Scheinheiliger Trump hält Versöhnungsrede
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Neue Rede vom US-Präsidenten:Donald Trump gibt sich ganz handzahm

Plötzlich ganz sanft und staatsmännisch
Scheinheiliger Trump hält Versöhnungsrede

Es sind Worte, die überhaupt nicht nach Donald Trump klingen. Der Noch-Präsident, der soeben impeached wurde, gibt sich in einer neuen Rede plötzlich ganz versöhnlich und staatsmännisch. BLICK ordnet die Videobotschaft ein.
Publiziert: 14.01.2021 um 03:05 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2021 um 18:50 Uhr
Celina Euchner aus San Diego (USA)

Der noch amtierende US-Präsident Donald Trump (74) hat sich mit einer Rede an die Nation gewandt. Er wirkt wie ausgewechselt. Aus anderem Munde, wäre es eine besänftigende Rede. Es sind Worte, die das Land wohl schon vor einer Woche, nach dem Sturm des US-Kapitols, gebraucht hätte. Doch von Donald Trump, dem Mann, gegen den wegen «Anstiftung zum Aufruhr» ein erneutes Amtsenthebungsverfahren läuft, wirken sie scheinheilig.

In der rund 5-minütigen Rede gibt sich Trump plötzlich ganz staatsmännisch. «Ich verurteile klar die Gewalt, die wir in der vergangenen Woche gesehen habe», sagt er. Der Noch-Präsident ruft die Bevölkerung dazu auf, Spannungen abzubauen, Gemüter zu beruhigen – und zum Frieden im Land beizutragen.

Vor einer Woche rief Trump auf, «die schwachen Leute im Kongress loszuwerden»

Noch vor einer Woche war es Donald Trump, der Spannungen aufbaute und die Gemüter erhitzte. Er peitsche seine Anhänger vor dem Sturm des US-Kapitols am vergangenen Mittwoch mit einer höchst umstrittenen Rede auf. Er sagte darin unter anderem: «Wenn ihr nicht auf Teufel komm raus kämpft, werdet ihr kein Land mehr haben.» Ausserdem forderte er seine Fanatiker auf, «die schwachen Leute im Kongress loszuwerden».

Donald Trump hat sich mit einer Rede an die Nation gewandt.
Foto: Twitter
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Dann folgte der Aufruf, zum Kapitol zu marschieren. Bei den Ausschreitungen um die darauffolgende Stürmung des Gebäudes, kamen insgesamt fünf Menschen ums Leben. Unter ihnen der Polizist Brian D. Sicknick (†42), der mit einem Feuerlöscher tot geprügelt wurde. Nun sagt Trump: «Kein wahrer Unterstützer von mir könnte jemals politische Gewalt gutheissen. Kein wahrer Unterstützer von mir könnte jemals die Gesetzeshüter oder unsere amerikanische Flagge missachten.»

Scheinheilige Worte nach Wut-Rede

Wer Gewalt anwende, der unterstütze – so Trump jetzt – nicht die Trump-Bewegung, sondern attackiere sie und das Land. «Das können wir nicht hinnehmen», sagt der Noch-Präsident eine Woche nach dem Kapitol-Sturm. Er sagt auch, egal, ob jemand politisch rechts oder links stehe, Demokrat oder Republikaner sei – es gebe keine Rechtfertigung für Gewalt.

Noch am Dienstag hatte Trump seine Hetz-Rede, die er vor dem Kapitol-Sturm hielt, als «völlig angemessen» bezeichnet. Der US-Präsident war sich keiner Schuld bewusst. Besonders vor diesem Hintergrund erscheint die neueste Rede, die er vom Teleprompter abliest, scheinheilig. Das eingeleitete Amtsenthebungsverfahren wegen «Anstiftung zum Aufstand» erwähnte Trump mit keinem Wort.

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