Schleppende Ermittlungen zu totem Bub (†5) am Escher-Wyss-Platz
Polizei muss irrtümlich verdächtigtem Mann (54) Tausende Franken zahlen

Wer ist Schuld am Tod des Kindergärtlers (†5) am Zürcher Escher-Wyss-Platz. Auch über ein halbes Jahr später tappt die Polizei im Dunklen. Ein fälschlicherweise verdächtigter Handwerker (54) wurde entlastet.
Publiziert: 29.06.2023 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2023 um 18:45 Uhr

Der Unfall, der sich im Dezember 2022 am Escher-Wyss-Platz in Zürich ereignete, erschütterte die Schweiz. Ein fünfjähriger Bub kam auf dem Weg in den Kindergarten ums Leben. Bis heute ist unklar, wer den Crash verursacht hat. Die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet am Donnerstag von neuen Details zum Fall: Der Bub wurde laut neusten Untersuchungen mutmasslich von einem Lastwagen und später von mehreren Autos überrollt.

An dieser Stelle wurde der tote Bub geborgen
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Unfallhergang noch unklar:An dieser Stelle wurde der tote Bub geborgen

Laut der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat, in die die «NZZ» Einsicht genommen hat, wurde nach dem Unfall ein Verfahren gegen einen Lastwagenfahrer und zwei Autolenker eröffnet. Der Vorwurf: Fahrlässige Tötung.

Einer davon: Ein 54-jähriger Handwerker. Er meldete sich drei Stunden nach dem Ereignis bei der Stadtpolizei Zürich und erzählte, dass er während seiner morgendlichen Fahrt Richtung Escher-Wyss-Platz ein «verdächtiges Rumpeln» vernommen habe. Schnell rückte ihn diese Aussage in den Fokus der Ermittler. Die Untersuchungen gegen den Mann liefen jedoch ins Leere – trotz enormen Aufwänden, die seitens der Ermittler bei der Unfallaufarbeitung unternommen wurden.

Nach dem tödlichen Autounfall am Escher-Wyss-Platz im Dezember 2022 kommen neue Details ans Licht: Der Bub (†5) soll zuerst von einem Lastwagen und anschliessend von einem oder mehreren Autos überrollt worden sein.
Foto: keystone-sda.ch
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Hochmoderne Vermessungsmethode

So wurde unter anderem eine moderne 3D-Technik verwendet, mit der die Fahrzeuge der verdächtigen Personen vermessen wurden. Die Lenker mussten sich für die Ausmessungen ins Auto setzen. Selbst die Reifenprofile wurden geprüft. Ausser zur Entlastung des Handwerkers führten die Ermittlungen zu keinen signifikanten Ergebnissen.

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Der 54-Jährige erhielt nach der Einstellung des Strafverfahrens eine Entschädigung in der Höhe von 3100 Franken, schreibt die «NZZ». So bleibt immer noch offen, wie es genau zum Unglück gekommen ist. Die Verfahren gegen die zwei anderen Lenker laufen laut Staatsanwaltschaft derweil weiter. Für die beiden Beschuldigten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

Die Polizei fand den bereits leblosen Körper des Buben am 21. Dezember 2022 gegen 8.15 Uhr beim Escher-Wyss-Platz auf, etwa dort, wo sich die Hardstrasse und die Hardturmstrasse kreuzen. Der Bub befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem Weg von seinem Zuhause in den Kindergarten. Der Unfall löste eine Debatte über die Sicherheit auf Schulwegen aus. (ene)

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