Es ist der Handschlag, auf den die Welt gewartet hat: Am Mittwoch trafen sich US-Präsident Joe Biden (80) und der chinesische Machthaber Xi Jinping (70) nach einem Jahr der Funkstille nahe San Francisco. Für die beiden Staatsoberhäupter ist klar: Die zahlreichen Differenzen dürfen nicht in einen Konflikt ausarten, wie Biden bei einer anschliessenden Pressekonferenz betont.
Denn ein offener Konflikt zwischen den beiden Supermächten wäre verheerend: Die USA sind die grösste militärische Macht der Welt, auch China rüstet auf – wohl mit dem Ziel, den amerikanischen Streitkräften bald das Wasser reichen zu können. Auch in vielen anderen Bereichen könnte das offiziell als Schwellenland klassifizierte China die USA bald überholen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Giganten in überraschenden Disziplinen:
Politische Stabilität
Laut der Plattform «Ländervergleich» gibt es eine verblüffende Ähnlichkeit: die politische Stabilität im Land. Die USA erreichen nur einen Score von 67 von 100 Punkten, China 69 von 100 Punkten – also besser. Dieses Ergebnis lässt sich aus Zahlen des «Worldwide Governance Indicators» der Weltbank ablesen.
1:0 also für China – auch wenn zu beachten gilt: Eine stabile politische Lage bedeutet noch lange nicht, dass diese auch gut ist. Das Land wird seit zehn Jahren vom selben Staatspräsidenten, Xi Jinping, regiert. Ein Ende seiner Amtszeit ist nicht abzusehen, demokratische Wahlen gibt es ebenfalls nicht. Dahingegen sind die USA mit ihren regelmässigen Wahlen zwar «instabiler», allerdings auch sehr viel demokratischer.
Lebenserwartung und Gesundheit
Einen weiteren überraschenden Sieg holt sich China auch beim Thema Gesundheit. Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Jahr 2022 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in China 78 Jahre – in den USA nur 76 Jahre.
Bis 2050 werden chinesische Bürger aber im Schnitt 84 Jahre alt werden, in den USA nur 83. Das liegt laut dem amerikanischen Gesundheitsministerium vorwiegend daran, dass Amerikaner sehr häufig an chronischen Krankheiten sterben. Also ist auch hier China besser dran. Das heisst: Zwei Punkte für China, keine für die USA.
Wirtschaft
2021 betrug das Bruttoinlandprodukt (BIP) Chinas laut der Weltbank 17,73 Billionen US-Dollar, das der USA 23,32 Billionen. Die Arbeitslosenquote des ostasiatischen Landes liegt bei 5,1 Prozent, die der USA nur bei 3,9 Prozent unter der Regierung Bidens. Der amerikanischen Wirtschaft geht es also um einiges besser – und die USA holen auf – es steht 2:1.
Aber nicht für lange: Im Jahr 2022 wurden laut der WTO Waren im Wert von rund 3,6 Billionen US-Dollar aus China exportiert. Chinas Exporte nahmen im Jahr 2021 stark zu, der Warenwert wuchs um rund 786 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2022 sind die Exporte um rund 235,4 Milliarden US-Dollar angestiegen. Im Jahr 2022 wurden Güter im Wert von rund 2,06 Billionen US-Dollar aus den USA exportiert. Der Wert der Exporte aus den USA wuchs im Jahr 2022 um rund 310 Milliarden US-Dollar. China macht den dritten Punkt.
Limousinen
Während des Zusammentreffens in San Francisco am Mittwoch spielen sich Biden und Xi den Ball gegenseitig zu. Sie vergleichen ihre Autos, als sie das Gebäude verlassen. Stolz lässt Xi Biden einen Blick in seine Luxuskarosse werfen, bevor der Amerikaner seinen eigenen Cadillac vorstellt. «Wissen Sie, wie wir das Auto nennen? Das Biest», erzählt er mit stolzer Brust. Wer also in Sachen Limousinen gewonnen hat, scheint klar. Zumindest, wenn man Joe Biden fragt. Ein Trostpunkt für die USA.
«Fazit»
Es steht 3:2 für China – haben wir also einen Sieger? So einfach ist das nicht. Die beiden Supermächte sind sich ähnlicher, als man denkt. Und der Spielstand könnte sich jederzeit wieder ändern.