Rettungskräfte und Chaos im Innern der Kabine
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Nach Notlandung in Bangkok:Rettungskräfte und Chaos im Innern der Kabine

Experte zu Horror-Turbulenzen auf Singapore-Airlines-Flug mit Totem und Verletzten
«Besonders gefährlich wird es bei Scherwinden»

An Bord eines Fluges der Singapore-Airlines verstarb am Dienstag nach heftigen Turbulenzen ein Passagier. Aviatik-Experte Hansjörg Egger (72) erklärt, worauf es ankommt, wenn eine Maschine in ein Unwetter gerät.
Publiziert: 21.05.2024 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2024 um 11:17 Uhr
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Georg NopperRedaktor News

Albtraum über den Wolken. Auf einem Flug von London nach Singapur ist am Dienstag ein Brite (†73) verstorben, über 30 Insassen wurden verletzt. Zuvor war die Maschine von Singapore-Airlines mit 211 Passagieren und 18 Besatzungsmitgliedern in schwere Turbulenzen geraten. Die Boeing 777-312 (ER) musste in Bangkok notlanden.

Wie aus Daten des Flugtracking-Dienstes Flightradar24 hervorgeht, sackte die Maschine vor der Notlandung rund 1800 Meter ab. Allein deshalb hätte es nicht zu einem Todesfall und zu Verletzten kommen müssen, glaubt Aviatik-Experte Hansjörg Egger (72). «Schwankungen von 1800 Metern sind sicher nicht alltäglich, aber die Flugzeuge fliegen ja auf rund 10'000 bis 12'000 Metern, da ist das schon verkraftbar. Es kann auch sein, dass die Maschine nicht absackte und die Piloten absichtlich in den Sinkflug gingen. Etwa, um einer Gefahr auszuweichen und ruhigere Luftschichten zu erreichen.»

«Breiträumiges Unwetter»

In solchen Gewittern gebe es gewaltige Auf- und Fallwinde, erklärt Egger gegenüber Blick. «Besonders gefährlich wird es, wenn es sogenannte Scherwinde gibt. Deshalb umfliegt man diese Situationen normalerweise auch grossflächig. Man fragt sich schon, weshalb die Piloten dies hier nicht getan haben.» Bei Scherwinden ändert sich die Geschwindigkeit oder Richtung in einem kleinen geografischen Gebiet.

An Bord befanden sich 211 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder.
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«Im Falle des Singapur-Airlines-Fluges handelte es sich wohl nicht um ein einzelnes Gewitter, sondern um ein breiträumiges Unwetter, das womöglich gar nicht umflogen werden konnte», vermutet Egger. «Am Ende entscheiden die Piloten, aber es würde für mich schon einen unverantwortlichen Eindruck machen, in einen solchen Gewitterherd hineinzufliegen, wenn man ihm ausweichen könnte.»

Braucht es strengere Regeln an Bord?

Der Hauptgrund für das schlimme Ende des Fluges liegt laut Egger vermutlich an mangelnder Umsetzung der Sicherheitsmassnahmen an Bord. «Ich glaube, die Passagiere waren teilweise nicht angeschnallt. Sonst wären sie nicht in der Kabine umhergeflogen.»

Ein Augenzeugenbericht bestätigt Eggers Vermutung. Der Passagier berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von einem «dramatischen Absturz». Jeder, der nicht angeschnallt war, sei gegen die Decke geschleudert worden. «Einige Leute schlugen mit dem Kopf gegen die Gepäckfächer über ihnen und verbeulten sie.» Für Egger ist klar: Die Passagiere sollten grundsätzlich angeschnallt bleiben – während des ganzen Fluges.

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