Nach Nato-Beitritt
Finnen wollen Putins Insel-Konsulat schliessen

Tausende Finnen haben eine Petition unterzeichnet, die fordert, dass das russische Konsulat auf den Ålandinseln verschwinden soll. Die Inseln sind seit Jahrzehnten entmilitarisiert. Das könnte sich nach dem Nato-Beitritt ändern.
Publiziert: 19.04.2023 um 19:53 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Seit Anfang April hat die Petition 28'000 Stimmen gesammelt. Ab 50'000 Unterschriften beschäftigt sich das finnische Parlament mit dem Anliegen. Die Forderung, die Tausende Finnen unterstützen: Das russische Konsulat auf den Ålandinseln soll geschlossen werden. Da Finnland jetzt Mitglied der Nato ist, gefährdet dieses Konsulat die Sicherheit Finnlands, argumentieren viele der Unterzeichnenden.

Das russische Konsulat in Mariehamn, der bevölkerungsreichsten Stadt der Inselgruppe, geht auf ein Abkommen Finnlands mit der damaligen Sowjetunion zurück. Ihr Zweck seit 1856: Die Überwachung der Entmilitarisierung der Inseln. Das heisst, dass dort keine militärischen Einheiten stationiert werden dürfen. Heute wohnen in dem Haus nur noch der russische Konsul und seine Gattin.

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Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sind die Stimmen, die das Verschwinden der russischen Auslandsvertretung fordern, immer lauter geworden. «Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, Kontakte zu haben», brachte es Petra Granholm im vergangenen Jahr im Deutschlandfunk auf den Punkt. Sie arbeitet für eine finnische NGO, die nur einen Steinwurf von dem Konsulat entfernt ist.

Tausende Finnen haben eine Petition unterzeichnet, die fordert, dass das russische Konsulat auf den Ålandinseln verschwinden soll. Nach dem Nato-Beitritt könnten auf dem Archipel sogar Soldaten stationiert werden.
Foto: AFP
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Experte fordert Schliessung von Konsulat

Mit dem Nato-Beitritt hat sich die Debatte um das Konsulat nochmals verschärft. Laut der «FAZ» hinterfragen manche Politiker im finnischen Parlament die Entmilitarisierung der Ålandinseln.

Das Archipel könnte von Kremlchef Wladimir Putin (70) als Eintrittspforte genutzt werden, so die Befürchtung von Militärexperten. «Das ist die Achillesferse der finnischen Verteidigung», sagte Alpo Rusi (72), Professor und ehemaliger finnischer Präsidentenberater, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. «Es besteht die Sorge, dass Finnland im Falle eines plötzlichen Angriffs auf Åland militärisch nicht schnell genug reagieren könnte.» Hinzu kommt: Wichtige Schifffahrtsrouten und Datenkabel verlaufen im direkten Umfeld der Inseln. Ein Spionageverdacht gegen das Konsulat liegt nahe. Geäussert wurde er unter anderem auch von Rusi.

Der «FAZ» sagte der Experte, einige Russen hätten mithilfe des Konsulats Grundstücke innerhalb Finnlands erworben und diese mit Anlegestellen und Hubschrauberlandeplätzen versehen. Rusi forderte die schnellstmögliche Schliessung der Behörde.

Sollten nun Soldaten auf den Inseln stationiert werden, würde dies ein deutliches Signal an Russland senden. Die Frage ist: Wie würde Putin darauf reagieren?

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