Freund von Eva Kaili gesteht Korruption
«Ich habe alles für Geld getan, das ich nicht brauche»

Neue Wende im Fall Kaili. Der Freund der abgesetzten Vizepräsidentin des EU-Parlaments gesteht die Korruptionsvorwürfe. Francesco Giorgi fordert die Freilassung der Griechin.
Publiziert: 15.12.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2022 um 18:53 Uhr
Francesco Giorgi, der Partner von Eva Kaili, hat seine Schuld im Korruptionsskandal zugegeben.
Foto: AFP
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«Ich habe alles für Geld getan, das ich nicht brauchte» – mit diesen Worten bekennt sich Francesco Giorgi (35) vor dem Gericht in Brüssel der Korruption schuldig. Der Partner der abgesetzten Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili (44), wurde ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen.

Nun hat der Italiener die ihm zur Last gelegten Verfehlungen zugegeben, wie die Zeitung «La Repubblica» berichtet. Dem Bericht zufolge habe der Italiener nach seiner Verhaftung am Samstag in seiner Erklärung seine Verantwortung eingeräumt und zu Protokoll gegeben, dass er illegal gehandelt habe.

Schlüsselfigur Pier Antonio Panzeri

In die Korruptionsaffäre ist auch der langjährige Ex-Europaparlamentarier Pier Antonio Panzeri (67) involviert. Er wurde ebenfalls festgenommen.

Franceso Giorgi hatte vor 13 Jahren angefangen, für Panzeri zu arbeiten. Im Laufe der Jahre wurde Panzeri praktisch zu Giorgis Mentor, zur Bezugsperson für den jungen Europabegeisterten, der damals neu in den Hallen des Europaparlaments war, schreibt «La Repubblica». Giorgi fungierte als Panzeris Assistent und blieb ihm auch dann treu, als dieser 2019 nicht wiedergewählt wurde und aus dem EU-Parlament ausschied.

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«Von moralischer Schuld geblendet»

Daraufhin hatte Panzeri die Nichtregierungsorganisation (NGO) Fight Impunity gegründet. Die Ermittler vermuten, dass diese eine zentrale Rolle in der Korruptionsaffäre gespielt hatte.

Der junge Mailänder Giorgi engagierte sich ebenfalls bei der NGO. Er hatte sich bereit erklärt, sich um die Finanzen der Organisation zu kümmern. Nach Giorgis Angaben habe er dies «aus Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die ihn in der Politik arbeiten liessen, aber auch wegen des Geldes gemacht». Obwohl er dieses «nicht wirklich brauchte». Dieses Geld sei nur für ihn und Panzeri bestimmt gewesen, bekräftigte Giorgi in der Vernehmung.

Jetzt bereue er seine Taten, sagte er vor Gericht. Er sei von dieser «moralischen Schuld gegenüber Panzeri geblendet und überwältigt» gewesen. Jetzt fühle er sich erleichtert, nachdem er «diese Last von seinem Gewissen» genommen habe.

Giorgi fordert Freilassung von Kaili

Gleichzeitig versuchte er, Kaili aus der Schusslinie zu nehmen. Kaili sei nicht die Empfängerin des Geldes gewesen, sagte er und forderte ihre Freilassung aus der Haft. «Ich werde alles tun, damit meine Partnerin frei kommt und sich um unsere 22 Monate alte Tochter kümmern kann.»

Dass die Griechin nichts mit dem bei ihr sichergestellten Bargeld zu tun habe, hatte zuvor schon ihr Anwalt Michalis Dimitrakopoulos erklärt. Seine Mandantin habe «von der Existenz dieses Geldes nichts gewusst». Sie sei «unschuldig». Nur ihr Lebensgefährte könne «Antworten auf die Existenz dieses Geldes» geben.

Das Europäische Parlament wird seit der Festnahme Kailis und weiterer Beschuldigter am vergangenen Freitag von dem massiven Korruptionsskandal erschüttert. Am Dienstag setzte das EU-Parlament die griechische Abgeordnete mit überwältigender Mehrheit als Vizepräsidentin ab. Aktuell befinden sich Kaili, Giorgi und Panzeri in Haft. (man)

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