Wassermassen fegen Menschen von den Bänkli
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Orkantief Ciarán wütet in Europa
In Italien drohen «aussergewöhnliche Niederschläge»

Nach heftigen Stürmen in der Nacht drohen Frankreichs Nordwesten und der englischen Südküste am Donnerstag Starkwind und Überflutungen.
Publiziert: 02.11.2023 um 05:33 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2023 um 19:23 Uhr
02.11.2023, 14:23 Uhr

Orkantief Ciarán tangiert die Schweiz

Ciaran bringt jede Menge Regen in die Schweiz.

«Im Laufe des Tages verlagert sich der Sturmkern nach Osten in Richtung Nordsee», so Michael Eichmann von Meteo News. Obwohl sich der Orkan Ciarán zunehmend abschwächt, bekommen Dänemark, Belgien und Holland das Sturmtief zu spüren. 

Die Schweiz wird aber nur am Rande gestreift. «In den Bergen ist es stürmisch mit Orkanböen, die vereinzelt 121 km/h erreichen. Im Mittelland spüren wir die Auswirkungen des Sturmtiefs mit viel Regen», erklärt der Meteorologe. Dies bestätigt auch die Wetterprognose von search.ch für 13 Uhr.

Bereits morgen früh wird der Sturm stark abgeschwächt sein, sodass der Wind kaum mehr spürbar ist – der Regen bleibt. Am Samstag wird an der französischen Küste ein weiteres Sturmtief erwartet, allerdings nicht im Ausmass von Orkan Ciarán.

02.11.2023, 14:12 Uhr

Meteorologe warnt vor «aussergewöhnlichen Niederschlägen» in Italien

Auch Italien wird nicht von Ciarán verschont. Antonio Sano , Gründer und Leiter des italienischen Wetterportals Ilmeteo.it, schildert im Interview mit «La Repubblica» eindrücklich, worauf sich unsere Nachbarn einstellen müssen. «Der Zyklon gehört zu den stärksten, die jemals Europa getroffen haben, und in den nächsten Stunden, sagen wir ab dem Nachmittag gegen 17 Uhr, wird er Italien treffen und bis zum Abend und in der Nacht mit maximaler Stärke anhalten», prognostiziert der Wetterexperte.

Das Meer an Italiens Küsten wird unruhig werden. «Im Gebiet der Cinque Terre werden Wellen von 7 Metern und an der Adriaküste von mindestens 3 Metern erwartet, in Venedig und Friaul besteht Überschwemmungsgefahr», so Sano. Er rechnet zudem mit «aussergewöhnlichen Niederschlägen», die «ein heimtückisches Problem» darstellen könnten. 

02.11.2023, 13:15 Uhr

Erstes Todesopfer in Deutschland

Eine junge Frau ist am Rammelsberg im deutschen Gebirge Harz im Bundesland Niedersachsen ums Leben gekommen. Ein umstürzender Baum hatte sie tödlich verletzt. Ursache für den Todesfall sei eine Sturmlage am Donnerstag, die deutlich stärker als erwartet ausfalle, teilte der Kreisfeuerwehrverband Goslar mit.

02.11.2023, 13:04 Uhr

Böe von 139 km/h auf Spitze des Eiffelturms gemessen

Der Eiffelturm. (Archivbild)
Foto: IMAGO/Christian Grube

Nach Angaben von des Wetterdienstes Météo France wurde am Donnerstagmorgen auf der Spitze des Eiffelturms eine Böe mit 139 km/h registriert. Es ist nicht das erste Mal, dass derart starke Böen an der Spitze des Pariser Denkmals registriert werden. Im Januar wurde während des Sturms Gérard eine Böe von 132 km/h registriert. Im Oktober 2021 wurde am Rande des Sturms Aurora sogar eine Böe von 153 km/h gemeldet.

02.11.2023, 12:32 Uhr

Video zeigt: Britin rettet ihr Baby im letzten Moment vor Orkan-Böen

Eine Mutter aus Jersey, Grossbritannien schaffte es im letzten Moment, ihr Baby zu retten als der Sturm Ciarán mit voller Wucht ihr Schlafzimmerfenster trifft, wie der Sender ITV berichtet. 

Ein Video auf X zeigt den Vorfall, der von einem Babyphone aufgezeichnet wurde. Die Frau wird von den Sturm-Geräuschen geweckt und kann das Baby gerade noch aus dem Bettchen hieven, als das Schlafzimmerfenster zerbricht und Glasscherben auf sie zufliegen.

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Glücklicherweise gehe es Mutter und Kind gut, schreibt ITV-Journalistin Sophie Dulson auf X weiter. Sie wurden in einem Hotel untergebracht. 

02.11.2023, 11:49 Uhr

Orkan Ciarán trifft mit voller Härte auf Westeuropa

Der Orkan Ciarán wütet in Westeuropa. In Frankreich sind Millionen Haushalte ohne Strom, in Grossbritannien kam es teilweise zu Überschwemmungen und Einschränkungen im Bahnverkehr. 

Wegen des sich nähernden Sturms wurden in den Niederlanden Hunderte Flüge annulliert. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren. 

Der Deutsche Wetterdienst gab eine Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste und eine Starkwindwarnung für Teile der Ostseeküste heraus. An der Nordsee seien inbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen. Die Schweiz wird von dem Sturmtief nur am Rande berührt. Blick informiert in diesem Ticker laufend über die aktuellen Entwicklungen.

Ende des Livetickers

Das Zentrum von Orkan Ciarán liegt nun über dem Ärmelkanal. In der Bretagne hat der Wind weiter zugelegt, an der Station Pointe du Raz wurde eine Spitzenböe von 207 km/h registriert, wie Meteo News berichtet. Dies entspricht der zweitstärksten Windböe in der Messgeschichte Frankreichs.

Zudem wurde laut dem Wetterportal «La Chaîne Météo» an der Boje Pierres Noires vor der Küste des Departements Finistère, südlich der Insel Molène, eine 21,1 Meter hohe Welle registriert, was der Höhe eines sechsstöckigen Gebäudes entspricht. Nach Angaben des französischen Wetterdienstes Metéo France erreichte der Sturm im Département Finistère in der Bretagne in der Nacht ferner teilweise Windgeschwindigkeiten in Rekordhöhen zwischen 170 und über 193 Stundenkilometern.

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An der gesamten französischen Atlantikküste, der Nordküste sowie der östlichen Mittelmeerküste gilt laut Wetterdienst Météo France bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmwellen. Die stärksten Winde durch das Orkantief «Emir», das international als «Ciaràn» bekannt ist, dürften in Frankreich aber am Vormittag schon vorbei sein.

Das Orkantief Ciaran trifft auf Frankreich und England. Vor Frankreichs Küste wurde eine 21 Meter hohe Welle registriert. (Symbolbild)
Foto: DUKAS
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Hohe Windgeschwindigkeiten wurden in Grossbritannien bis zum Vormittag in den Grafschaften Cornwall und Devon erwartet. Bis in den Abend hinein soll «Emir» an der Südostküste von Hampshire bis Kent und Essex wüten. Der britische Wetterdienst Met Office warnte vor Lebensgefahr durch herumfliegende Trümmerteile und umstürzende Bäume.

In den sozialen Medien kursierte ein Video, das mutmasslich einen Tornado auf der britischen Insel Jersey, die vor der Küste der Normandie gelegen ist, zeigt. Dort wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Kilometer pro Stunde gemessen. Der Flugverkehr von und nach Jersey wurde einem Bericht der BBC zufolge eingestellt. Schulen blieben geschlossen.

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Küstenwache warnt Menschen

In der Grafschaft Hampshire wurde von Mitternacht an ein Katastrophenfall (major incident) ausgerufen. Mehrere Fährunternehmen hatten ihre Verbindungen im Ärmelkanal für Donnerstag gestrichen. An der Küste wurde mit Überschwemmungen gerechnet. Die britische Küstenwache warnte Menschen davor, sich in Ufernähe aufzuhalten. Auf der Kanalinsel Jersey warnte der Wetterdienst in der Nacht zum Donnerstag vor Windböen, die am frühen Morgen eine Geschwindigkeit von nahezu 160 Stundenkilometern erreichen könnten.

In Frankreich wurde der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire für Donnerstag weitgehend eingestellt. In drei besonders stark betroffenen Départements rief Verkehrsminister Clément Beaune dazu auf, das Auto nicht zu benutzen. Auch Lastwagen durften zunächst nicht fahren. Teils sollten herabgesenkte Maximalgeschwindigkeiten im Strassenverkehr gelten. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.

Stromausfälle, umgestürzte Bäume

An mehreren Orten Frankreichs kam es Medienberichten zufolge in der Nacht zu Stromausfällen, Bäume stürzten um. 1,2 Millionen Haushalte sind wegen des Orkantiefs ohne Strom. Techniker seien damit beschäftigt, die Versorgung wieder herzustellen, teilte Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher (49) am Donnerstagmorgen mit. 780'000 der betroffenen Haushalte befinden sich in der Bretagne, wie der Stromversorger Enedis mitteilte. 3000 Techniker seien im Einsatz. Schon vor den schweren Stürmen in der Nacht zum Donnerstag hatte der Stromversorger Fahrzeugkolonnen und Personal in die betroffenen Regionen verlegt.

Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Feuerwehren rückten zu rund 1900 Einsätzen aus. Zehntausende Menschen waren ausserdem vom Mobilfunknetz abgeschnitten.

Unterdessen wurde ein erstes Todesopfer durch den Sturm in Frankreich bekannt: Ein Lastwagenfahrer kam in der Nacht ums Leben, als sein Fahrzeug von einem umstürzenden Baum getroffen wurde, wie Transportminister Clément Beaune (42) dem Sender France Info sagte. Durch das Unwetter wurden in Frankreich mindestens zwei Menschen leicht verletzt. Es handelt sich um einen Feuerwehrmann und einen Autofahrer, dessen Wagen von einem Baum getroffen wurde. Wegen zahlreicher umgestürzter Bäume wurde der Verkehr auf den Landstrassen des Departements Finistère am Donnerstagmorgen untersagt.

In drei Departements galt weiterhin die höchste Unwetterwarnstufe rot, in 24 weiteren die Warnstufe orange. Der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire bleibt am Donnerstag weitgehend eingestellt. Auch im Umland von Paris gab es Behinderungen von Regionalzügen durch umgestürzte Bäume. Es gab etliche Feuerwehreinsätze. Am Flughafen Nantes konnten Flüge wegen der Wetterlage nicht landen und wurden Richtung Süden nach Toulouse umgeleitet.

Hunderte Flüge in den Niederlanden gestrichen

Auch andere Länder dürften das Tief am Donnerstag zu spüren bekommen. Wie Meteo News schreibt, verlagert sich der Sturm aktuell weiter nach Osten. In grossen Teilen der Niederlande wurde vor dem Sturm gewarnt. Das Meteorologische Institut rechnet für den Donnerstag vor allem an den Küsten mit Böen von bis zu 110 Kilometer pro Stunde. Der Automobilclub ANWB appellierte an die Menschen, am Donnerstag möglichst zu Hause zu arbeiten. Wegen des starken Windes und schwerer Regenfälle würden extrem lange Staus erwartet.

Wegen des sich nähernden Sturms wurden in den Niederlanden Hunderte Flüge annulliert. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren. Der Meteorologische Dienst rief die zweithöchste Alarmstufe Orange für die südwestliche Provinz Zeeland und die Regionen an der Nordseeküste aus. Einige Schulen blieben vorsorglich geschlossen.

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In Belgien sollen Parks und andere bewaldete Flächen an manchen Orten vorsichtshalber geschlossen bleiben. Nach Angaben der Bahn wird am Donnerstag zwischen Frankreich und Belgien kein Zug verkehren. Den Angaben nach sollen zudem zwischen der Stadt Brügge und der Nordseeküste keine Züge fahren, für andere Züge gelte eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach Vorhersagen des Königlich Meteorologischen Instituts werden in Belgien Windböen zwischen 80 und 90 km/h im Osten des Landes und 100 bis 110 km/h im Westen erwartet.

«Keine grossen Probleme» in der Schweiz

Deutschland soll von dem Tief auch etwas zu spüren bekommen, aber nur sehr abgeschwächt. Der Deutsche Wetterdienst erwartet Sturmböen von maximal 85 Kilometer pro Stunde vor allem in höheren Lagen und an der Nordseeküste, auf dem Brocken im Harz bis zu 100 Stundenkilometer.

Westeuropa bekommt die volle Härte des Orkantiefs zu spüren, aber auch auf die Schweiz wird sich das Sturmtief in abgeschwächter Form auswirken. «Im Flachland erleben wir ab Donnerstag teilweise zügigen Westwind mit Böen zwischen 50 und 70 km/h, eventuell auch mehr», sagte der Meteorologe Roger Perret zu Blick. In den Bergen wird es stürmisch. «In exponierten Lagen rechne ich mit Böen von über 100 km/h, etwa am Jungfraujoch oder auf dem Säntis», prognostizierte der Wetterexperte.

Grundsätzlich gilt hierzulande aber: Keine Panik! Wir sind nur am Rande von dem Orkantief betroffen, es wird laut Perret «keine grossen Probleme» verursachen. (nad/SDA)

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