Schutz für das Kriegsland – statt für sich selbst
Polen will Patriot-Flugabwehrsystem an Ukraine abgeben

Deutschland will Patriot-Raketen nach Polen verlegen. Das System soll vor russischen Angriffen und Blindgängern schützen. Doch Polen will es lieber in der Ukraine sehen.
Publiziert: 23.11.2022 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 07:26 Uhr

Nach erneuten massiven russischen Raketenschlägen gegen ukrainische Städte hat Polen vorgeschlagen, die ihm von Deutschland angebotenen Patriot-Flugabwehrsysteme in der Ukraine zu stationieren.

Eine entsprechende Bitte habe er an Berlin gerichtet, schrieb Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak (53) am Mittwochabend auf Twitter. Die Patriot-Batterien sollten an der Westgrenze der Ukraine aufgestellt werden. «Dies würde es ermöglichen, die Ukraine vor weiteren Opfern und Stromausfällen zu bewahren und die Sicherheit an unserer Ostgrenze zu erhöhen.»

Das kann das Patriot-System

Bei dem Patriot-System (Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target) handelt es sich um ein bodengestütztes Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-System. Es wird zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen eingesetzt.

Polen wird von Deutschland das Patriot-Luftabwehrsystem angeboten.
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Es erkennt automatisch Flugzeuge, Marschflugkörper und ballistische Raketen. Das System besteht aus mehreren Komponenten. Diese werden auf Lastkraftwagen montiert. Die Bestandteile sind ein Feuerleitstand, Multifunktionsradargerät, Stromerzeugeraggregat, Startgerät (mit vier oder acht Lenkflugkörpern ausgestattet) und ein Richtfunktrupp mit Stromerzeuge- und Antennenmastanlagen. Die deutsche Bundeswehr schaffte das Patriot-System bereits 1989 an.

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Nato soll Polen schützen

Am Montag hatten Blaszczak und Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD) einen gemeinsamen Schutz des polnischen Luftraums vereinbart. Dazu sollte das Nato-Land Patriot-Raketenabwehrsysteme und Eurofighter erhalten. Details sollten noch mit der Nato abgestimmt und ausgearbeitet werden. Polen hatte den Schritt begrüsst.

In der vergangenen Woche war im polnischen Dorf Przewodow im Grenzgebiet zur Ukraine eine Rakete eingeschlagen, zwei Zivilisten starben. Derzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Lambrecht hatte gesagt, als Konsequenz aus diesem Ereignis müsse man sich im Bündnis bei der Luftverteidigung besser aufstellen. (euc/SDA)

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