich 2000 bis 3000 Möbel. Einen restaurierten Stuhl gibt es beispielsweise ab 100 Franken, Tische kosten mehrere 100 bis über 1000 Franken. Das siebenköpfige Team hofft, dass die Zusammenarbeit auch nach dem Verkauf von Micasa weiterläuft. «Fast Furniture ist nach wie vor im Trend, und sämtliche Möbelfirmen im kommerziellen Bereich fördern das nicht nur mit massiver Werbung, sondern auch mit hohen Dauerrabatten», bedauert eine Mitarbeiterin.

Upcycling statt Wegwerfen: Möbel Zürich bereitet Möbelstücke wie Tische, Stühle und Schränke wieder auf.
Foto: zVg
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Die Möbelhäuser Ikea oder Maison du Monde restaurieren zwar keine Möbel, bieten jedoch Secondhand-Waren an, also bereits gebrauchte Möbelstücke. Ikea verzeichnet eine steigende Nachfrage.

Kleider

Secondhand-Läden für Kleidung und Schuhe sind weit verbreitet. Das Berner Kleiderlabel Rework näht jedoch aus alten Kleidungsstücken neue zusammen. «Upcycling ist in unseren Augen die Königsklasse in der nachhaltigen Mode», sagt Geschäftsführer und Co-Gründer Kaspar Schlaeppi (55). Aus alten Lederjacken entsteht beispielsweise ein Rucksack. Oder das alte Cordhemd wird zu einer lässigen Jacke. 2023 hat Rework 55'000 solcher Kleidungsstücke verkauft. «Das ist deutlich mehr als in den ersten Jahren», so Schlaeppi. Zum Teil werden auch Vintage-Stücke in den eigenen Läden verkauft.

Kaspar Schlaeppi hat die Firma Rework zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Laura Weber gegründet.
Foto: zVg
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Rework ist an immer mehr Standorten vertreten – unter anderem in Basel, Bern und Zürich. Dabei teilt sich die Firma die Ladenfläche oft mit Revendo. In der Schweiz arbeiten 40 Angestellte für Rework. Die Kleidungsstücke entstehen in Partnerfabriken in Indien und Thailand, wo die Schweizer Firma 60 Personen beschäftigt. Einfache T-Shirts gibt es bei Rework ab 30 Franken zu kaufen, Jeans gibt es für 70 Franken. Etwas teurer sind Waren aus Leder.

Smartphone, Tablet und Co.

Bei elektronischen Geräten spricht man von sogenannten «refurbished» Geräten. Das heisst so viel wie «überholt» oder «aufgearbeitet». Firmen bereiten alte Handys, Tablets und Laptops auf und verkaufen diese – mit Garantie – weiter.

Das Potenzial von alten Elektrogeräten erkannten die Revendo-Gründer Aurel Greiner (32) und Laurenz Ginat (29) bereits 2013. Vergangenes Jahr verkaufte die Schweizer Firma 100'000 aufbereitete Geräte. Seit 2020 wachsen die Verkäufe jährlich um knapp 16 Prozent. «Generell können wir sagen, dass für uns eher das Angebot als die Nachfrage eine Herausforderung ist», sagt Marketingleiter Daniel Gutzwiller. Die Firma will es den Kunden in Zukunft deshalb noch einfacher machen, ihre alten Geräte zu verkaufen. Mittlerweile arbeiten 140 Angestellte in der Schweiz, Deutschland und Österreich für Revendo.

Markt mit aufbereiteten Handys

150'000 wieder aufbereitete (engl.: refurbished) Smartphones wurden in der Schweiz vergangenes Jahr verkauft. Dabei handelt es sich beispielsweise um Handys, deren Akku oder zerkratzter Bildschirm ersetzt wurde. Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK zeigen: Plus 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist der Refurbished-Handymarkt in der Schweiz gewachsen. «Es werden vor allem Handys aus dem Premium-Segment wiederverkauft», weiss GfK-Experte Luca Giuriato (56). Der Durchschnittspreis bei einem aufbereiteten Handy liegt bei 450 Franken. Insgesamt wurden 2023 in der Schweiz über zwei Millionen Smartphones verkauft. «Es handelt sich bei den Refurfbished-Smartphones noch immer um einen Nischenmarkt», so der Experte. Bei Tablets oder Notebooks sei der Anteil noch kleiner. Giuriato sieht zwar Potenzial – jedoch nicht im grösseren Rahmen.

150'000 wieder aufbereitete (engl.: refurbished) Smartphones wurden in der Schweiz vergangenes Jahr verkauft. Dabei handelt es sich beispielsweise um Handys, deren Akku oder zerkratzter Bildschirm ersetzt wurde. Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK zeigen: Plus 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist der Refurbished-Handymarkt in der Schweiz gewachsen. «Es werden vor allem Handys aus dem Premium-Segment wiederverkauft», weiss GfK-Experte Luca Giuriato (56). Der Durchschnittspreis bei einem aufbereiteten Handy liegt bei 450 Franken. Insgesamt wurden 2023 in der Schweiz über zwei Millionen Smartphones verkauft. «Es handelt sich bei den Refurfbished-Smartphones noch immer um einen Nischenmarkt», so der Experte. Bei Tablets oder Notebooks sei der Anteil noch kleiner. Giuriato sieht zwar Potenzial – jedoch nicht im grösseren Rahmen.

Mehr

Auch das Möbelhaus Conforama bietet in der Schweiz refurbished Geräte an. «Wir sind aktuell die Einzigen in der Schweiz, die diese Produkte direkt in unseren Geschäften anbieten und nicht nur online», so eine Sprecherin auf Anfrage. Seit 2017 verkauft Conforama aufbereitete Smartphones, mittlerweile sind weitere Produkte wie PCs dazugekommen. Ab Sommer will die Firma zudem auch überholte Haartrockner von Dyson ins Sortiment aufnehmen. 2023 verkaufte das Möbelhaus rund 10'000 refurbished Geräte. Im Vergleich zu einem neuen Smartphone würden dabei 50 Kilogramm weniger CO2 ausgestossen.

Ein Preisvergleich zeigt: Das iPhone 12 mit 64GB ist bei Revendo mit 234 Franken am günstigsten. Dabei handelt es sich aber um eine Aktion – sonst würde das Gerät 309 Franken kosten. Bei Conforama kostet dasselbe Smartphone je nach Farbe zwischen 360 und 370 Franken. Ohne Aktion läge der Preis bei 500 respektive 530 Franken. Auch Apple verkauft aufbereitete Geräte: Dort kostet das überholte iPhone 12 rund 450 Franken.

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