Kampf gegen Übergangsregierung
Militär-Putsch im Sudan – Präsident verschleppt

Staatsstreich im Sudan! Nach wochenlangen Spannungen zwischen dem Militär und der zivilen Übergangsregierung haben im Sudan Soldaten mehrere führende Regierungsmitglieder festgenommen.
Publiziert: 25.10.2021 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2021 um 12:30 Uhr
Im ostafrikanischen Sudan gab es am frühen Montagmorgen einen Putschversuch
Foto: AFP
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Im ostafrikanischen Sudan hat es am frühen Montagmorgen einen Putschversuch gegeben. Der Ministerpräsident Abdullah Hamduk (65) sei von Angehörigen des Militärs an einen unbekannten Ort verschleppt worden, hiess es in einer Mitteilung auf der offiziellen Facebook-Seite des Informationsministeriums. Zuvor berichteten der Sender Al-Hadath und das Nachrichtenportal Sudan Tribune über die Festsetzung Hamduks.

Nach Angaben der britischen Organisation Netblocks, die weltweit Internetsperren dokumentiert, sind seit den frühen Morgenstunden das Internet, das Mobilfunknetz und Teile des Festnetzes gestört. Der Gewerkschafts- und Berufsverbändebund Sudanese Professionals Association rief auf Facebook zum Widerstand auf.

Der Facebook-Mitteilung des Informationsministeriums zufolge weigert sich Hamduk, den Putsch zu unterstützen, und hat die sudanesische Bevölkerung aufgerufen, «am Frieden festzuhalten und die Strassen zu besetzen, um die Revolution zu verteidigen».

Demonstrationen gegen den Putsch

Mitglieder der Übergangsregierung und mehrere Minister seien ebenfalls festgenommen worden, hiess es. Das Militär habe die Zentralen von Radio- und Fernsehsendern in Omdurman nahe der Hauptstadt Khartum gestürmt und dort Mitarbeiter festgenommen. Wichtige Brücken sollen gesperrt sein.

Am Mittwochmittag verkündet der höchste Militärvertreter, General Abdel Fattah al-Burhan, die Auflösung der Übergangsregierung. Es würde im ganzen Land der Ausnahmezustand verhängt. Während der Ansprache demonstrierten landesweit zehntausende Menschen gegen den Putsch.

USA zeigen sich «zutiefst alarmiert»

Nach Angaben eines Augenzeugen war es am Morgen im Khartumer Wohnviertel Riad ruhig. Über die Lautsprecher der lokalen Moschee sei zum zivilen Widerstand aufgerufen worden, sagte der Augenzeuge. Nach Berichten sollen Demonstranten Reifen verbrennen; der Himmel habe sich schwarz verfärbt, sagte der Augenzeuge. Eine nahe gelegene vierspurige Strasse sei von Demonstranten mit Steinen und Reifen blockiert worden.

Die USA zeigten sich nach den ersten Berichten über einen Umsturzversuch «zutiefst alarmiert» und drohten mit der Aussetzung von Hilfsgeldern. Ein gewaltsamer Umsturz würde die demokratischen Bestrebungen des sudanesischen Volkes untergraben und sei «vollkommen inakzeptabel», schrieb der US-Sondergesandte für die Region, Jeffrey Feltman, auf Twitter. Auch der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Sudan, Volker Perthes, zeigte sich in einer Mitteilung «zutiefst besorgt» und rief beide Seiten zum Dialog auf.

Einigung auf Übergangsregierung

Der Ton zwischen zivilen Mitgliedern der Übergangsregierung und dem Militär war in den vergangenen Wochen immer schärfer geworden. Nach Regierungsangaben kam es bereits am 21. September zu einem Putschversuch. Seither hat sich die politische Lage im Sudan weiter zugespitzt. Seit Wochen gibt es immer wieder Proteste. Demonstranten verlangten den Rückzug des Militärs aus der Regierung und demokratische Reformen.

Der Sudan wurde fast 30 Jahre lang von Omar al-Baschir (77) regiert. Der Langzeit-Machthaber wurde im April 2019 durch monatelange Massenproteste und einen Militärputsch aus dem Amt getrieben. Daraufhin einigten sich das Militär und die zivile Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen ebnen soll. (SDA)

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