Mit rührenden Lügengeschichten
«Max der Schweizer» zockt Franzosen ab

Seit über einem Jahrzehnt treibt er in Frankreich sein Unwesen: «Max der Schweizer» denkt sich Geschichten aus, setzt auf Mitleid und zieht den Leuten Geld aus der Tasche.
Publiziert: 08.01.2024 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 11:12 Uhr
Sandra Gerber

Hunderte von Menschen soll ein Schweizer Betrüger in Frankreich schon manipuliert haben. Der ältere Mann lockt seine Opfer per Anhalter an, tischt ihnen rührende Geschichten auf und erschleicht sich so ihr Mitleid – und ihr Geld. Obwohl der Mann mit dem Spitznamen «Max der Schweizer» oder «Max der Betrüger» bekannt ist, wurde er laut «La Dépêche» noch nie verurteilt.

Sein richtiger Name ist Matteo S.*, aber er hat sich bereits als Max, Claude, Reto, Carl oder Gérard vorgestellt. Wie die Recherchen der Zeitung zeigen, wechseln auch seine erfundenen Geschichten ständig: Mal muss er seine kranke Tochter besuchen, mal ist er Arzt oder Architekt, mal wurden ihm sein Auto oder persönliche Gegenstände gestohlen.

Dieses Bild soll den Betrüger «Max der Schweizer» zeigen und wurde in einem Blogbeitrag seiner Opfer gepostet.
Foto: Stoppermaxlesuisse
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Geschichten, die bewegen

Seine Masche reicht bis ins Jahr 2009 zurück, als der heute etwa 70-Jährige verhaftet wurde. Doch das Gericht in Brive sprach ihn frei. Aus diesem Jahr stammt auch der erste Beitrag im Blog, den die Opfer des Seniors ihm gewidmet haben. Ein Mann aus Toulouse trifft auf «Max den Schweizer», der sich als Erfinder der Schneekanonen aus St. Moritz GR ausgibt. Er wolle seine Tochter in Toulon besuchen – aber jemand habe gerade sein Auto gestohlen. Aus Mitleid gibt der Franzose dem älteren Herrn 120 Euro, wie er «La Dépêche» erzählt.

Drei Jahre später ist es eine Frau aus Bélésta, die tiefes Mitgefühl empfindet: Für den Mann, dessen Frau gerade an Leukämie gestorben sei und der zum Schweizer Konsulat in Perpignan gehen will. Um ihm zu helfen, hebt sie laut «L'Indépendant» 75 Euro ab.

Redegewandt und gebildet

Auch letztes Jahr hat «Max der Schweizer» wieder zugeschlagen. Als «Marcus» war er im Juni per Autostopp in der Nähe von Toulouse unterwegs, als ihm vermeintlich seine Tasche gestohlen wurde. Obwohl er nichts von seinem Mitfahrer verlangte, setzte ihn dieser in Villeneuve-sur-Lot ab und gab ihm 100 Euro für ein Hotelzimmer. Der Betrüger versprach, ihm das Geld zurückzugeben – doch auch das stellte sich als Lüge heraus.

«Ich hatte es mit einer höflichen, sehr gebildeten Person zu tun, die ein angenehmer Reisebegleiter war», schildert das Opfer sich gegenüber «Sud Ouest». Ähnlich erinnert sich eine andere Person: «Eine sehr gebildete Person», die auf alles eine Antwort wusste. Die Frau schenkte dem Senior im Jahr 2013 150 Euro. Auch andere beschreiben ihn als umgänglich, redegewandt, gebildet und freundlich. Er spricht gut Französisch mit einem leichten deutschen Akzent. Hinterlassene Kontaktdaten sind jeweils falsch.

Erst Ende Dezember hatte sich der ältere Herr ein Zug- und Busticket ins Elsass erschlichen, um angeblich seine krebskranke Tochter zu besuchen. Am Bahnhof von Ambazac glaubte eine Reisende dem Senior. Nur einige Tage später, am 3. Januar, versuchte er die gleiche Masche auf der Strasse nach Rihac-Rancon. Die Angesprochenen alarmierten die Gendarmerie, die ihn jedoch nicht festnehmen konnte, wie «Le Populaire du Centre» berichtet.

*Name bekannt

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