«Es könnte einen weltweiten Flächenbrand geben»
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Auslandredaktor Guido Felder:«Es könnte einen weltweiten Flächenbrand geben»

Welche Beweise hat Israel?
Das ist zum Spital-Angriff in Gaza bisher bekannt

Am Dienstagabend wurde ein Spital im Gazastreifen von einer heftigen Explosion erschüttert. Offenbar schlug eine Rakete ein. Wie viele Menschen starben, ist unklar. Wer dahintersteckt, ist noch unklar.
Publiziert: 18.10.2023 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2024 um 16:20 Uhr
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Melissa MüllerRedaktorin News

Seit dem 7. Oktober wurden im Gazastreifen über 3200 Palästinenser getötet. Weitere 11'000 wurden verletzt. Tausende der Zivilisten suchen zudem in den rund 20 Spitälern des Gazastreifens Schutz, welche bislang als letzte Zufluchtsorte der unter israelischem Beschuss stehenden Küstenenklave galten. Doch am Dienstagabend kam es im Al-Ahli-Spital zu einer Explosion.

Was ist passiert?

Im Al-Ahli-Spital, das in Gaza City liegt, befanden sich am Dienstag Tausende Flüchtlinge und Verletzte. Gegen 19 Uhr wurde vermeldet, dass es eine Explosion gab. Laut der von der Hamas geführten Gesundheitsbehörde kamen dadurch mindestens 500 Menschen ums Leben. Westliche Geheimdienstkreise sprechen von Dutzenden Opfern. Unabhängig geprüft werden können beide Angaben nicht.

Wie reagiert Gaza?

Von palästinensischer Seite wurde Israel für den Anschlag auf das Spital verantwortlich gemacht. Mai Alkaila, die palästinensische Gesundheitsministerin, beschuldigte Israel, ein «Massaker» zu verüben. Der palästinensische Präsident Mahmus Abbas rief nach dem Spital-Unglück eine dreitägige Staatstrauer aus. Seit dem 7. Oktober gab es über 115 Angriffe auf das palästinensische Gesundheitswesen. 51 davon fanden im Gazastreifen statt, der Rest im Westjordanland. 

In einem Spital in Gaza gab es am Dienstagabend eine Explosion. Wie viele Menschen ums Leben kamen, ist unklar – Geheimdienste gehen von Dutzenden aus. Die von der Hamas kontrollierte palästinensische Gesundheitsbehörde hatte angegeben, 500 Menschen seien ums Leben gekommen.
Foto: Getty Images
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Wieso wurde Israel beschuldigt?

Hananya Naftali ist ein prominenter israelischer Influencer – und ein guter Bekannter von Israel-Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (73). Auf Naftalis Hochzeit sagte der Ministerpräsident: «Er arbeitet für mich. Ich sag euch was er macht, er produziert Inhalte für mich.» 

Kurz nach dem Spital-Unglück trieb Naftali Spekulationen an, dass Israel einen Angriff verübte. Auf X schrieb er: «Die israelische Luftwaffe hat einen Hamas-Terrorstützpunkt in einem Krankenhaus in Gaza angegriffen. Mehrere Terroristen sind tot.» Kurze Zeit später nahm er den Post wieder runter. Es folgte eine Erklärung, in der er sich für seine «fälschliche Behauptung» entschuldigt. Er schreibt: «Da die israelische Armee keine Krankenhäuser bombardiert, ging ich davon aus, dass Israel einen der Hamas-Stützpunkte in Gaza ins Visier nahm.»

Unter anderem wegen des ursprünglichen Posts Nafalis und der kontinuierlichen Bombardierungen des Gazastreifens von israelischer Seite gingen die Medienhäuser weltweit zunächst von einem Anschlag Israels aus.

Was sagt Israel?

Israel weist die Vorwürfe jedoch ab. Benjamin Netanyahu schrieb auf X, ehemals Twitter: «Die barbarischen Terroristen in Gaza sind diejenigen, die das Krankenhaus angegriffen haben, nicht die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF).» Zudem sagte Militärsprecher Daniel Hagari in einer Videobotschaft: «Die Informationen, die uns vorliegen, deuten darauf hin, dass die Islamischen Dschihadisten verantwortlich sind.» Das Militär gibt an, dass eine Rakete der Islamischen Dschihad fehlgezündet und anschliessend auf den Parkplatz des Spitals eingeschlagen sein soll. 

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Welche Beweise hat Israel?

Das IDF teilte Videos, die zeigen, wie eine Rakete aus Gaza abgefeuert wird und fehlzündet. Wenige Sekunden später ist eine Explosion beim Spital zu erkennen. Zudem teilte das Militär Satellitenaufnahmen, die den zerstörten Parkplatz zeigen. Würde es sich um ein israelisches Geschoss handeln, hätte es laut dem Militär einen Krater gegeben. Die Zerstörung sei stattdessen durch eine grosse Menge an Raketenantriebsmittel zu erklären. Hagari sagte am Mittwoch: «Der Treibstoff hat eine grössere Explosion ausgelöst als der Sprengkopf selbst.» Darum seien Fahrzeuge in Brand geraten. 

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Weitergehend veröffentlichte das IDF ein Telefongespräch zwischen zwei mutmasslichen Hamas-Mitgliedern. Laut Oberstleutnant Jonathan Conricus hörte das Militär das Gespräch ab. In den Tonaufnahmen sagt eines der Mitglieder: «Das ist das erste Mal, dass wir eine Rakete wie diese fallen sehen. Wir denken, dass sie dem Islamischen Dschihad gehört.» Weitergehend sagt er, dass das Schrapnell nicht dem israelischen Militär zuzuordnen sei und dass sie die Rakete «vom Friedhof hinter dem Krankenhaus» abgeschossen hätten. 

Was sagt der Islamische Dschihad?

Die palästinensische Gruppe weist die Vorwürfe Israels ab: «Wie üblich versucht der zionistische Feind, sich durch die Erfindung von Lügen der Verantwortung für das brutale Massaker zu entziehen, das er begangen hat.» Weitergehend sagt die Terror-Gruppe, dass die Anschuldigungen «falsch und unbegründet sind» und, dass Israel «diese Lügen nutzt, um seine Angriffe auf Spitäler zu rechtfertigen.» Die Gruppierung gibt an, dass ein israelisches Militärflugzeug eine Bombe abgeworfen habe, jedoch ohne konkrete Hinweise zu liefern. 

Wie reagiert die Welt?

Im Libanon rief die Hisbollah zu einem «Tag des Terrors» auf. Sie forderte die Menschen auf, Tel Aviv zu bombardieren. Es kam zu zahlreichen Protesten. Ebenso zogen im Iran und in der Türkei Demonstranten durch die Strassen. Der Iran macht seinen Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. Diese Meinung teilt auch Saudi Arabien. Der Aussenminister verurteilt Israel für das «abscheuliche Verbrechen». 

Der US-Präsident Joe Biden steht hingegen auf der Seite Israels. Er sagte am Mittwoch: «Nach dem, was ich gesehen habe, sieht es so aus, als ob es vom anderen Team gemacht wurde, nicht von Israel. Aber es gibt eine Menge Leute da draussen, die sich nicht sicher sind.»

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Der französische Premierminister Emmanuel Macron (45) schrieb per X: «Nichts kann einen Angriff auf ein Spital rechtfertigen. Frankreich verurteilt den Angriff auf das Krankenhaus in Gaza.» Zudem forderte er, dass die «Umstände umfassend beleuchtet» werden. Das fordert auch das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten. Per X schreibt das Amt: «Die Schweiz erinnert daran, dass Spitäler und Zivilisten gemäss dem humanitären Völkerrecht immer geschützt werden müssen.»

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