Seltene Orgasmus-Krankheit
Mann ist gegen sein eigenes Sperma allergisch

Ein junger Mann ging in den USA ins Spital, weil er sich immer nach dem Orgasmus krank fühlte. Er bekam Husten, musste Niesen und seine Lymphknoten schwollen an – und die Ärzte standen vor einem Rätsel.
Publiziert: 21.10.2022 um 11:41 Uhr

Ärzte in den USA haben einem Patienten (27) geholfen, der mit einem besonderen Leiden ins Universitätsspital in Oakland vorstellig wurde.

Er fühlte sich nach jedem Samenerguss krank, hatte grippeähnliche Symptome. Husten, Niesen und dazu schmerzhafte Schwellungen der Lymphknoten. Die Mediziner standen vor einem Rätsel.

Nach mehreren Untersuchungen fanden sie aber die Lösung. Der Mann leidet an dem Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS). Das bedeutet: Der Amerikaner ist auf sein eigenes Sperma allergisch. Über den Fall wurde in der Fachzeitschrift «Urology Case Reports» berichtet.

Ein Mann in den USA hatte nach jedem Orgasmus Grippesymptome. Die Ärzte standen vor einem Rätsel. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Körper wehrt sich gegen das Sperma

Die Beschwerden fingen an, als der Mann 18 Jahre alt war. Er ging zum Urologen, der eine Nebenhodenentzündung vermutete. Um die Infektion zu kurieren, verschrieb der Mediziner ihm Antibiotika. Es half aber nicht. Immer wieder konsultierte der Mann Ärzte in der Hoffnung, dass ihm geholfen werden könne. Doch die Beschwerden blieben. Keiner konnte eine richtige Diagnose stellen.

Um die Schmerzen zu vermeiden, verzichtete der Mann in der Zwischenzeit auf jegliche sexuelle Aktivität. Neun Jahre vergingen, bis schliesslich Ärzte am Uni-Spital die mögliche Ursache für die Orgasmus-Krankheit fanden. Bei POIS handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung. Das beutetet: Der Körper wehrt sich gegen das eigne Sperma.

Mittel gegen Heuschnupfen half schliesslich

Mehrheitlich sind Männer von der Allergie betroffen, aber nicht nur. Auch Frauen berichteten, von ähnlichen Symptomen. Hinzukommt, dass sich manche Betroffene besonders müde fühlen, schwitzen oder Schüttelfrost bekommen.

2002 wurde diese Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent aller Männer an POIS leiden. Viel ist bislang nicht über die Orgasmus-Allergie bekannt.

Dementsprechend unerforscht sind die Therapie-Möglichkeiten. Beim Patienten in den USA half das Medikament Fexofenadin. Das Antihistamin kommt auch gegen Heuschnupfen zum Einsatz. Damit konnten die Symptome zu 90 Prozent reduziert werden. (lrc)

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