Du errätst nicht, an welcher Partei Trump Freude hätte
Wenn Harris und Co. in der Schweiz kandidieren würden

Trump, Vance, Harris und Walz: Lies, welchen Schweizer Parteien Polit-Analyst Mark Balsiger die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten zuordnet.
Publiziert: 10.08.2024 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2024 um 17:50 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Donald Trump beschimpft das Duo Harris/Walz als «linksradikal». Dass die beiden Demokraten links eingestellt sind, steht ausser Zweifel, extrem sind sie jedoch nicht. Philipp Adorf (40), USA-Experte an der Universität Bonn, vergleicht sie am ehesten mit europäischen gemässigten Sozialdemokraten.

Welche Parteien würden den beiden Präsidentschaftskandidaten und den beiden Vize-Kandidaten am meisten entsprechen, wenn sie in der Schweiz politisieren würden? Die Einschätzung von Mark Balsiger (57), Polit-Analyst und Buchautor, überrascht. 

Grundsätzlich gilt: Die Parteienlandschaft an und für sich ist in den USA und der Schweiz völlig verschieden. In den USA gibt es mit den Demokraten und Republikanern lediglich zwei grosse Parteien, was zu einer grösseren Bandbreite führt als in der Schweiz, wo es mehrere Parteien gibt. 

Bei welcher Schweizer Partei wäre Donald Trump wohl am besten aufgehoben?
Foto: Getty Images

Trump war früher Demokrat

Die kleine Auswahl führt in den USA zu mehr Parteiwechseln als in der Schweiz. Balsiger: «Wechsel von den Demokraten zu den Republikanern und vice versa kommen seit jeher regelmässig vor, und niemand stört sich daran.» So war Donald Trump vor 20 Jahren noch als Demokrat registriert. 2012 schloss er sich nach kurzer Zeit als Parteiloser den Republikanern an.

Kamala Harris würde in der Schweiz wohl der GLP beitreten.
Foto: Getty Images
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Den umgekehrten Weg schlug Michael Bloomberg (82) ein. Er regierte New York als republikanischer Bürgermeister, seit 2018 ist er Mitglied der Demokraten. Balsiger: «Stellen wir uns vor, in der Schweiz würde jemand von der SP zur FDP oder umgekehrt wechseln!»

Mark Balsiger hat sich die Profile der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und deren Vize Tim Walz sowie des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dessen Vize J.D. Vance angeschaut. Er würde sie alle einer andern Schweizer Partei zuordnen. 

Kamala Harris (59): GLP

Als Vizepräsidentin trägt sie seit bald vier Jahren die grossen Linien von Joe Biden mit, beispielsweise die prägende Rolle der USA im Ukrainekrieg. Sie ist gesellschaftsliberal und schon als Senatorin Kaliforniens war ihr der Kampf gegen die Klimakrise wichtig. Das bringt sie in die Nähe der Grünliberalen.

Tim Walz (60): SP

Als Gouverneur von Minnesota hat er sich als progressiver Macher profiliert. In diesem Bundesstaat gibt es ein strengeres Waffengesetz, kostenlose Verpflegung an den Schulen und der Konsum von Cannabis ist legal. Bei den Demokraten zählt Walz zum linken Flügel, in der Schweiz wäre er ein gemässigter Sozialdemokrat.

Donald Trump (78): Lega dei Ticinesi

Sein Dasein lässt sich eindampfen auf «Me, myself and I». Der Egomane ist befähigt, seine Meinung zu fast jedem Bereich über Nacht zu ändern. Konsequent bleibt er bei Steuererleichterungen für wenige und «America First». Während seiner Präsidentschaft wuchs die Staatsverschuldung ungebremst weiter. Er wäre für jede Partei ein Albtraum und fände am ehesten Platz in der Lega dei Ticinesi der Neunzigerjahre, als deren Gründer Giuliano Bignasca und Flavio Maspoli mit viel Lärm über alle anderen herzogen.

James Davis (J.D.) Vance (40): Junge SVP

Nachdem Vance Trump noch vor wenigen Jahren als «Risiko für die USA» bezeichnet hatte, teilt er inzwischen die Positionen des Ex-Präsidenten. So lehnt er beispielsweise die finanzielle Unterstützung der Ukraine ab und will stattdessen mit Wladimir Putin zusammenarbeiten, um die amerikanischen Interessen zu wahren. Vance ist gegen Abtreibung und reaktionär; in der Jungen SVP würde er Freunde finden.

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