Riskanter Eingriff in England
Arzt öffnet Brustkorb mit Schweizer Sackmesser

Mit einem gewöhnlichen Schweizer Taschenmesser hat ein Chirurg in England einem Patienten den Brustkorb geöffnet. Der Eingriff war zwar erfolgreich, Kollegen sind jedoch entsetzt.
Publiziert: 02.10.2024 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2024 um 17:33 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Arzt nutzt Taschenmesser für Operation in England
  • Kollegen fanden Verhalten fragwürdig und waren überrascht
  • Polizei untersucht 105 Fälle mutmasslicher Fahrlässigkeit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Das traditionsreiche Schweizer Taschenmesser ist in vielen Situation ein verlässliches Werkzeug – für chirurgische Eingriffe ist es eigentlich nicht vorgesehen.
Foto: imageBROKER/Manfred Bail
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Jessica von DuehrenCo-Ressortleiterin Desk/Teamlead News

Das Schweizer Taschenmesser kennt man nahezu in der ganzen Welt als verlässlichen Begleiter zum Schneiden, Schnitzen, Schrauben und sonstigen zweckmässigen Tätigkeiten. In Grossbritannien musste das Traditionswerkzeug nun in einer etwas untypischen Situation herhalten: Ein Arzt in einer Klinik in der südenglischen Brighton soll das Mehrzweckutensil für eine Operation an einem Menschen benutzt haben, wie die BBC berichtete.

Der Chirurg habe dem Patienten in einem Notfall den Brustkorb aufschneiden müssen und kein steriles Skalpell gefunden, hiess es vonseiten des Spitals. Weiter betonte das Krankenhaus, das Vorgehen habe «nicht dem üblichen Vorgehen entsprochen und wäre nicht notwendig gewesen». Ob es sich bei dem Patienten um eine Frau oder einen Mann handelte, ist nicht bekannt.

«Es überrascht und entsetzt mich»

Obwohl der Patient den Eingriff überlebte, zitierte die BBC aus internen Unterlagen, dass Kollegen das Verhalten «fragwürdig» gefunden hätten und zudem sehr überrascht gewesen seien, dass der Mediziner kein Skalpell finden konnte. Die Klinik stehe allerdings bereits wegen zahlreicher anderer Vorfälle in der Kritik.

«Es überrascht und entsetzt mich», sagte Graeme Poston, ein Sachverständiger für klinische Fahrlässigkeit, dem öffentlich-rechtlichen Sender. «Erstens ist ein Taschenmesser nicht steril. Zweitens ist es kein Operationsinstrument. Und drittens muss die gesamte Ausrüstung vorhanden gewesen sein.»

Mehr als 100 Fälle mutmasslicher Fahrlässigkeit

Laut BBC untersucht die Polizei bereits mindestens 105 Fälle mutmasslicher ärztlicher Fahrlässigkeit bei dem Spitalbetreiber und erwägt eine Anklage wegen Totschlags.

Die Rede ist von mehreren vermeidbaren Todesfällen bei Operationen sowie von einem «Klima der Angst». Der britische Gesundheitsdienst NHS gilt seit Jahren als chronisch überlastet und unterfinanziert.

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