Suizid als «letzter Protest» gegen Putins Krieg
Russischer Rapper stirbt für seine Ideale

Er war nicht bereit, für Putin zu töten. Doch er war bereit, für seine Ideale zu sterben. Ein junger russischer Rapper hat sich das Leben genommen. Als Akt des «letzten Protestes» gegen Putins Krieg.
Publiziert: 03.10.2022 um 05:16 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2022 um 10:24 Uhr

Er lebte in Krasnodar, unweit der Grenze zu Georgien. Dorthin fliehen derzeit Zehntausende von Russen, um der von Präsident Wladimir Putin (69) ausgerufenen Teilmobilmachung zu entgehen. Doch der junge russische Rapper Ivan Petunin (†27) wollte nicht fliehen. In einem auf Telegram veröffentlichten Abschiedsvideo sagte er, Putin habe alle russischen Männer gefangen genommen und lasse ihnen nur drei Möglichkeiten: als Mörder in den Krieg zu ziehen, als Kriegsdienstverweigerer ins Gefängnis zu gehen – oder Selbstmord zu begehen. Petunin entschied sich für den Suizid.

Der in seiner Heimat unter dem Künstlernamen bekannte Rapper Walkie T hat sich das Leben genommen, um sich einer Einberufung zum Krieg gegen die Ukraine zu entziehen. Wie russische Medien berichten, ist Petunin in Krasnodar aus dem 10. Stock eines Hochhauses gesprungen.

In seinem Abschiedsvideo ringt der Musiker mit Tränen, wirkt aber gefasst. Er sagt: «Wenn ihr das Video seht, bin ich nicht länger am Leben. Ich kann meine Seele nicht mit der Sünde des Mordens belasten. Ich bin nicht bereit, für irgendwelche Ideale zu kämpfen.»

Der russische Rapper Ivan Petunin (†27) hat sich das Leben genommen – als Akt des «letzten Protestes» gegen Russlands Krieg in der Ukraine.
Foto: Instagram @mrwalkie
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Verzweifelte russische Männer

Petunin erklärt, er weigere sich, einen anderen Menschen umzubringen. Er sei nicht bereit, «meine eigene Art zu töten». Er wolle weder in den Krieg ziehen, noch ins Gefängnis gehen. Als einzigen Ausweg sah er, seinem Leben ein Ende zu setzen. Seinen Tod sieht er als einen Akt des «letzten Protestes» gegen Putins Krieg.

Petunin ist nicht der einzige Russe, der sich dem Kriegsdienst in der Ukraine zu entziehen versucht. Seit Putin letzte Woche die Teilmobilmachung von 300'000 Soldaten in der Ukraine ankündigte, strömen vor allem junge Russen in Scharen über die Grenzen in Nachbarländer. In einigen Fällen brechen sich russische Männer auch eigene Knochen, um nicht einberufen zu werden.

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Nach seinem Tod tauchte noch ein Abschiedsbrief von Petunin an seine Freundin Elya auf, mit der er sich zuletzt auf Instagram zeigte. Seine letzten Worte an seine Geliebte: «Ich habe alles getan, um dich so glücklich wie möglich zu machen. Aber die dunkle Zeit ist gekommen. Und ich hoffe, dass du das überstehst. Denke immer daran, dass ich dich liebe. Behalte die Erinnerung an mich. Eine Person hat nur einen Namen, und ich werde ihn nicht beflecken. Ich möchte, dass sich die Menschen daran erinnern, dass ich nach meinem Gewissen gelebt habe und für meine Prinzipien gestorben bin.» (kes)

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