«Viele meiner Freunde haben das Land verlassen»
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Umfrage in Washington D.C.«Viele meiner Freunde haben das Land verlassen»

BLICK hat sich in Washington umgehört
«Freunde haben das Land wegen Trump verlassen»

In den USA stehen die wegweisenden Halbzeitwahlen an. BLICK hat sich auf den Strassen von Washington umgehört und Leute gefragt, was sie sich für die kommenden zwei Jahren unter Donald Trump wünschen.
Publiziert: 06.11.2018 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2018 um 23:16 Uhr
Nicola Imfeld, Washington D.C.

Washington, D.C., und Donald Trump, das ist keine Liebesbeziehung. Kein anderer Präsident war in der US-Hauptstadt unbeliebter als Trump. Bei den Wahlen 2016 erhielt er gerade mal 4,1 Prozent der Stimmen. Über 90 Prozent wollten damals Hillary Clinton als neue Präsidentin. 

Auch knapp zwei Jahre nach Donald Trumps Amtseinführung hat sich die Stimmung nicht gewandelt. Vor dem Weissen Haus versammeln sich täglich kleinere Gruppen, um gegen Trump zu protestieren. Einer, der bei Sonnenschein immer am beliebten Touristenort sitzt, ist Bruce Benua (60), ein Obdachloser. Auf einem seiner selbstgebastelten Schilder steht: «Widerstand dem hässlichen Trump-Clan». Warum er ihn nicht mag? «Er hilft nur den Reichen. Leider verstehen das nicht alle und lassen sich von ihm täuschen. Trump muss weg!»

Trump wird in Geschenkeladen neben dem Weissen Haus veräppelt

Donald Trumps Unpopularität reicht so weit, dass sich sogar der Geschenkeladen direkt neben dem Weissen Haus über ihn lustig macht. Dort gibt es den «Trump in Kleinformat» zu kaufen, dessen Haarpracht dem Präsidenten nicht gerade schmeichelt. Auch Figuren von Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im Boxring werden angepriesen, überwacht von einem Schiedsrichter, der dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ähnelt. 

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Eine Verkäuferin sagt zu BLICK: «Wir sind politisch neutral und verkaufen Artikel, die mit dem Weissen Haus, dem Ex-Präsidenten und dem aktuellen Präsidenten zu tun haben.» Dabei deutet sie auf Hüte mit Trumps Wahlkampfslogan: «Make America Great Again». Die Käppi scheinen aber wahrlich kein Kassenschlager zu sein. Das Regal ist rappelvoll. Ob gerade wieder aufgestockt wurde? Die Verkäuferin lächelt.

Freunde von Ronda haben das Land wegen Trump verlassen

Südöstlich des Weissen Hauses vor dem Kapitol, dem Sitz des Kongresses, kommt es oft zu Protestkundgebungen – sei es, um für Frauenrechte einzustehen, einen unliebsamen Richter zu verhindern oder gegen die Einwanderungspolitik des Präsidenten zu demonstrieren. «Ich denke, dass er nicht nur zu einem schlechten Ruf der Amerikaner zu Hause beigetragen hat, sondern auch der internationalen Gemeinschaft in seinen ersten zwei Jahren gezeigt hat, dass wir ein Land sind, das Fremden gegenüber intolerant ist.»

Auch Ronda ist vom US-Präsidenten nicht angetan. Sie lebt seit ihrer Geburt in Washington. Doch jetzt haben einige ihrer Freunde sogar das Land verlassen – wegen Donald Trump. «Hoffentlich kommen sie zurück, wenn es besser wird.» In den ersten 21 Monaten unter dem neuen Präsidenten habe sie festgestellt, dass Menschen mit einer hasserfüllten Einstellung – ermutigt durch Trump – aus ihren Kämmerchen kommen. «Dabei müssen wir doch alle miteinander auskommen.» 

Für die Midterms wünschen sich die Menschen eine «blaue Welle»

Für die bevorstehenden Halbzeitwahlen wünschen sich die Menschen gemäss der Parteifarbe der Demokraten eine «blaue Welle». Michael aus Washington hofft, dass die Demokraten eine Mehrheit im Repräsentantenhaus erlangen. «So könnte man die Aktionen von Trump als Präsidenten besser überprüfen, weil er dank der republikanischen Mehrheiten im Kongress freie Hand hatte. Es wäre spannend zu sehen, wie eine geteilte Regierung das Land führen würde.» 

Die Hoffnung haben die demokratischen Anhänger in Washington noch nicht aufgegeben. Für die kommenden zwei Jahre von Trumps Präsidentschaft wünscht sich Angela, dass sich die Politiker wieder auf die Höflichkeit besinnen. «Ausserdem hoffe ich, dass wir mit dem Rassismus gegenüber Einwanderern aufhören und endlich etwas gegen den Klimawandel unternehmen.» 

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