Mitglied von Putin-Kabinett gesteht
«Sanktionen haben Russlands Logistik zum Erliegen gebracht»

Wegen westlicher Sanktionen kann Russland die bisherigen Handelsrouten nicht mehr nutzen. Erstmals hat nun auch ein Mitglied des russischen Regierungskabinetts die Auswirkungen eingeräumt.
Publiziert: 22.05.2022 um 17:11 Uhr

Die Sanktionen des Westens haben in Russland offenbar weitreichende Konsequenzen. Das hat nun erstmals auch ein Top-Regierungsmitglied des Kabinetts von Präsident Wladimir Putin (69) bestätigt.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Interfax sagte Russlands Verkehrsminister Witali Saweljew (68), die Sanktionen des Westens hätten die Logistik innerhalb des Landes «praktisch komplett zum Erliegen gebracht».

Neue Handelsroute gesucht

Bislang verlief das russische Import- und Exportgeschäft vor allem über die Handelsroute durch den Suezkanal, berichtet die «Daily Mail». Die Schiffe durchfuhren das Schwarze Meer und den Bosporus. Anschliessend fuhren sie via Mittelmeer zum Suezkanal und von dort weiter Richtung Asien.

Russlands Verkehrsminister Witali Saweljew (68) hat zugegeben, die westlichen Sanktionen hätten die Logistik innerhalb des Landes «zum Erliegen gebracht».
Foto: Getty Images
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Wegen der westlichen Sanktionen ist diese Route nun aber weitgehend blockiert. Die russischen Schiffe dürfen viele Gebiete nicht mehr durchqueren. «Diese Sanktionen haben praktisch die gesamte Logistik in unserem Land zum Erliegen gebracht», sagte Saweljew am Samstag. Russland sei nun gezwungen, «nach neuen Logistikkorridoren zu suchen», sagte Saweljew.

Gemäss dem Transportminister sei etwa die Internationale Transportroute Nord-Süd eine Option. Diese Handelsroute führt von Indien über den Iran, Afghanistan und Aserbaidschan nach Russland. Dafür stehen Russland drei Häfen am Kaspischen Meer zur Verfügung. Laut Saweljew weisen die drei Häfen aber nicht die gleiche Kapazität auf, es würde «deutlich weniger Ware » transportiert werden können.

Handel mit Asien entscheidend

Ausserdem müssten die Güter zwischenzeitlich auf Landrouten transportiert werden. Bei der Durchquerung des Iran etwa müssten die Container im Norden des Landes von Schiffen entladen, durch das Land transportiert und im Süden des Iran wieder auf ein neues Schiff geladen werden, das die Güter dann weiter in Richtung Asien fährt.

Der Handel mit Asien ist für Russland ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. 2021 exportierte Russland 42 Prozent seiner Wahren in Richtung Asien. Weil viele westliche Staaten nun Sanktionen gegen Russland verhängt haben, hängt die Wirtschaft des Landes entscheidend vom Handel mit Asien ab.

Russland hat auf die westlichen Sanktionen bislang vor allem mit Gegenmassnahmen reagiert. So hat der Kreml die Gaslieferungen an Polen, Bulgarien und Finnland eingestellt. Alle drei Länder teilten mit, sie seien auf den Lieferstopp vorbereitet gewesen und hätten ihre Abhängigkeit von russischem Gas bereits reduziert. (zis)

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