Wehrpflichtige nehmen Abschied von ihren Familien
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Herzzerreissende Szenen:Wehrpflichtige nehmen Abschied von ihren Familien

Chaos bei Mobilmachung in Russland
Putin schickt Einzugsbescheide an Tote

Bei der Teilmobilmachung in Russland kommt es offenbar zu massiven Problemen. So werden Einzugsbescheide an Tote verschickt, teils werden Menschen mitten in der Nacht einberufen.
Publiziert: 24.09.2022 um 03:24 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2022 um 12:10 Uhr

Wladimir Putin (69) will 300'000 Russen in seinen Krieg in der Ukraine schicken. Und das am liebsten sofort. Jetzt zeigt sich, wie unorganisiert Putins Mobilmachung offenbar vonstattengeht.

So berichtet die Journalistin Nina Nimajewa laut dem «Stern», dass mitten in der Nacht mobilisiert werde. Um 4 Uhr am Morgen sollte ihr Ehemann vor dem Kommissariat erscheinen.

Ausnahme-Regelungen werden nicht anerkannt

«Sie fahren morgen um 14 Uhr mit dem Zug nach Tschita», habe man dem fünffachen Vater am Telefon mitgeteilt. Dabei sollte er gar nicht einberufen werden. Erstens habe er nie gedient und zweitens gehört er zu einer Ausnahme-Gruppe. Denn Väter von mindestens vier Kindern unter 16 Jahren sollen von der Mobilmachung ausgenommen werden. Doch zur Überprüfung bleibt keinerlei Zeit.

Wladimir Putin schickt Einzugsbefehle an Tote.
Foto: keystone-sda.ch
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Ein weiterer Fall aus der Region Burjatien in Russland zeigt, wie schlecht organisiert die Mobilmachung ist. Der Bruder von Sabrina Amo, einer lokalen Politikerin der Partei Jabloko, erhielt einen Einzugsbescheid. Doch er ist tot. Seit zwei Jahren. «Glaubt jemand von euch noch daran, dass ihr der Mobilmachung entkommt?», schreibt sie nun in sozialen Netzwerken.

Mobilmachung offenbar auch trotz Untauglichkeit

Die Art und Weise, wie Putin seine Landleute in den Krieg schickt, sei rechtswidrig. Das sagt Alexej Tabalow, der Leiter der Menschenrechtsorganisation zum Schutz der Rechte von Wehrpflichtigen, Militärangehörigen und Ersatzsoldaten «Schkola Prisywnika» gegenüber dem Sender Dozhd.

«Die Mobilmachung wird mit eklatanten Verstössen durchgeführt», sagt er. Und weiter: «Das Gesetz schreibt vor, dass Bürger, die für den Militärdienst nicht tauglich sind, nicht der Mobilmachung unterliegen. Ob jemand tauglich ist oder nicht, kann jedoch nur im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung festgestellt werden. Das ist ein schwieriger und langwieriger Prozess.»

Er macht klar: «Innerhalb eines Tages ist es nicht möglich, diesen Prozess durchzuführen. Was wir jetzt sehen, sind eindeutige Beweise für grobe Verstösse gegen die Gesetzgebung.» (euc)

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