Sie warnen vor Dürre und Not
Jetzt legen die tiefen Pegel Hungersteine frei

Die extreme Dürre-Periode macht ganz Europa zu schaffen. In deutschen Flüssen ist jetzt ein weiteres alarmierendes Phänomen aufgetaucht: Wegen der niedrigen Wasserpegel werden jahrhundertealte Hungersteine freigelegt. Sie warnen vor Dürre und Not.
Publiziert: 17.08.2022 um 10:36 Uhr
|
Aktualisiert: 26.08.2022 um 08:09 Uhr

Die extreme Dürre-Periode lässt Seen und Flüsse in Europa austrocknen. Der Wasserpegel ist inzwischen mancherorts derart tief, dass gewisse Schiffe mit Waren nicht mehr fahren können.

Im deutschen Emmerich, nahe der niederländischen Grenze, hat der Pegelstand des Rheins am Dienstag das Rekord-Tief von 0 geknackt. Wie der «Spiegel» berichtet, taucht jetzt ein weiteres alarmierendes Phänomen auf: Wegen der niedrigen Pegel werden in den deutschen Flüssen jahrhundertealte Hungersteine freigelegt. Eigentlich sollten diese komplett mit Wasser bedeckt sein und nur bei extrem niedrigem Pegelstand zum Vorschein kommen.

«Wenn du das hier liest, dann weine»

Die Felsen gelten nämlich als Gefahrenhinweise für Dürre und Not: Auf den Hungersteinen sind Inschriften von Dürrejahren eingemeisselt. Doch nicht nur mit Zahlen, auch mit Worten warnen die Felsen eindringlich vor den Folgen des Wassermangels: «Wenn du das hier liest, dann weine», lautet eine Inschrift.

Die Trockenheit lässt in ganz Europa die Gewässer austrocknen. Hier ein Foto des Rheins im Norden von Rheinland-Pfalz in Deutschland.
Foto: IMAGO/Marc John
1/6

Auf einem anderen Hungerstein, der aktuell in der Elbe, im Norden Deutschlands zum Vorschein kommt, ist zu lesen: «Geht dieser Stein unter, wird das Leben wieder bunter.» Der Fels soll erst seit 2015 dort am Bleckeder Hafen nahe Lüneburg liegen. Auf anderen Steinen, die im Rhein freigelegt wurden, steht «Hungerjahr 1947» oder «Anno 2003». Erst im Falle, dass der Pegelstand ein Rekord-Tief erreicht, werde das aktuelle Jahr ergänzt. Wie die Zeitung aber weiter schreibt, sei dies aktuell noch nicht der Fall.

Älteste Hungerstein-Inschrift stammt von 1417

Der Ursprung gewisser Hungersteine reicht noch viel weiter zurück: Die älteste bekannte Inschrift stammt aus dem Jahr 1417. Andere Steine haben ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert. Dass sie schon damals vor Dürre-Perioden warnten, wirkt, als hätten unsere Vorfahren die Klimakrise geahnt.

Die Warnungen unserer Ahnen finden in den sozialen Medien breiten Anklang. So ging der Tweet des Hungersteins, mit der Aufforderung zu weinen, viral: 100'000 Mal wurde der Post geliket.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Der Fels stammt aus der tschechischen Stadt Děčín an der Elbe, nahe an der Grenze zu Sachsen. Dementsprechend waren die Warnungen sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch.

Tschechien selber wird derzeit nicht von einer solch extremen Dürre-Periode heimgesucht. Der tschechische Teil der Elbe gehört zu den wenigen Gewässern, die aktuell nicht mit einem drastisch tiefen Pegel zu kämpfen haben.

Ob der baldige Regen reichen wird, um etwas Entspannung in die Lage zu bringen, ist unklar. Fest steht aber: Da Europa künftig öfter von Hitzewellen heimgesucht wird, kommen die Hungersteine bestimmt nicht zum letzte Mal zum Vorschein. (dzc)

Pegelstand vom Gardasee sinkt dramatisch
1:16
Extreme Dürre in Italien:Gardasee trocknet aus!
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?