Hier begutachtet Kamala Harris ihr Glasporträt
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Von einem Schweizer erstellt:Hier begutachtet Kamala Harris ihr Glasporträt

Schweizer Künstler Simon Berger startet mit Glasporträt von Kamala Harris durch
«Es ist ein Wahnsinn, was da abgeht»

Das Glasporträt von Kamala Harris, mit dem der Schweizer Simon Berger in den USA für Furore gesorgt hat, wird wieder ausgestellt. Noch immer hat der Künstler von der US-Vizepräsidentin keine Reaktionen erhalten, es gibt sogar leise Kritik an der Wahl des Schweizers.
Publiziert: 07.12.2022 um 18:40 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2022 um 21:43 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Der Schweizer Künstler Simon Berger (46) sorgt in den USA für Aufsehen. Nach der Wahl von Kamala Harris (58) vor zwei Jahren erhielt er aus den USA die Anfrage, ob er von der ersten weiblichen und farbigen Vizepräsidentin ein Glasporträt anfertigen könnte.

Das Spezielle am Porträt: Harris' Gesicht auf der 159 Kilo schweren und zwei Meter grossen quadratischen Scheibe besteht aus unzähligen kleinen Glasbrüchen. Es soll Harris beim Durchbrechen einer Glasdecke symbolisieren.

Das Porträt war zuerst einige Tage beim Lincoln Memorial in Washington ausgestellt und lagerte anschliessend im Büro der Kreativagentur BBH in New York. Die war über soziale Medien auf den Künstler in Niederönz BE aufmerksam geworden und hatte den Auftrag zusammen mit der Galerie Artstübli in Basel koordiniert. Auftraggeber war das online-basierte National Women's History Museum.

Er hatte sie innert kurzer Zeit in Glas geschlagen: Simon Berger mit dem Porträt von Kamala Harris in seinem Atelier in Niederönz.
Foto: Zvg
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Warum keine Künstlerin?

Nun gelangt das Kunstwerk wieder an die Öffentlichkeit. Das Bild ist bis Frühling 2023 in der Martin Luther King Jr. Memorial Library in Washington D.C. Teil einer Ausstellung, welche die Entwicklung des schwarzen Feminismus zeigt. Doch nicht alle sind offenbar zufrieden mit dem Schweizer.

Susan Whiting, Präsidentin des National Women's History Museum, musste in der «The Washington Post» erklären, warum der Auftrag nicht an eine Frau oder eine Person einer Minderheit vergeben worden sei. Sie antwortete, dass ihr Museum erst hinzugezogen wurde, nachdem das Porträt bereits fertiggestellt gewesen sei.

Diese Frage sei offenbar von der Journalistin der Zeitung gestellt worden, sagt der Künstler Simon Berger gegenüber Blick. Er habe sonst nie eine entsprechende Kritik vernommen. «Es musste halt schnell gehen. Ich lieferte das Werk nach Auftragserteilung innerhalb von nur 14 Tagen ab.»

Er hat ein Video vom Kamala Harris erhalten

Berger staunt, was dieses Porträt ausgelöst hat. «Es hat meiner Karriere einen wahnsinnigen Schub gegeben», sagt er überglücklich. «Es ist ein Wahnsinn, was da abgeht. Man nimmt mich jetzt noch viel mehr wahr.» Am Dienstag sei er von der «Art Miami» aus den USA zurückgekehrt. Im Februar dürfe er im renommierten Murano Glass Museum in Venedig eine Soloausstellung machen.

Zu einem Treffen mit Kamala Harris sei es leider immer noch nicht gekommen. «Ich habe aber ein Video erhalten, auf denen die Vizepräsidentin mit Bodyguards am Porträt vorbeijoggt und es begutachtet.» Was sie davon hält, weiss Berger nicht.

Was mit dem Porträt in Zukunft passiert, ist unklar. Das National Women's History Museum, die Besitzerin des Kunstwerks, antwortet auf eine Blick-Anfrage: «Unser Museum ist derzeit mit mehreren Stellen im Gespräch, um für die Skulptur ein dauerhaftes Zuhause zu finden.» Und Bergers ehemaliger Projektmanager und heutiger Galerist Philipp Brogli (42) sagt: «Wir können es nicht mehr steuern, freuen uns aber, wenn es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.»

Simon Bergers Wirken mit Glas ist vom 8. Dezember bis im März, jeweils donnerstags bis samstags, in der Galerie Artstübli, Steinentorberg 28, in Basel zu sehen. Hier inszeniert er einen Raum komplett frei nach seinen Vorstellungen. www.artstuebli.ch

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