Denkmalschutz-Panne in Köln (D)
Graffiti von Schweizer Künstler aus Versehen entfernt

Das tanzende Skelett von Harald Naegeli wurde 1980 gesprayt und galt als offizielles Kunstwerk. Nun wurde es von den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln entfernt. Die Stadt bezeichnet den Irrtum als «tragisches Versehen» und verspricht eine Restaurierung.
Publiziert: 17.09.2024 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2024 um 21:29 Uhr

Bei der AWB Köln ist offenbar ein Missgeschick passiert: Mit den besten Intentionen gingen die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln in den vergangenen Tagen ans Werk. Ihre Aufgabe war es, ein unerwünschtes Graffiti im Bereich der Museumskirche St. Cäcilien zu entfernen. Doch dabei unterlief den Stadtbediensteten ein Fehler, wie die Stadt selbst zugibt. Laut «Bild» entfernten sie den Grossteil eines denkmalgeschützten Bildes, statt die richtige Hauswand zu reinigen. Das Graffiti war ein Werk des Schweizer Künstlers Harald Naegeli.

Es zeigt ein Skelett, das auf das zugemauerte Westportal der Museumskirche gesprüht wurde. Das tanzende Skelett wurde 1980 ohne Erlaubnis vom «Sprayer von Zürich» auf die Kirche gesprüht. Erst später bekannte sich Naegeli zu seinem Werk, das schliesslich als offizielles Kunstwerk anerkannt wurde. Auf Bitten des Museums Schnütgen erneuerte Naegeli das Werk 1989 nach einer ersten Beschädigung. Seitdem wurde das Werk als Bestandteil der Kirche betrachtet, die unter Denkmalschutz steht.

Kunstwerk soll gerettet werden

Die Stadt Köln nannte den Fehler ein «tragisches Versehen». «Glücklicherweise sind der Kopf und die Hände der Figur noch erhalten sowie zumindest auch Spuren der als Strichzeichnung angelegten Sprayzeichnung», sagte eine Sprecherin der Stadt dem Boulevardblatt.

Von dem Skelett, das der Schweizer Künstler Harald Naegeli 1980 auf die Kirchenwand sprühte, ist nicht mehr viel übrig.
Foto: Keystone
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Die gute Nachricht ist, dass das Kunstwerk gerettet werden soll. Allerdings nicht vom Künstler selbst: «Harald Naegeli ist es aus gesundheitlichen Gründen leider nicht möglich, die Sprayfigur selbst wiederherzustellen oder zu erneuern.» Er gab jedoch sein Einverständnis, dass die Figur restauriert werden darf. «Wie dies am besten gelingen könnte und wie das Werk danach vor Beschädigungen besser geschützt werden kann, wird derzeit geprüft.»

«Fettecke» von Beuys einfach weggewischt

Fehler wie dieser passieren immer wieder. Die Mitarbeiter der AWB Köln sind in bester Gesellschaft, denn es kam schon häufiger vor, dass Kunstwerke nicht erkannt und versehentlich entfernt, weggeputzt oder zersägt wurden. Einer der bekanntesten Vorfälle ereignete sich im Sommer 2011 in Bristol, England. Mitarbeiter eines muslimischen Kulturzentrums sollten die Wand eines Vereinsgebäudes neu anstreichen. Die vielen Graffitis auf der Wand störten offenbar, und dass sich kurz zuvor auch Kunst-Superstar Banksy verewigt hatte, fiel erst später auf. Bilder von Banksy sind inzwischen weltweit berühmt und bringen zum Teil Millionen ein.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich ebenfalls 2011 in der deutschen Stadt Dortmund. Eine Reinigungskraft wollte ihre Arbeit im Ostwall-Museum so genau wie möglich machen und putzte dabei einen Kalkfleck an dem Holzplattenturm «Wenn's anfängt, durch die Decke zu tropfen» von Martin Kippenberger weg. Eine Restaurierung des Werkes war nicht mehr möglich.

Auch die «Fettecke» von Joseph Beuys fiel einem Hausmeister zum Opfer. Dieser kratzte das berühmte Kunstwerk 1986 in Düsseldorf einfach weg.

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