«Treffen ist momentan unangebracht»
Trump lässt Gipfel mit Kim Jong Un platzen

Er wurde als Kandidat für den Friedensnobelpreis gehandelt und hat bereits Gedenkmünzen prägen lassen. Nun hat US-Präsident Donald Trump das historische Treffen mit Kim Jong Un in Singapur platzen lassen – «sadly!»
Publiziert: 24.05.2018 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 08:51 Uhr
Trump sagt Gipfel mit Nordkoreas Staatschef Kim ab
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Treffen sei gegenwärtig «unangebracht»:Trump sagt Gipfel mit Nordkoreas Staatschef Kim ab

Das für den 12. Juni geplante Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim Jong Un findet offenbar nicht statt. Das Weisse Haus bestätigte am Donnerstag die Absage. Trump schrieb in einem auf Twitter veröffentlichten Brief an den nordkoreanischen Diktator, ein solches Treffen sei gegenwärtig «unangebracht».

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Der Brief ist ungewöhnlich offen und richtet sich direkt an Kim. Von dem habe er «unglaublichen Zorn und offene Feindschaft» vernommen, heisst es im Brief. Kim Jong Un hatte aufgrund einer gemeinsamen Militärübung der USA mit Südkorea auch angedroht, das Treffen mit Trump von seiner Seite aus abzusagen.

«Verpasste Chance»

Kim sei aber eingeladen, dem US-Präsidenten zu schreiben oder ihn anzurufen, sollte er seine Ansichten zum Treffen ändern. «Diese verpasste Chance ist ein wirklich trauriger Moment in der Geschichte», so Trump. Selber schrieb Trump auf Twitter: «Sadly» (traurigerweise).

«Trump sieht wohl keine Möglichkeit, dass seine Forderung - die Zerstörung aller Atomwaffen - von Nordkorea nachprüfbar erfüllt wird», sagt Mauro Mantovani von der Militärakademie an der ETH Zürich. Daran ändere auch die Zerstörung des Atomtestgeländes nichts. «Das war eh unbrauchbar.»

Trump schrieb eine persönliche Absage an Kim Jong Un – das Treffen sei zum jetzigen Zeitpunkt «unangebracht».
Foto: Reuters
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Eine erneute Verschärfung der Fronten ist laut Militär-Stratege Mantovani zu befürchten. Dabei standen die Zeichen auf Frieden – es wäre das erste Mal gewesen, dass sich ein amerikanischer Präsident mit einem nordkoreanischen Machthaber trifft. Auf seinem privaten Twitter-Account betonte Trump später noch mal, wie traurig er über das abgesagte Treffen sei – und schrieb Kims Namen prompt falsch: «Jung» statt «Jong».

Die USA sind auf eine Eskalation vorbereitet

In einer anschliessenden Pressekonferenz schlug er versöhnliche Töne an: «Hoffentlich klappt alles gut mit Nordkorea.» Eine Menge Dinge könnten geschehen. «Dazu gehört auch, dass es möglich ist, dass der Gipfel doch stattfindet – oder ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt.» Für den Fall einer Eskalation seien die USA jedoch vorbereitet. Das Militär sei «bereit, falls nötig».

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Südkoreas Präsident Moon Jae, der sich sehr für den Gipfel eingesetzt hatte, reagierte enttäuscht auf die Absage. Auch Uno-Generalsekretär António Guterres bedauerte die Absage. «Ich rufe die Parteien auf, ihren Dialog fortzusetzen und einen Weg zu einer nachprüfbaren Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu finden», schrieb Guterres auf Twitter.

Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte die USA und Nordkorea auf, sich trotz der Absage des Gipfels weiter um eine Annäherung zu bemühen. Er hoffe, dass Trumps Vorgehen nur eine Störung in einem Prozess gewesen sei, der fortgesetzt werden sollte, sagte Macron am Donnerstag nach Gesprächen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg. Der russische Präsident Wladimir Putin bedauert nach eigenen Worten die Absage des geplanten Gipfeltreffens.

Trump hatte den Termin für das Treffen und schliesslich den Gipfel selbst zuletzt immer offener in Frage gestellt. «Es könnte sein, dass es nicht am 12. Juni klappt», hatte er am Dienstag vor einem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In in Washington gesagt.

Die Friedensmünze war schon produziert

Doch wirklich ernsthaft hatte er wohl nicht geplant, das Treffen platzen zu lassen: Die «White House Communication Agency» - eine militärische Einheit, die den Präsidenten informiert hält - liess bereits eine Ehrenmünze prägen.

Die Ehrenmünze war schon geprägt – doch aus dem geplanten Gipfeltreffen am 12. Juni wird nichts.
Foto: Screenshot

Auf der «Challenge Coin» zu sehen sind die zwei starr blickenden Machthaber, im Hintergrund die nordkoreanische sowie die amerikanische Flagge. Umkreist von Lorbeerblättern und Sternen stehen die politischen Bezeichnungen der Staatsoberhäupter: Donald Trump, der Präsident. Kim Jong Un, der «Supreme Leader» - der oberste Führer. Darüber die Aufschrift «Peace Talks». Doch die Friedensgespräche sind mit Trumps Brief erstmal auf Eis gelegt.

Die USA bestanden auf die Vernichtung der Atomwaffen

Die Hauptforderung der US-Seite war der komplette Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen. In Diplomatenkreisen wird der bewusst unscharfe Begriff «Denuklearisierung» verwendet – er lässt Spielraum für Verhandlungen. Die USA bestehen auf einer sofortigen, nachhaltigen und überprüfbaren Vernichtung der Atomwaffen Nordkoreas.

Das kommunistisch regierte Land sieht sich nach Medienberichten aber weiterhin als Atommacht und will sich nur zum Verzicht auf die Anwendung verpflichten, ähnlich wie dies die USA im Atomwaffensperrvertrag getan haben.

Kim sprengte sein Atomtestgelände

Vor dem bisher geplanten Gipfeltreffen sprengte Nordkorea nach Medienberichten sein umstrittenes Atomtestgelände Punggye Ri. Der US-Sender CBS berichtete am Donnerstag, einer seiner Korrespondenten sei vor Ort Zeuge mehrerer grosser Explosionen gewesen. Nordkorea habe mitgeteilt, dass die Anlage im Nordosten des Landes zerstört worden sei.

Die Schliessung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes wurde als ein symbolischer Schritt gewertet, mit dem das abgeschottete Land vor der Welt seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren will. Unabhängige Experten waren jedoch nicht vor Ort. (kin/SDA)

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