Tengelmann-Erbe verschwand unter mysteriösen Umständen in Zermatt VS
Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen den Bruder auf

Gegen den Chef der Tengelmann-Gruppe, Christian Haub, sind von der Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen worden. Es geht um das mysteriösen Verschwinden seines Bruders Karl-Erivan Haub.
Publiziert: 11.04.2024 um 16:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2024 um 19:52 Uhr
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Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der falschen Versicherung an Eides statt gegen den Chef der Tengelmann-Gruppe, Christian Haub, eingeleitet. Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit dem Verschwinden des früheren Chefs der Gruppe, Karl-Erivan Haub, in den Schweizer Alpen. Christian Haub weist den Vorwurf zurück.

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer teilte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit: «Aufgrund einer erstatteten Strafanzeige wird dem Vorwurf nachgegangen, der Bruder des Verschollenen, Christian Haub, habe im Mai 2021 vor dem Amtsgericht Köln eine Versicherung an Eides statt abgegeben, die teilweise falsch gewesen sei. In der Strafanzeige ist unter anderem vorgetragen worden, dass dem Beschuldigten – entgegen seinen Angaben – belastbare Hinweise darauf vorgelegen hätten, dass der Verschollene Karl-Erivan Haub noch leben könnte.» Die Ermittlungen dauerten an. «Auf die für den Beschuldigten geltende Unschuldsvermutung wird ausdrücklich hingewiesen.»

«Selbstverständlich nichts dran»

Die Staatsanwaltschaft wies zur Klarstellung darauf hin, dass bislang kein Anlass bestehe, die Aufhebung der Todeserklärung für Karl-Erivan Haub zu beantragen. Hierfür müsste feststehen, dass der Verschollene die Todeserklärung überlebt habe. «Dies ist derzeit nicht der Fall», betonte Bremer.

Karl-Erivan Haub verschwand im April 2018 in Zermatt VS.
Foto: dpa via AP
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Christian Haubs Anwalt Mark Binz wies den Vorwurf unrichtiger Angaben zurück. «Selbstverständlich ist an dem Vorwurf nichts dran», teilte er mit. «So hat es bis vor wenigen Wochen auch noch die Staatsanwaltschaft Köln gesehen und daher die Aufnahme von Ermittlungen abgelehnt.»

In Zermatt verschwunden

Das Verschwinden von Karl-Erivan Haub (†58) ist bis heute ein Rätsel. Der damalige Chef der deutschen Tengelmann-Handelsgruppe war im April 2018 in Zermatt VS allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie geht davon aus, dass er am Klein Matterhorn tödlich verunglückte.

Bis heute wurde seine Leiche nicht gefunden. Die deutsche Journalistin Liv von Boetticher recherchierte im Fall und fand heraus, dass Karl-Erivan Haub offenbar ein Doppelleben in Russland geführt haben könnte. Mit einer geheimen Geliebten, Arbeit für den russischen Geheimdienst und krummen Geschäften.

Laut von Boetticher gab es zudem auch ein Motiv für einen inszenierten Tod. Denn: Er hatte Streit mit seinem Bruder. Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub hatte dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung im milliardenschweren Handelskonzern übernommen. Bislang gehörte der Familienkonzern jeweils zu gut einem Drittel Karl-Erivan Haub und dem gegenwärtigen Chef Christian Haub.

(SDA/dmo/jmh)

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