Hier wird Mafiosi Gioacchino Gammino abgeführt
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Wegen Google aufgeflogen:Hier wird Mafiosi Gioacchino Gammino abgeführt

Er stand vor seinem Gemüseladen in Spanien
Polizei schnappt Mafioso dank Google Street View

Vor 20 Jahren hatte sich 'Ndrangheta-Mafioso Gioacchino G. (61) aus Sizilien nach Spanien abgesetzt. Er eröffnete unter neuem Namen einen Gemüseladen. Vor diesem stehend wurde er nun auf Google Street View von italienischen Ermittlern entdeckt.
Publiziert: 08.01.2022 um 17:43 Uhr

Er war 20 Jahre auf der Flucht und wurde nun geschnappt – dank Google Streetview. Italienische Ermittler konnten einen sizilianischen Mafia-Boss festnehmen. Gioacchino G.* (61), ein verurteilter Mörder und einer der meistgesuchten Gangster Italiens, wurde in der spanischen Stadt Galapagar nördlich von Madrid auf Google-Fotos entdeckt. Dort ist G. zu sehen, wie er locker mit einem Mann vor seinem Gemüse-Laden El Huerto de Manu steht und entspannt plaudert.

In den 20 Jahren hatte G. geheiratet, seinen Namen in Manuel geändert, einen Obst- und Gemüseladen eröffnet und in einem Restaurant als Koch gearbeitet.

Der sizilianischen Polizei war schon lange bekannt, dass sich der Gangsterboss in Spanien aufhielt. Aber Google Street View half, seinen genauen Aufenthaltsort zu bestimmen. Am 17. Dezember nahmen ihn die Ermittler fest.

20 Jahre war der Italiener Gioacchino G. (61) untergetaucht. Jetzt spürten ihn die Mafia-Jäger aus Palermo in Spanien auf – mit Hilfe eines Fotos des Internet-Kartendienstes von Google Street View.
Foto: Google Streeetview
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Staatsanwalt: «Wir suchen nicht den ganzen Tag auf Google Maps nach Flüchtigen»

Francesco Lo Voi, Staatsanwalt von Palermo, bestätigt die Entdeckung über Google. «Es ist nicht so, dass wir unsere Tage damit verbringen, durch Google Maps zu scrollen, um gesuchte Personen zu finden», sagte er zur britischen Zeitung «Guardian». «Es gab viele vorangegangene Ermittlungen, die uns nach Spanien führten. Wir waren auf einem guten Weg und Google Maps hat unsere Ermittlungen nur noch bestätigt.»

Die Polizei glaubte bei Sichtung der Bilder, dass der Mann rechts im Bild G. sehr ähnlich war. Doch sicher waren sie erst, als sie auf einen Eintrag für ein nahe gelegenes Restaurant namens La Cocina de Manu stiessen.

Auf der Facebook-Seite des Restaurants gab es ein Foto von G. in seiner Kochtracht. Anhand der Narbe auf der linken Seite seines Kinns konnten ihn die Ermittler identifizieren. Pikant: Auf der Speisekarte des Restaurants gab es auch das Gericht «Cena Siciliana», übersetzt «sizilianisches Abendessen».

Er hatte seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zur Familie

G. gehörte der 'Ndrangheta an, die in den 1990er-Jahren in eine blutige Fehde mit der Cosa Nostra, einem weiteren Mafia-Netzwerk in Siziliens, verwickelt war. Er wurde erstmals 1984 festgenommen, als der Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone gegen ihn ermittelte. Dieser wurde 1992 von der Mafia durch eine Autobombe ermordet. G. wurde wegen Mordes und verschiedener anderer Verbrechen im Zusammenhang mit der Mafia gesucht. 1998 wurde er in Barcelona ein zweites Mal festgenommen, konnte seiner lebenslangen Haftstrafe aber entgehen, indem er aus dem Rebibbia-Gefängnis in Rom floh. Dies während eines Filmdrehs über die Haftanstalt.

Der Laden und das Restaurant in Galapagar sind inzwischen geschlossen. Das Streetview-Foto besteht nach wie vor. Nach 20 Jahren im Versteck hatte G. offenbar geglaubt, alle Verbindungen zu seiner alten Identität erfolgreich gekappt zu haben. Bei seiner Festnahme soll er der Polizei gesagt haben: «Wie haben Sie mich gefunden? Ich habe seit 10 Jahren nicht einmal meine Familie angerufen!» (ct)

* Name bekannt


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