Raketentest schlägt fehl – riesiger Krater um Startplatz
Experten spotten über Putins «Wunderwaffe»

Russlands neue Super-Atomrakete Sarmat hat bei einem Test wohl spektakulär versagt. Experten spotten über Putins vermeintliche Wunderwaffe.
Publiziert: 24.09.2024 um 20:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 08:00 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Russlands Sarmat-Rakete schlug in Test spektakulär fehl
  • Experten sprechen von technischen Problemen und einem grossen Krater
  • Die Rakete hat eine Reichweite von 18'000 Kilometern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Eine Sarmat vom Typ RS-28 wird abgefeuert. (Archivbild)
Foto: IMAGO/SNA
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Janine EnderliRedaktorin News

Russlands neue «Super-Atomrakete» vom Typ Sarmat hinterlässt bei ausländischen Beobachtern mächtig Eindruck – aber nicht so wie geplant. Die Interkontinentalrakete galt lange als Herzstück des russischen Waffenarsenals. Nun schlug ein Test offenbar völlig fehl. Fachleute vermuten: Putins Wunderwaffe weist technische Mängel auf. 

Die durch Flüssigtreibstoff betriebene Sarmat RS-28 sollte vor allem durch ihre enorme Reichweite von 18'000 Kilometern punkten. 10 bis 15 klassische Sprengköpfe oder drei atomar bestückbare Hyperschallgleiter könnten jeden Punkt der Erde erreichen, hiess es bei der Vorstellung der Rakete im Jahr 2018. Starten würde sie aus geschützten unterirdischen Silos oder von mobilen Stationen auf riesigen Lkws.

Mit einem Gewicht von 200 Tonnen und einer Länge von 35 Metern übertrifft die Waffe gegenwärtige US-Raketen in puncto Gewicht fast um das Sechsfache. Präsident Wladimir Putin (71) hat das System als «wirklich einzigartige Waffe» bezeichnet. Es habe taktische Vorteile und sei eines der modernsten Systeme weltweit. 

Neue Rakete Teil umfassender Drohkulisse

In der russischen Aussenpolitik sind die neuen Raketen lange als Drohwerkzeug eingesetzt worden. Russische Minister und Diplomaten erwähnten mehrmals, dass die Rakete innert kürzester Zeit europäische Städte zu Schutt und Asche werden lassen könne. Vergangene Woche zeigte sich dies eindrücklich.

Während das Europaparlament gerade eine Resolution verabschiedete, die der Ukraine den Einsatz von Waffensystemen auch in Russland ermöglichen sollte, veröffentlichte der Sprecher der Staatsduma in Moskau einen Telegram-Post: Eine Sarmat-Rakete benötige genau drei Minuten und 20 Sekunden für den Flug nach Strassburg. Eine besonders kraftvolle erste Stufe soll der Rakete helfen, niedrige Atmosphärenschichten in Windeseile hinter sich zu lassen. Damit mache sie es den Gegnern schwer, sie zu erspähen. 

Jetzt musste das wichtigste Rüstungsprojekt der Gegenwart aber einen herben Rückschlag einstecken. Nahe der Stadt Plessezk scheiterte ein Test der Rakete offenbar spektakulär. Satellitenbilder zeigen einen schätzungsweise 62 Meter grossen Krater und Waldbrände rund um den Startplatz, wie der «Spiegel» berichtet. Die genaue Ursache für den Krater ist noch unklar. Russland hat sich noch nicht offiziell zu dem Raketentest geäussert.

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«Grosser Fehler»

Klar ist: Beim Vorzeigeprojekt liegen offensichtlich technische Probleme vor. «Allem Anschein nach handelt es sich um einen fehlgeschlagenen Test. Es ist ein grosses Loch im Boden», betont der Analyst Pavel Podvig vom Uno-Institut für Abrüstungsforschung in Genf gegenüber dem «Spiegel». Es habe wohl «einen ernsten Zwischenfall mit der Rakete und dem Silo» gegeben. Auch beim Enttanken der Rakete könnte es zu einer Detonation gekommen sein.

Zwar seien Probleme beim Test neuer Waffensysteme nicht unüblich, bei einer solchen Kraterbildung müsse man aber schon von einem «grossen Fehler» ausgehen, so Wright. Von den bisherigen fünf Testflügen konnte bisher einer erfolgreich beendet werden. Der neuste Vorfall gebe kein gutes Bild auf die russische Waffenindustrie ab. «Für das Land ist es ein peinlicher Fehlschlag. Das werden andere ausschlachten, nach dem Motto: von wegen Wunderwaffen – Putin hat seinen Laden nicht im Griff», sagt Markus Schiller, Raketenexperte und Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München, zum «Spiegel».

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