Aufnahmen zeigen die Unfallstelle
0:40
Fünf Tote nach schwerem Crash:Aufnahmen zeigen die Unfallstelle

Nach Flixbus-Unfall bei Leipzig
Das musst du über die Anschnallpflicht wissen

In Reisecars sind meistens nur Beckengurte vorhanden, anders als in Autos. Aber muss man sich auch im Bus anschnallen? Blick ging der Frage nach, wie es mit der Anschnallpflicht aussieht.
Publiziert: 28.03.2024 um 17:31 Uhr
|
Aktualisiert: 28.03.2024 um 19:47 Uhr

170 Kilometer nach dem Start in Berlin kam am Mittwoch ein Flixbus in der Nähe von Leipzig auf der Autobahn von der Strasse ab. Beim schweren Verkehrsunfall starben vier Menschen, Dutzende wurden verletzt. Der Fernbus war auf dem Weg in die Schweiz nach Zürich. Wie eine Passagierin nach dem Unfall sagte, hätten zwei ihrer Kinder kopfüber in ihren Sitzen festgehangen. «Wir waren alle angeschnallt, vielleicht war das unser Glück», sagt sie. Blick will wissen, was im Reisecar eigentlich gilt.

1

Gibt es eine Anschnallpflicht?

In der Schweiz traten am 1. März 2006 Änderungen des Strassenverkehrsrechts in Kraft. Dabei wurde «die Gurtentragpflicht auf alle Fahrzeuge, die mit Gurten ausgerüstet sind, ausgedehnt». «Davon ausgenommen ist nur der fahrplanmässige öffentliche Verkehr.» 

Die grösste Verantwortung beim Thema Anschnallen trägt der Fahrer des Fahrzeugs. «Bei Fahrzeugen, die mit Sicherheitsgurten ausgerüstet sind, müssen die Fahrzeuglenkenden sowie mitfahrende Personen die Gurte während der Fahrt tragen. Grundsätzlich sind die Fahrzeuginsassen selbst dafür verantwortlich, sich anzuschnallen und der Sicherungspflicht nachzukommen. Bei Gesellschaftswagen und Kleinbusse müssen die Fahrzeuglenkende die Fahrgäste auf geeignete Art und Weise auf die Gurtentragpflicht aufmerksam machen», schreibt das Bundesamt für Strassen (Astra) auf Blick-Anfrage. Wer sich nicht daran hält, kann bestraft werden. Als Lenker ist man zudem dafür verantwortlich dafür, dass Kinder unter 12 Jahren ordnungsgemäss gesicher sind. 

Der Reisecar von Flixbus verunfallte am 27. März auf der A9 in Richtung München.
Foto: keystone-sda.ch
1/6

In Deutschland wurde die Gurtpflicht Anfang der 1970er-Jahre eingeführt, wie der ADAC auf seiner Webseite schreibt. Reisebusse über 3,5 Tonnen, die ab dem 1. Oktober 1999 erstmals zugelassen werden, müssen ebenfalls mit Zweipunktgurten, auch Bauch- oder Beckengurt genannt, ausgestattet werden.

2

Wo gilt die Gurtpflicht?

Die Anschnallpflicht ist in Deutschland in der Strassenverkehrsordnung geregelt. Sofern Sicherheitsgurte vorhanden sind, müssen diese vom Fahrer und den Reisenden angelegt werden. 

Der Fahrer muss die Fahrgäste zudem darauf hinweisen, «dass der Gurt während der Fahrt anzulegen ist», wie das Rechtsportal Ergo schreibt. «Erlaubt ist es, die Gurte kurzzeitig abzulegen.» So dürfe man auf die Bustoilette gehen, sich ein Getränk holen oder sich mit neuer Leselektüre aus dem Gepäckfach versorgen. Nicht erlaubt sei es hingegen, sich abzuschnallen, «um mit anderen Gästen drei Reihen weiter vorne auf dem Gang ein Pläuschchen zu halten».

Betont wurde in den Änderungen des Astra von 2006, dass neu «insbesondere auch in Lastwagen und in Reisecars die vorhandenen Sicherheitsgurte getragen werden müssen». In Reisecars muss der Fahrer zudem auf die Gurttragepflicht aufmerksam machen.

3

Wie setzt Flixbus die Gurtpflicht um?

«Auch du kannst deinen Teil zum sicheren Busfahren beitragen. Im Fernbus herrscht Anschnallpflicht. Also einfach den Bauchgurt im Flixbus anlegen und schon kann deine sichere Fahrt losgehen», heisst es auf der Webseite. Zudem bittet man die Fahrgäste, darauf zu achten, dass man selbst sowie Kinder jederzeit angeschnallt sind. Die Sicherheit der Passagiere und der Fahrer habe oberste Priorität.

«Seitens Flix stellen wir allen Buspartnern mehrsprachige Bordansagen zur Anschnallpflicht zur Verfügung», heisst es auf Anfrage von Blick. Neben der Webseite finde man den Hinweis zur Anschnallpflicht auch in der App beim erworbenen Ticket. «Weiter machen wir durch Beklebungen in den Bussen darauf aufmerksam.» 

4

Was ist beim Anlegen des Gurts zu beachten?

Gurte sind die Lebensretter Nummer eins beim Autounfall, noch mehr als Airbag und Kopfstütze. Gurte sollte nie auf, sondern unterhalb eines Hosengürtels laufen. Der Sicherheitsgurt kann sonst beim Aufprall hochrutschen und in den Bauch eindringen oder die Gürtelschnalle aufstellen und sie wie ein Messer in den Unterleib drücken. Beim Beckengurt ist zu beachten, dass er nicht am Bauch angebracht werden muss. Der Gurt, wie wir ihn vom Fahrersitz im Auto kennen, muss an der Schulter oder dem Schlüsselbein verlaufen. Ansonsten ist er entweder zu hoch oder zu tief. 

5

Sind Reisecars sicher?

Das Unternehmen Flixbus schreibt auf seiner Webseite, dass der Fernbus das sicherste Verkehrsmittel auf der Strasse sei. Bestätigt wird dies vom Bundesamt für Statistik sowie vom TÜV, wie «Merkur» berichtet. Unfallforscher Siegfried Brockmann sieht das etwas differenzierter. Gegenüber ZDF führt er aus, dass wenn man die reinen Fahrkilometer nehme, der Reisecar «durchaus nicht sicherer ist, als das Fahren mit dem Pkw, allerdings auch nicht unsicherer». 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?