Top-Berater erklärt
Darum will Selenski gar nicht mit Putin sprechen

Selenski will keine Gespräche mit Putin führen. Sein Berater verrät, wie der Krieg enden wird und warum Verhandlungen Zeitverschwendung wären. Der Krieg werde im Frühjahr 2023 enden, danach werde es ein «anderes Russland» geben.
Publiziert: 13.10.2022 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2022 um 17:13 Uhr

Die Luft an der Spitze wird für den Kremlchef Wladimir Putin (70) dünn. Russland zeigt sich bereit für Friedensgespräche – doch kaum einer will noch mit ihm verhandeln. Erst erteilte der amerikanische Präsident Joe Biden (79) Putin eine Abfuhr.

Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) will nicht mehr mit Putin sprechen. In einem Interview mit der «Bild» erklärt Selenskis Top-Berater Mykhailo Podolyak (50), wie er glaubt, dass der Krieg enden wird – und weshalb Gespräche mit Putin Zeitverschwendung wären.

«Es ist eine neue Phase des Krieges», sagt Podolyak. Russland agiere auf dem Schlachtfeld nicht effektiv und habe keine taktische Führung. Ihre einzige Hoffnung liege nun darin, soziale Einrichtungen und kritische Infrastrukturen wie Strom- und Wasserversorgung zu zerstören. «Wir können gestärkt aus diesem Krieg hervorgehen», sagt er auch in Hinblick auf die Energiepolitik. Es sei wichtig, sich von Russland unabhängig zu machen.

Mykhailo Podolyak gehört zu den engsten Beratern des ukrainischen Präsidenten Selenski.
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Podolyak ist überzeugt: Nach den jüngsten Angriffen auf ukrainische Städte gehen Russland die modernen, teuren Iskander und Kinschal-Langstreckenraketen aus. Zwar existieren alte Raketen sowjetischer Bauart noch en masse – doch die würden von den Luftabwehrsystemen abgefangen. «Deshalb verhandeln wir mit unseren Partnern über die Stärkung unserer Luftverteidigung», sagt Podalyak.

Der Winter kommt und wird gnadenlos

Die Aussichten für die Ukraine mit Hinblick auf den Winter sind laut Podolyak allerdings düster. «Wir erwarten Angriffe und Russland hat es auch öffentlich erklärt.» Das Ziel des Kremls sei es, die Infrastruktur zu zerstören, «weil sie auf dem Schlachtfeld nichts ausrichten können.»

Dass Putin damit droht, Atomwaffen einzusetzen, zeigt für Podolyak nur, wie verzweifelt er ist. Denn: «Wer Atomwaffen einsetzen will, wird eine entsprechende Antwort erhalten, und Russland scheint das zu verstehen», deutet Podolyak Putins Verhalten. Er geht darum nicht davon aus, dass Putin seine Drohungen wahr machen kann. Podolyak ist zudem überzeugt: «Wenn alles richtig läuft, kann der Krieg im Winter oder Frühjahr 2023 enden.»

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Im November treffen Putin und Selenski übrigens möglicherweise das erste Mal seit Kriegsbeginn beim G-20-Gipfel in Indonesien aufeinander. Doch Friedensgespräche wird es laut Podolyak nur unter klaren Voraussetzungen geben: «Entweder muss eine andere Partei in Russland an die Macht kommen, oder wir müssen sie besiegen, sodass der Verhandlungsprozess von der Ukraine definiert und Russland als Ultimatum gestellt wird» (jwg)

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