Frankreich krebst zurück
So reagiert der Westen auf Macrons Bodentruppen-Ansage

Mit seiner Idee irritiert Emmanuel Macron: Der französische Präsident überlegt, ob der Westen nicht Truppen in die Ukraine schicken soll. Doch mit dieser Haltung ist Macron alleine in Europa.
Publiziert: 28.02.2024 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 11:25 Uhr

Es ist nicht lange her, dass sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (46) rühmte, als letzter Staatschef im Westen den Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin (71) zu halten.

Inzwischen zählt Macron zu denen, die im Ukraine-Krieg härteste Haltung gegenüber Moskau demonstrieren. «Wir werden alles Notwendige dafür tun, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann», sagte Macron am Montag auf der Ukraine-Konferenz in Paris.

Darum sei es auch nicht auszuschliessen, dass der Westen Bodentruppen in die Ukraine schickt, um sie beim Krieg zu unterstützen. Mit seiner Meinung steht Macron aber alleine da. Ein Überblick.

Mit seiner Aussage, dass der Einsatz von westlichen Truppen in der Ukraine nicht mehr auszuschliessen sei, hat Frankreichs Präsident Macron für Wirbel in Europa gesorgt.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS
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Deutschland

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz stellte darauf sofort auf X klar: «Es wird keine Bodentruppen europäischer Staaten oder der Nato geben. Das gilt.»

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Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (63) schloss die Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine ebenfalls aus. Macron stehe mit seinen Überlegungen im Kreis der Verbündeten alleine da, ergänzte er.

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USA

Aus dem Weissen Haus in Washington erklärte Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, US-Präsident Joe Biden (81) habe «deutlich gemacht, dass die USA keine Soldaten in den Kampfeinsatz in der Ukraine schicken werden».

Bidens Überzeugung nach verlaufe der «Pfad zum Sieg» für die Ukraine hingegen über die Freigabe der bislang im Kongress blockierten Militärhilfe im Wert von 60 Milliarden US-Dollar.

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Nato

Von der Nato hiess es, das Verteidigungsbündnis habe «keine Pläne» für «Kampftruppen» in der Ukraine, sagte der Generalsekretär Jens Stoltenberg (64).

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Polen

Polens Regierungschef Donald Tusk (66) sagte, sein Land habe nicht vor, «unsere Truppen in die Ukraine zu schicken, und wir haben in diesem Punkt eine gemeinsame Haltung mit» Tschechien.

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Schweden, Spanien, Italien und Kroatien

Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson (60) nannte eine mögliche Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine derzeit «kein Thema». Die Regierungen Spaniens, Italiens wie auch Kroatiens wandten sich ebenfalls klar gegen eine Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine.

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Grossbritannien

Grossbritannien äusserte sich zurückhaltender: London habe «keine Pläne für eine gross angelegte Entsendung» von Soldaten in die Ukraine. In der Ukraine befindet sich nach Regierungsangaben bereits eine kleine Anzahl an militärischem Personal, das die Streitkräfte der Ukraine unter anderem bei der medizinischen Ausbildung unterstützt.

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Frankreich krebst etwas zurück

Frankreichs Premierminister Gabriel Attal (34) bekräftigte Macrons Position am Dienstag. «Man kann nichts ausschliessen in einem Krieg», sagte er zu RTL.

Frankreichs Aussenminister Stéphane Séjourné (38) versuchte hingegen, die Wogen zu glätten. Er erklärte, dass ein möglicher Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine auf einige «Spezialoperationen» begrenzt wäre. «Wir müssen neue Formen der Unterstützung der Ukraine in Betracht ziehen, die auf bestimmte Bedürfnisse eingehen», sagte Séjourné am Dienstag vor französischen Abgeordneten. Dazu zählten etwa die Minenräumung, die Bekämpfung von Cyberangriffen und die Produktion von Waffen in der Ukraine.

«Einige dieser Aktionen könnten die Präsenz (westlicher Soldaten) in der Ukraine erfordern, ohne dabei die Schwelle der Kriegsbeteiligung zu überschreiten», fügte er hinzu. «Nichts darf ausgeschlossen werden», betonte er. 

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Ukraine

In Kiew wurde Macrons Äusserung, wie erwartet, positiv aufgenommen. Macron zeige nun ein «tiefgreifendes Verständnis für die Risiken, die der Krieg in der Ukraine für Europa mit sich bringt», sagte Mychajlo Podoljak (52), Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (46), der Nachrichtenagentur AFP. Bislang sei dies zwar nur eine «Diskussion», die nun aber auf eine neue Ebene gehoben werde.

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Russland

Russland warnte angesichts der Debatte vor der «Unvermeidlichkeit» einer Konfrontation zwischen der Nato und Russland, sollten Truppen des Bündnisses im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Eine solche Entsendung sei «absolut nicht im Interesse» westlicher Länder, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (56). Allein die Diskussion sei indes ein «sehr wichtiges neues Element» in dem Konflikt. (AFP/jmh)

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