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«Extrem gefährliche» Einsätze unter der Wasseroberfläche
Wie Kampftaucher Putins Armee sabotieren

Erstmals sprechen ukrainische Kampftaucher öffentlich über ihre gefährlichen Einsätze gegen Putins Armee. Die Ukraine hat mithilfe der Elite-Soldaten einen Grossteil der Schwarzmeerflotte zerstört und wichtige Gebiete zurückerobert. Dabei gehen sie extrem taktisch vor.
Publiziert: 23.09.2024 um 21:21 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2024 um 13:05 Uhr
Ausgerüstet mit Rebreather und Nachtsichtgerät: Dieses Archivfoto zeigt einen ukrainischen Kampftaucher der Spezialeinheit «K2».
Foto: Twitter/K2
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Janine EnderliRedaktorin News

Sie sind die Elitetruppe der Ukraine: die Kampftaucher des 73. Naval Special Operations Centre. In der Dunkelheit der Nacht schlagen sie zu, schwimmen in Vierergruppen durch eiskalte Flüsse oder die Fluten des Schwarzen Meeres. Ihr Ziel: die Verteidigung von Putins Armee mit Sabotageakten tief in feindlichem Gebiet zu zerstören.

Bislang war über die militärische Spezialeinheit kaum etwas bekannt. Nun sprechen die Taucher erstmals öffentlich über ihre hochkomplexen und lebensgefährlichen Missionen, wie die britische «Times» berichtet. Dies um darzulegen, wie Russland die zivile Schifffahrt bedroht, geben die Taucher im Gespräch mit dem Blatt an. «Unsere Taucher dringen mit Booten verdeckt in feindliche Gebiete ein, tauchen, nähern sich der Küste, führen Aufklärungen durch, räumen Minen, landen und führen Spezialoperationen durch», erklärt der junge Kommandant eines der Teams seine Aufgaben. Bei ihren Einsätzen sind sie meist nur durch eine feine Leine miteinander verbunden.

Spezielle Atemgeräte machen sie fast unsichtbar

Ausgebildet wurden die Kampftaucher von britischen und amerikanischen Spezialkräften. Sie sind mit modernster Technologie ausgerüstet. Durch spezielle Atemgeräte werden die Taucher unter Wasser praktisch unsichtbar, da keine Luftblasen aufsteigen. Dies macht es für die Gegner extrem schwierig, die Kampftaucher zu erspähen. Diese Kreislaufgeräte oder Rebreather rezyklieren die Atemluft der Taucher und halten sie immer im System.

Doch die Ausrüstung allein reicht nicht aus: Kompass, Uhr, Tiefenmesser und Kopfrechnen sind überlebenswichtig, um Entfernungen und Luftvorräte richtig einzuschätzen. Innert weniger Minuten müssen kritische Entscheidungen getroffen werden. Da muss die Kommunikation schnörkellos laufen.

Dass die Einsätze extrem riskant sind, zeigt sich auch an der Aussage eines ukrainischen Generals. «Das Schwarze Meer ist derzeit eines der gefährlichsten Gewässer der Welt», betonte er jüngst gegenüber «Forces News». Taucher Alex erklärt gegenüber der «Times», dass er und seine Kameraden bei einer Mission auf 500 russische Soldaten stiessen. Ihre Aufgabe: ein gepanzertes Flugabwehrsystem der Russen unbemerkt zu sprengen. Das System war für die Russen von strategischer Bedeutung. Für die beiden ukrainischen Spezialisten ging es darum, auf feindlichem Terrain nicht entdeckt zu werden. Hätte jemand Alarm ausgelöst, wären sie gefangen genommen oder getötet worden, so der Taucher. «Wir hatten nicht viel Zeit», erklären sie im Gespräch mit dem Blatt. Die Taucher seien ständig in tödlicher Gefahr, erklärt der Kommandant. «Es ist schrecklich.»

Beeinflussen Taucher den Frontverlauf?

Experten glauben, dass der Einsatz von Kampftauchern den Verlauf an der Front entscheidend beeinflussen kann. So gelang es der Ukraine mithilfe der Taucher beispielsweise, einen Grossteil von Putins Schwarzmeerflotte von Land und Wasser aus zu destabilisieren und strategisch wichtige Gebiete wie die Schlangeninsel zurückzuerobern.

Dass die Taucher ihre Missionen oft erfolgreich abschliessen, liegt an ihrer harten Ausbildung nach Vorbild der amerikanischen Navy Seals. Doch der Tod schwimme immer mit: «Wenn wir jemanden verlieren, ist das der härteste Schlag, den du dir vorstellen kannst», sagt eine Taucherin, die ebenfalls in der Einheit kämpft, in der «Times». Erst im Februar geriet eine Spezialeinheit in einen Hinterhalt, mehrere Taucher starben.

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