Warum Frauen Trump mögen
«Er verhält sich wie ein richtiger Mann»

Es ist auffällig, wie viele republikanische Frauen Donald Trump unterstützen. Trotz Sexismus und lautem Gebaren. Vier Frauen erklären, warum sie seine Sprüche ignorieren und was sie an ihm mögen.
Publiziert: 17.07.2024 um 20:52 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2024 um 11:58 Uhr
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Peter HossliReporter & Leiter Journalistenschule

Ein Ansteckknopf ist in diesen Tagen in Milwaukee allgegenwärtig: «Women for Trump», Frauen für Trump. Republikanerinnen mögen Donald Trump (78), ihren lauten Präsidentschaftskandidaten aus New York.

Ausgerechnet den Mann, der als Sexist gilt, als Schürzenjäger, der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt ist. Ein Mann, der mit drei Frauen fünf Kinder hat und einer Pornodarstellerin Schweigegeld zahlte, kommt bei Frauen an. Und das in einer Partei, die Moral und die Heiligkeit der Ehe predigt.

Warum Frauen Trump mögen? «Weil er ehrlich ist», sagt Adrienne King (77), eine Anwältin aus Hawaii, die bereits zum fünften Mal an einem Parteikongress der Republikaner teilnimmt. «Er ist nicht doppelzüngig. Der Mann, den du siehst, ist der Mann, den du bekommst.»

Warum Frauen Trump mögen? «Weil er ehrlich ist», sagt Adrienne King (77), eine Anwältin aus Hawaii.
Foto: Nathalie Taiana
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Viele amerikanische Politiker seien nett und höflich, bevor sie einander den Dolch in den Rücken stossen. «Trump ist vieles, aber kein Verräter.» Er sei «ein Mann, auf den man sich verlassen kann».

Einer, der «Bullshit» sagt

Vor einigen Jahren habe sie ihn auf einer Konferenz getroffen. Da habe Trump in einer Rede das Wort «Bullshit» benutzt, «Scheissdreck». Das sei für sie eine Offenbarung gewesen. «Endlich sagt jemand ungeschminkt die Wahrheit – und das kommt bei Frauen besser an als oberflächliche Heuchelei.»

Und der Sexismus, die sexualisierte Gewalt? «Ich glaube nicht, dass Trump Frauen schlecht behandelt», sagt King, die seit 50 Jahren als Strafverteidigerin arbeitet. «Es gibt viele Frauen, die sich einem Mann in seiner Position an den Hals werfen.»

Savana May studiert in Texas Politikwissenschaften. «Als Präsident hat Trump Frauen gefördert und viele Posten mit Frauen besetzt.»
Foto: Nathalie Taiana

Savana May trägt eine pinkfarbene «Make America Great Again»-Mütze. Sie kommt aus Palm Springs und studiert Politikwissenschaften in Texas, weil ihr Kalifornien zu links ist. Mit 21 ist sie die jüngste Delegierte am diesjährigen Parteikongress. Als Zwölfjährige hat sie im Fernsehen gesehen, wie Trump die Rolltreppe des Trump Towers hinunterfuhr, um seine Präsidentschaftskandidatur zu verkünden. «Das hat mich elektrisiert.»

Stört es eine junge, kluge Frau nicht, wie abfällig Trump über Frauen redet? «Sicher, er hat dummes Zeug gesagt, aber da war er noch jung.» Die Medien würden zu sehr seine negativen Seiten hervorheben, statt auf seine Politik zu schauen. Als Präsident habe er Frauen gefördert und viele Posten mit Frauen besetzt. Ausserdem sei die Frauenarbeitslosigkeit in seiner Amtszeit stark gesunken.

May macht Orientierungslauf. Als sie in der Highschool gegen Männer antreten musste, hatte sie keine Chance. «Trump will verhindern, dass wir gegen biologische Männer antreten müssen.» Anders die Demokraten, die Transfrauen im Frauensport zulassen wollten. «Die Demokraten predigen Feminismus, aber sie erlauben uns Frauen nicht einmal, im Sport erfolgreich zu sein.»

Sexuelle Eskapaden interessieren nicht

Atemtherapeutin Val Bianccaniello (54) aus Philadelphia. «Die sexuellen Eskapaden von Trump interessieren mich nicht.»
Foto: Nathalie Taiana

Sie habe drei Söhne und unter Präsident Trump besser geschlafen als jetzt unter Präsident Joe Biden (81), sagt die Atemtherapeutin Val Bianccaniello (54). Die Italoamerikanerin lebt seit ihrer Geburt in Philadelphia. «Da wusste ich, dass wir Frieden haben, dass kein Atomkrieg droht.» Ihre Kinder seien heute viel besorgter.

Wie in vielen Familien sei sie als Mutter für das Haushaltsbudget verantwortlich. «Unter Trump waren Lebensmittel und Benzin billiger, es war einfacher, eine Familie zu ernähren.» Zumal er jemand sei, der nicht nur rede, sondern auch handle.

Die sexuellen Eskapaden von Trump würden sie nicht interessieren. «Das ist weniger schlimm, als Steuergelder in der Ukraine zu verschwenden.»

Sie empfinde Trump als «authentischen Mann», sagt Bianccaniello. «Politiker machen sexistische Sprüche, Demokraten wie Republikaner. Aber Trump zeigt, wie er ist – im Gegensatz zu Politikern, die sich geschmeidig geben und sich dann als etwas ganz anderes entpuppen.»

Alle tun Dinge, die sie bereuen

Marla Brown (54), Abgeordnete des Parlaments von Pennsylvania. «Donald Trump verhält sich wie ein richtiger Mann - und das bedeutet, sich um seine Familie zu kümmern und sie zusammenzuhalten.»
Foto: Nathalie Taiana

Marla Brown (54) trägt einen roten Hosenanzug und Ohrringe in Form von Sternenbannern. Sie ist republikanische Abgeordnete im Parlament des US-Bundesstaates Pennsylvania. Früher war sie Unternehmerin. In die Politik ging sie, «weil ich es satt hatte zu sehen, was mit unserem Land passiert». Ihre politische Agenda ist klassisch republikanisch: Sie lehnt Abtreibung ab und verteidigt das Recht, Waffen zu tragen. Damit hat sie einen Demokraten geschlagen, der 28 Jahre im Amt war.

Trump komme bei Frauen so gut an, «weil es in unserer Gesellschaft heute an starken Männern mangelt», sagt Brown. «Er verhält sich wie ein richtiger Mann – und das bedeutet, sich um seine Familie zu kümmern und sie zusammenzuhalten.»

Dass zwei von Trumps drei Familien zerbrochen sind und er immer wieder Affären hatte, verzeihe sie ihm als Menschlichkeit. «Ich bin selbst geschieden. Wir alle tun Dinge, die wir bereuen.»

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