Lukaschenko über Zwangslandung
Hinweis über Bombe kam aus Schweiz

Diktator Alexander Lukaschenko holte am Sonntag gewaltsam einen Ryan-Flug vom Himmel. Trotz weltweiter Kritik verteidigt er die erzwungene Landung. Angeblich hätte er Infos aus der Schweiz erhalten, dass sich an Bord der Maschine eine Bombe befinde.
Publiziert: 26.05.2021 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2021 um 13:29 Uhr
Am Sonntag hatte Diktator Alexander Lukaschenko ein Ryanair-Flugzeug vom Himmel geholt, um den regimekritischen Blogger festzunehmen.
Foto: AP
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Die Schweiz soll schuld sein! Nach nahezu einhelliger internationaler Kritik an der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Belarus hat Machthaber Alexander Lukaschenko (66) die Aktion verteidigt.

«Ich habe rechtmässig gehandelt, indem ich die Menschen geschützt habe – nach allen internationalen Regeln», sagte Lukaschenko am Mittwoch im Parlament in Minsk, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Behörden hatten die Landung am Sonntag genutzt, um den Regierungskritiker Roman Protassewitsch am Flughafen verhaften zu lassen.

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Lukaschenko sagte zunächst ohne nähere Erläuterung, Belarus habe aus der Schweiz die Information bekommen, dass sich ein Sprengsatz an Bord des Flugzeugs befinde. Deshalb sei das Flugzeug, das auf dem Weg nach Litauen war, mit Unterstützung eines Kampfjets nach Minsk umgeleitet worden.

Laut Lukaschenko habe «weder Vilnius, wo er hinflog, noch Warschau, Lwiw oder Kiew» die Maschine empfangen wollen. «Hatten Sie Angst vor der Verantwortung? Oder war das für jemanden sehr wichtig, dass das Flugzeug genau in Minsk landet?»

Die Schweiz dementiert. Man wusste nichts von einer Bombendrohung auf dem Ryanair-Flug Athen-Vilnius. Das teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwoch mit. «Dementsprechend gab es auch keine Meldung der Schweiz an die belarussischen Behörden», erklärte EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger in einer kurzen Stellungnahme. Weitere Angaben machte er nicht.

Es kam angeblich kein Kampfjet zum Einsatz

Kritiker werfen ihm einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr vor. Die EU hat wegen der Aktion neue Sanktionen gegen den Machtapparat in Belarus auf den Weg gebracht. Dazu gehört auch ein Flugverbot für Fluggesellschaften der Ex-Sowjetrepublik.

«Dass die Maschine mit einem Kampfjet vom Typ MiG-29 zur Landung gezwungen wurde, ist eine absolute Lüge!», sagte Lukaschenko. Belarus habe aus Sicherheitsgründen gehandelt, weil das Flugzeug über das Atomkraftwerk des Landes geflogen sei. «Wenn da wirklich eine Bombe gewesen wäre – war Tschernobyl etwa zu wenig?», sagte der Machthaber.

Die Behörden der autoritär regierten Republik hatten das Flugzeug der irischen Airline Ryanair auf dem Weg von Griechenland nach Litauen zur Landung gebracht – angeblich wegen einer Bombendrohung. Die stellte sich später als Fehlalarm heraus. Mehr als 100 Menschen waren an Bord, darunter Protassewitsch und dessen Freundin Sofia Sapega. Beide wurden verhaftet. Ihr Schicksal ist ungewiss. (SDA/man)

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