Hier fallen die Schüsse
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Trump bei Auftritt verletzt:Hier fallen die Schüsse

Streifschuss-Glück für Ex-Präsident – «Gott allein» habe ihn beschützt
Eine leichte Kopfbewegung rettete Trump wohl das Leben

Trump blickte dem Tod ins Auge. Nur um Haaresbreite verfehlte der Attentäter am Samstag in Pennsylvania sein Ziel. Der Streifschuss könnte die USA vom Absinken in den Bürgerkrieg bewahrt haben, sagt ein Experte. Trump schreibt derweil eine Schlüsselrede um.
Publiziert: 14.07.2024 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2024 um 08:51 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Trump machte noch eine sachte Kopfbewegung, dann fiel der Schuss, der die obere Ohrmuschel durchbohrte und – Bildern zufolge – wohl auch die Kopfhaut streifte. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump (78) im absoluten «Glück». Im ersten Interview nach dem überlebten Attentat sagte Trump am Sonntag dem «Washington Examiner»: «Ich schaue selten von der Menge weg. Hätte ich das in diesem Moment nicht getan, würden wir heute nicht darüber reden, oder?»

«Gott allein» habe ihn vor dem Tod bewahrt, schrieb Trump am Sonntag auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Eine entscheidende Kopfbewegung rettete ihm womöglich das Leben. Trump sprach gerade und sagte: «What happened…» Dabei neigte er seinen Kopf ganz leicht nach rechts. Den Bruchteil einer Sekunde später peitscht der erste Schuss. Trump zieht instinktiv die rechte Hand ans Ohr.

Hätte Attentäter Thomas Crooks (†20) das Gewehr nur einen Hauch abgedreht oder Trump sich etwas zurückgeneigt, die Kugel hätte in den Schädel des Ex-Präsidenten eingeschlagen. «Nur ein paar Zentimeter Unterschied, und Donald Trump hätte das Attentat wahrscheinlich nicht überlebt», analysiert Politico.

Ein Zentimeter, der über Frieden in den USA entschied. Ein Streifschuss verletzte den früheren US-Präsidenten Donald Trump am Samstag am Ohr.
Foto: Getty Images
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«Der grösste Glückspilz, der je gelebt hat»

Ein Mann, der gleich hinter Trump auf der Bühne in Butler, Pennsylvania, sass, meinte: «Donald Trump war nur um Haaresbreite von einer Ermordung entfernt», so Joseph Meyn zu Journalisten. «Hätte er nicht nach links geschaut, wäre er direkt in den Kopf getroffen worden.»

Meyn, ein Arzt, war Zeuge, wie Corey C. (†50) neben ihm direkt von einer Kugel im Kopf getroffen wurde. C. sei auf der Stelle tot gewesen.

«Trump hatte Glück, dass die Kugel sein Ohr getroffen hat», so die Anwohnerin Vanessa Toves zu Medien. «Er ist der grösste Glückspilz, der je auf der Erde gelebt hat», sagte US-Moderator Bill Maher (69).

Einen Zentimeter von Bürgerkrieg entfernt

Arie Perliger, Dozent für Kriminologie und Justizstudien an der Universität von Massachussets, sagte dem Recherchenportal The Conversation, der «Fehlschuss» habe die USA womöglich vor unbändiger Gewalt bewahrt. «Im Grunde waren wir nur noch einen Zentimeter von einem möglichen Bürgerkrieg entfernt», so Perliger. «Ich denke, wenn Donald Trump heute tatsächlich tödliche Verletzungen erlitten hätte, wäre das Ausmass der Gewalt, das wir bisher erlebt haben, nichts im Vergleich zu dem, was in den kommenden Monaten geschehen wäre.»

Ein Zentimeter abgelenkt, und die Vereinigten Staaten wären womöglich in Gewalt versunken. «Ich denke», so Perliger, «das hätte ein neues Ausmass an Wut, Frust, Groll und Hass ausgelöst, wie wir es in den USA seit vielen, vielen Jahren nicht mehr erlebt haben.»

Trump schreibt Schlüsselrede um

Angesichts der «neuen Realität» nach dem Attentatsversuch hat Trump jetzt die Rede «komplett» umgeschrieben, die er diese Woche auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee halten wollte.

«Die Rede, die ich am Donnerstag halten wollte, wäre ein Knaller geworden», sagte Trump dem «Washington Examiner» weiter. «Wenn das nicht passiert wäre, wäre das eine der unglaublichsten Reden überhaupt gewesen.» Jetzt werde es «eine ganz andere Rede».

«Dies ist eine Chance, das ganze Land, ja die ganze Welt zusammenzubringen», so Trump. «Die Rede wird ganz anders sein, ganz anders als noch vor zwei Tagen.»

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