Kurioser Prozess in den USA
Keine Leiche, kein Killer und ein Hollywood-Film als Vorbild

Es gibt keine Leiche und keinen Killer, trotzdem findet der Prozess in den USA statt. Die Verteidigung behauptet, dass das Opfer noch leben könnte und verweist auf einen Hollywood-Film.
Publiziert: 29.01.2024 um 11:31 Uhr

Der Prozess um den Mord an einer fünffachen Mutter hält Amerika in Atem. Dabei wurde bislang weder die Leiche des Opfers Jennifer D.* gefunden, noch steht der mutmassliche Killer vor Gericht. Denn der angeklagte Ex-Ehemann Fotis D.* beging Selbstmord.

Stattdessen beschuldigt die Staatsanwaltschaft in Connecticut seine Geliebte Michelle T.*, dass diese als Komplizin geholfen hatte, das Verbrechen zu verschleiern. Die Verteidiger kontern mit der «Gone Girl»-Theorie, wonach das Opfer noch lebt und alles inszeniert hat.

«Ich bin mir sicher, dass sie lebt»

Jennifer D. war im Mai 2019 spurlos verschwunden. Ihre sterblichen Überreste wurden nie gefunden. Die Ermittler des New Canaan Police Departments sagten jetzt im Zeugenstand aus, dass Michelle T. bei Verhören versucht habe, die Polizei auf eine falsche Fährte zu führen.

Unter Mordverdacht: Fotis D. (links) soll seine Frau Jennifer D. getötet haben. Seine Freundin Michelle T. (rechts) soll ihm dabei geholfen haben.
Foto: Keystone
1/7

Die Geschworenen bekamen das Video eines Polizeiverhörs vorgespielt, auf dem die gebürtige Venezolanerin zur Aussage gibt: «Ich bin mir sicher, dass sie lebt und sich irgendwo versteckt. Fotis hat mir erzählt, sie hat das nach einem Streit mit ihren Eltern schon einmal gemacht. Sie hat ihren Namen geändert und hat drei Jahre lang in Aspen versteckt gelebt.» In einem weiteren Verhör fügte die 49-Jährige auf die Frage, warum Jennifer ihre Kinder im Stich lassen würde, hinzu: «Von dem, was ich weiss, leidet sie an Borderline-Schizophrenie.»

Beweise in mehrere Müllcontainer geworfen

Die Staatsanwaltschaft dagegen sagt, dass Fotis seine Ex-Frau am Morgen des 24. Mai 2019 brutal attackiert und getötet habe – nachdem diese die fünf Kinder im Alter von 8 bis 13 zur Schule gebracht hatte. Danach soll er die Leiche in ihrem Pick-up, der drei Meilen vom Haus entfernt gefunden wurde, entsorgt haben. Laut Anklage half T. dabei, die Beweise für die Gewalttat in verschiedenen Müllcontainern in Hartford verschwinden zu lassen. Die Geschworenen bekamen ein mit Blut getränktes Hemd und einen BH vorgeführt, die Jennifer am Tag ihres Todes getragen haben soll. 

Jon Schoenhorn, der Anwalt von T., hat eine alternative Erklärung für die vorgelegten Beweise: Jennifer D. soll diese selbst hinterlassen haben. Als Teil ihres Planes, einen Mord an sich selbst vorzutäuschen und damit ihren Mann als Killer ins Gefängnis zu bringen. Genau so, wie es die Ehefrau im Hollywood-Streifen «Gone Girl» getan hat. (jmh)

* Namen bekannt 

Fehler gefunden? Jetzt melden