«Es sah aus wie in einem Kriegsgebiet»
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Botschafterin im Libanon:«Nach der Explosion sah es aus wie in einem Kriegsgebiet»

Die Schweizer Botschafterin im Libanon hat die Explosion miterlebt
«Es sah aus wie in einem Kriegsgebiet»

Die Schweizer Botschafterin im Libanon, Monika Schmutz Kirgöz (53), erzählt, wie sie die Explosion im Botschaftsgebäude erlebt hat.
Publiziert: 10.04.2021 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 19:00 Uhr
Interview: Christian Dorer

Die Schweizer Botschafterin sass in ihrem Büro in Beirut, als am 4. August 2020 im Hafen 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten, was mehr als 200 Menschen tötete und 6500 verletzte. Auf Blick TV schildert sie den Tag der Katastrophe.

Wie haben Sie die Explosion erlebt?
Monika Schmutz Kirgöz: Das war relativ dramatisch. Ich sass am Pult, zum Glück hinter einer Wand. Die ganze Fensterfront ist eingestürzt, die Tür rausgesprungen und die Decke eingestürzt. Ich bin danach in einer Büroecke wieder aufgewacht.

Wie ging es dann weiter?
Ich wurde verletzt. Wir waren sieben Schweizerinnen und Schweizer und ein lokaler Angestellter auf der Botschaft, die wir dann evakuiert haben. Wir gingen alle davon aus, dass es irgendein grösseres Bombardement war. Draussen sah es aus wie in einem Kriegsgebiet. Niemand hat verstanden, was passiert war.

Monika Schmutz Kirgöz (53), Schweizer Botschafterin in Beirut.
Foto: Christian Dorer
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Die Schweiz begann unmittelbar danach mit der Hilfe. Wie sah diese konkret aus?
Die Schweiz war das erste Land, das mit der Hilfe begann. 36 Stunden nach der Explosion war die humanitäre Hilfe mit Material vor Ort, mit Expertinnen und Experten und mit psychologischer Betreuung für unser Team. Wir sind jetzt auch wieder bei den Ersten, welche die Sachen den Libanesinnen und Libanesen übergeben können. Wir haben zwanzig Schulen rehabilitiert und zwei Spitäler.

Wie ist das Leben jetzt in Beirut?
Schwierig. Nicht nur wegen der Explosion, sondern auch wegen der grössten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes. Seit acht Monaten wird versucht, eine Regierung zu formieren. Das ist noch nicht gelungen. Es gibt nicht immer Elektrizität, in der Stadt ist es dunkel, die Leute können ihr Geld bei den Banken nicht abheben.

Was tut die Schweiz?
Die Schweiz hilft den am meisten Betroffenen: den Palästina-Flüchtlingen, den 1,5 Millionen syrischen Flüchtlingen, den Libanesinnen und Libanesen, die unter der Armutsgrenze leben.

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