Attacke auf Nobel-Vorort Rubljowka
Wer steckt hinter dem Drohnenangriff auf Moskau?

Am Dienstagmorgen werden in der russischen Hauptstadt Ziele von Drohnen attackiert. Während der Kreml von einem «Mord-Anschlag» auf Präsident Putin spricht, reagiert die Ukraine mit Häme.
Publiziert: 30.05.2023 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 18:36 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Am Dienstagmorgen waren über Moskau weithin zwei Rauchsäulen zu sehen. Die Ursache war nach russischen Angaben ein Drohnenangriff. Fassungslos beobachteten die Einwohner der russischen Hauptstadt, wie gleich acht Flugobjekte über dem Moskauer Nobel-Vorort Rubljowka durch die Lüfte schwirrten.

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«Heute früh, in der Morgendämmerung, hat ein Drohnenangriff geringe Schäden an mehreren Gebäuden verursacht», erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin (64) anschliessend im Onlinedienst Telegram. «Bisher ist niemand ernsthaft verletzt worden.»

Noch ist völlig unklar, wer hinter der Attacke steckt. Blick erklärt, welches Szenario wie wahrscheinlich ist.

Ein Spezialist inspiziert nach dem Drohnenangriff am Dienstag die beschädigte Fassade eines mehrstöckigen Wohnhauses.
Foto: AFP
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Warum war Rubljowka das Ziel?

In dem Reichen-Quartier befindet sich eine Residenz von Russlands Präsident Wladimir Putin (70). Die Botschaft, von wem auch immer sie kommt, ist klar: Putin, wir sind ganz in deiner Nähe!

Wie reagiert Russland?

Die russische Regierung wertet den Angriff als «Mord-Anschlag» auf Putin. Der Kreml warf der Ukraine die «terroristische» Attacke vor. Putin selbst sagte, die Ukraine wolle die Russen «verängstigen». Der Drohnenangriff sei die «Antwort» auf einen russischen Angriff auf ein Hauptquartier des Militärgeheimdienstes in der Ukraine.

Was sagt die Ukraine?

«Wir betrachten das mit Freude», sagte der Berater von Präsident Wolodimir Selenski (45), Mychajlo Podoljak (51).

Er betonte aber zugleich, dass die ukrainische Führung nichts damit zu tun habe. «Ihr wisst, dass wir uns der Ära der Künstlichen Intelligenz nähern», fügte er spöttisch hinzu. «Möglicherweise sind nicht alle Drohnen bereit, die Ukraine zu attackieren und sie wollen zu ihren Schöpfern zurückkehren.»

Was für einen ukrainischen Angriff spricht

Seit Monaten überzieht Russland die Ukraine mit Drohnenangriffen. Nun könnte das von Russland überfallene Land zurückgeschlagen haben. Geheimdienst-Chef Kyrylo Budanow (37) hatte zuletzt Vergeltung angekündigt. Russland würde die Attacken «sehr bald bereuen».

Er versprach: «Unsere Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen.» Die im Westen und Südwesten von Moskau gelegenen Angriffsziele könnten durchaus einen Start der Drohnen in der Ukraine nahelegen. Angriffe wie der am Dienstag könnten den Kreml laut Experten zwingen, die Flugabwehr über Moskau auf Kosten strategisch wichtiger Frontabschnitte zu stärken.

Was für eine russische False-Flag-Aktion spricht

Der deutsche Politikwissenschaftler Thomas Jäger (62) hält es im Gespräch mit «Bild» durchaus für möglich, «dass Russland selbst diese Angriffe mit geringen Schäden inszeniert, denn sie können als Rechtfertigung für die fortlaufenden Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine eingesetzt werden».

Russland habe schon in den 90er-Jahren Terroranschläge innerhalb Russlands durchgeführt, um den Krieg in Tschetschenien zu rechtfertigen.

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