Am Samstag hätte seine Tochter (8) Geburi gehabt
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Bei Polizeieinsatz getötet:Ist dieser Schwarze Amerikas nächster George Floyd?

In Atlanta von Polizisten getöteter Rayshard Brooks (†27)
Er starb am Tag vor dem Geburtstag seiner Tochter (8)

Weisse Polizisten haben am Freitag in Atlanta den 27-jährigen Afroamerikaner Rayshard Brooks aus nächster Nähe niedergeschossen – später starb er im Spital. Die zuständige Polizeichefin trat zurück, es kam zu schweren Ausschreitungen.
Publiziert: 14.06.2020 um 02:19 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 17:19 Uhr

Während «Black Lives Matter»-Proteste rund um den Erdball stattfinden, wird in den USA noch mehr Öl ins Feuer der Polizeigewalt- und Rassismus-Debatten geschüttet. In Atlanta im Bundesstaat Georgia haben weisse Polizisten am Freitag den Schwarzen Rayshard Brooks (†27) erschossen.

Weil er im Auto eingeschlafen war

Das Kriminalamt GBI in Georgia hatte erklärt, dass die Polizisten am späten Freitagabend zu einem Schnellrestaurant gerufen worden seien, weil dort ein Mann in der Autoschlange in einem Wagen eingeschlafen sei. Andere Fahrzeuge hätten an ihm vorbei fahren müssen. In der Folge habe der 27-Jährige, der in dem Auto sass, einen Nüchternheitstest nicht bestanden und sollte in Gewahrsam genommen werden. Dabei sei es zu einem Kampf gekommen, bei dem der Mann Zeugenaussagen zufolge einem Beamten seine Elektroschockpistole abgenommen habe. Ein Polizist eröffnete aus nächster Nähe das Feuer. Der Fliehende brach zusammen und starb später im Spital.

Eine Überwachungskamera zeichnete einen Teil des Vorfalls auf. GBI-Chef Vic Reynolds erklärte, auf Videoaufnahmen sei zu sehen, dass der Mann vor den Beamten flüchtete, sich dann mit dem Taser in der Hand zu ihnen umdrehte und der Polizist daraufhin seine Dienstwaffe zog. Reynolds machte deutlich, dass alles sehr schnell gegangen sei.

Ein Familienbild zeigt Rayshard Brooks im Kreise seiner Lieben.
Foto: Screenshot
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Polizeipräsidentin zurückgetreten

Reynolds warnte vor vorschnellen Schlüssen und verwies auf die aufgeheizte Stimmung im Land. «Ich möchte nicht, dass irgendjemand unter irgendwelchen Umständen zu irgendeiner Form von Urteil kommt, was in diesen Fällen auf beiden Seiten sehr einfach ist», sagte er. Den Ermittlern sei bewusst, dass in solchen Fällen enorme Gefühle mit im Spiel seien und dies durch die derzeitige Situation verstärkt werde. Die Staatsanwaltschaft müsse beurteilen, ob es gerechtfertigt gewesen sei, dass der Polizist geschossen habe.

Atlantas Polizeipräsidentin Erika Shields trat am Samstag zurück. Nach Angaben von CNN unter Berufung auf einen Polizeisprecher wurde der Beamte, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, entlassen sowie der zweite Beamte vorläufig suspendiert. Die Polizei veröffentlichte die Namen sowie Bilder der Polizisten.

Proteste eskalieren

Derweil kam es in Atlanta am Samstag zu Grossprotesten. Demonstranten blockierten einen Highway nahe der Unglücksstelle. Der örtlichen Feuerwehr zufolge brannte in der Nacht zum Sonntag das Schnellrestaurant, vor dem am Abend zuvor der 27-Jährige von der Polizei niedergeschossen worden war.

«Das Restaurant steht voll in Brand und grenzt an eine Tankstelle. Keine Berichte von jemandem innerhalb des Gebäudes», twitterte die Feuerwehr in Atlanta. Löschkräfte stünden bereit, könnten aber nicht sicher an das Gebäude rankommen.

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Zorn der Menschen

Der neuerliche Tod eines Schwarzen durch die Polizeig erfolgt in einer Zeit der erhöhten Anspannungen in den USA wegen Polizeibrutalität und Forderungen nach Reformen. Diese werden seit dem Tod von George Floyd am 25. Mai in Minneapolis laut. Ein weisser Polizeibeamter hatte sein Knie in den Nacken des am Boden liegenden Floyd gedrückt – trotz dessen wiederholter Bitte, ihn atmen zu lassen.

Atlanta gehörte zu den US-Städten, in denen seither eine grosse Anzahl von Demonstranten auf die Strasse geht. Am Samstag versammelten sich auch Menschen vor dem Restaurant in Atlanta, wo Brooks erschossen wurde.

Gerald Griggs, ein Anwalt und Vizepräsident von Amerikas Nationaler Vereinigung zur Förderung farbiger Menschen (NAACP), sprach gegenüber Medien vom «Zorn der Menschen. Sie wollen wissen, warum ihr lieber Bruder Rayshard Brooks erschossen wurde, als er nur auf der Beifahrerseite schlief und gar nichts tat».

Am Samstag hat Brooks Tochter Geburi

Anwälte, die die Familie von Rayshard Brooks vertreten, sagten laut «BBC», der Polizeibeamte habe kein Recht gehabt, tödliche Gewalt anzuwenden, da der Elektroschocker, den sich Brooks geschnappt hatte, keine tödliche Waffe sei.

«Man kann niemanden erschiessen, wenn er nicht gerade eine Waffe auf einen richtet», sagte Rechtsanwalt Chris Stewart.

Der erschossene Brooks war Vater – ein Familienbild zeigt ihn mit seinen drei Kindern (1, 3 und 8). Seine achtjährige Tochter wird am Samstag ein Jahr älter. Ihr Papa hatte laut den Anwälten der Familie bereits Pläne geschmiedet: Brooks wollte mit ihr Skaten gehen, um ihren Geburtstag zu feiern.

Traurig: Noch Stunden vor seinem Tod führte Brooks laut einem Bericht von «CNN» seine Tochter aus, liess ihr die Nägel machen und ging mit ihr Essen. Am Samstagmorgen dann wartete die Achtjährige bereits voller Vorfreude und im Geburtstagskleidchen auf ihren Papa. Doch der kam nie. (kes/bra/kin)

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