Tickende Zeitbombe in der Arktis
Schmelzender Permafrost setzt giftige Stoffe frei

Eine riesige Quecksilberbombe könnte in der Arktis schlummern, warnt eine Studie der University of Southern California. Der schmelzende Permafrost gefährdet die Gesundheit von Millionen Menschen.
Publiziert: 19.08.2024 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2024 um 09:30 Uhr

«In der Arktis könnte eine riesige Quecksilberbombe schlummern, die nur darauf wartet, zu explodieren», sagt Josh West, Professor für Geowissenschaften. Durch den schmelzenden Permafrost in der Arktis gelangt giftiges Quecksilber ins Wasser. Dies geht aus einer publizierten Studie der University of Southern California in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters hervor.

Die giftigen Metalle stellen eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit von mindestens fünf Millionen Menschen in der Arktis dar. Besonders betroffen sind Gemeinden, die von Jagd und Fischerei abhängen. Das Quecksilber reichert sich in der Nahrungskette an, vor allem in Fisch und Wild. Die Auswirkungen dürften sich mit der Zeit verstärken. «Jahrzehntelange Belastung, insbesondere bei steigenden Werten durch die Freisetzung von Quecksilber, könnte enorme Schäden für die Umwelt und die Gesundheit der in diesen Gebieten lebenden Menschen bedeuten», warnt Smith.

Alarmierendes Signal

Die Freisetzung von Quecksilber ist ein alarmierendes Signal. Umfassende Massnahmen zum Schutz der empfindlichen arktischen Ökosysteme und der dort lebenden Menschen sind dringend nötig. Die tickende Zeitbombe muss entschärft werden, bevor es zu spät ist.

Durch die Eisschmelze in der Arktis wird eingelagertes Quecksilber freigesetzt und gelangt in das Wasser bis in die Meere.
Foto: Getty Images
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Das Quecksilber ist wahrscheinlich seit Jahrtausenden im Permafrost gebunden, sagen die Wissenschaftler. Das giftige Wasser wird vom Yukan River, der durch Alaska fliesst, bis ins Beringmeer getragen. «Der Fluss kann schnell grosse Mengen an quecksilberhaltigen Sedimenten mobilisieren», meint Isabel Smith, Co-Autorin der Studie. Quecksilber kann auch in Gasform im Permafrost vorhanden sein und vom Wasser an die Luft übergeben werden.

Permafrost nicht so stabil wie angenommen

Eine andere anfangs August veröffentlichte Studie in der Fachzeitschrift PNAS zeigt, dass die Eisdecke nicht so stabil ist, wie bisher angenommen. Durch die Erderwärmung schmelzen immer grössere Mengen an Eis und mehr und mehr Quecksilber wird freigesetzt. Forscher fanden Fossilien drei Kilometer tief unter dem Schelfeis im Nordwesten Grönlands. Dies zeigt, dass die Region vor rund 400'000 Jahren eisfrei war. Das Schmelzen der Arktis hat neben dem Freisetzen von Quecksilber, andere verheerende Auswirkungen.

«Wir verzeichnen einen Anstieg von 50 Prozent mehr Kohlendioxid, weshalb wir die Hitzerekorde brechen. Es ist, als würde man eine Decke über die Erde werfen. Es wird wärmer. Der riesige Eiswürfel schmilzt, und das ganze Wasser fliesst in den Ozean. Wir werden die Küstenlinie der Welt und die Geografie grundlegend verändern, wenn wir den grönländischen Eisschild abschmelzen. 100 Millionen Menschen werden keinen Platz mehr haben, um zu leben oder zu arbeiten, weil alles unter Wasser sein wird», sagt Paul Bierman, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität Vermont.


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