«Die Sicherheitslage war in den letzten 25 Jahren nie so gut»
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Schweizer Pilot in Afghanistan:«Die Sicherheitslage war in den letzten 25 Jahren nie so gut»

Schweizer Hilfswerk-Pilot Daniel Juzi (54) fliegt wieder in Afghanistan
«Die Taliban haben Respekt vor meinen goldenen Streifen»

Als die Taliban vor einem Jahr in Kabul die Macht an sich rissen, brachte Daniel Juzi (54) die Flieger der Hilfsorganisation Pactec in Sicherheit. Nun ist er wieder zurück an der Arbeit.
Publiziert: 15.08.2022 um 07:44 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:38 Uhr
Guido Felder

Bei der Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr hat der Schweizer Pilot Daniel Juzi (54) die Flugzeuge der humanitären Hilfsorganisation Pactec in Sicherheit gebracht. Nun haben er und seine Kollegen die drei Maschinen wieder aus Armenien, wo sie stationiert waren, nach Afghanistan zurückgeflogen. «Seit drei Wochen sind wir hier wieder an der Arbeit», erzählt Juzi Blick am Telefon. 

Pactec transportiert Personal und Material von Hilfsorganisationen. «Einige dieser NGOs sind nach dem Machtwechsel geblieben, viele haben das Land aber verlassen und wagen nun die Rückkehr», sagt Juzi, der mit seiner Familie in Gossau ZH lebt. Er sei wieder voll an der Arbeit, so wie vorher. «Wir fliegen zurzeit 30 Flugplätze an, zum Teil in sehr abgelegenen Gegenden.»

In Surinam registriert

Im vergangenen Jahr hat Juzi von der Schweiz aus die Rückkehr nach Afghanistan geplant. Vor allem die Neu-Immatrikulation der Flieger sei eine Herausforderung gewesen. «Wir sind bei 25 Ländern abgeblitzt, auch die USA, wo wir vorher registriert waren, wollten uns nicht mehr.» Surinam hätte ihnen schliesslich zugesagt, weil es sich davon ein gutes Image verspreche. 

Daniel Juzi verschafft sich mit seiner Arbeit bei den Taliban Respekt.
Foto: Zvg
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Juzi, der mit seiner Familie 17 Jahre in Kabul gewohnt hatte, arbeitet wieder jeweils einen Monat in Afghanistan und hat da die gleichen Räume wie vor dem 15. August 2021 bezogen. Dazwischen kehrt er für jeweils zwei, drei Wochen in die Schweiz zurück.

Er hat mitbekommen, als die USA in Kabul vor wenigen Tagen Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri (†71) mit einer Drohne getötet haben. «Ich war am Flughafen, als es drei Explosionen gab», sagt er. Erst zwei Tage später wurde bekannt gegeben, wem der Anschlag gegolten hatte. 

Zusammenarbeit mit den Taliban

Mit den Taliban pflege er eine gute Zusammenarbeit, sagt Juzi. «Ich habe mich in den 25 Jahren, in denen ich hier arbeite, nie so sicher gefühlt wie jetzt. Auch die Korruption hat stark abgenommen.» 

Er erlebe in Afghanistan grosse Gastfreundschaft und habe noch nie so viel Tee getrunken und so viele Hände geschüttelt wie in den vergangenen drei Wochen. Und natürlich mache es auch Eindruck, wenn er mit seiner Pilotenuniform aufkreuze. Juzi: «Die Taliban haben Respekt vor meinen goldenen Streifen.»


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