«Verlust von Hunderten jeden Tag»
Wagner-Truppe fleht mit Video von Dutzenden Gefallenen um mehr Munition

Die Ukraine-Front ist ein Fleischwolf. Das machen dramatische Bilder der Söldnertruppe Wagner deutlich. Mit einem Video, das Dutzende von jungen toten Kriegern zeigt, wird bei den Verantwortlichen um Munition gefleht. Mangels Munition müssten jeden Tag Hunderte sterben.
Publiziert: 18.02.2023 um 03:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2023 um 09:26 Uhr

Die Wagner-Gruppe hat am Freitag ein Video mit Dutzenden von Leichen veröffentlicht – mit der flehenden Bitte, den Truppen dringend Munitionsnachschub zu liefern. Das von einem Wagner-Telegram-Kanal veröffentlichte Video zeigt Dutzende von Toten am Boden, die auf Leichensäcken liegen.

Bei den Opfern scheint es sich durchwegs um junge Burschen zu handeln. Bis auf Unterwäsche sind alle nackt. In die Kamera spricht ein Mann in medizinischer Schutzkleidung, der die menschlichen Kosten des Munitionsmangels anprangert.

«Wir verlieren unsere Kämpfer jeden Tag», sagt der Unbekannte. «Es wären nur halb so viele, wenn die Militärs uns rechtzeitig mit Waffen und Munition versorgen würden. Lasst uns diesen Krieg führen», appelliert der Mann im Schutzanzug an die Moskauer Führung. «Lasst uns unser Land verteidigen.»

Auf einem Telegram-Kanal beklagt die Wagner-Söldnertruppe verzweifelt den Mangel an Munition an der Front. Hunderte müssten deswegen jeden Tag sterben.
Foto: Screenshot Telegram
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«Sie haben sicher irgendwo in Lagerhäusern Munition»

Im Telegram-Begleittext zum Video ist vom «Verlust von Hunderten unserer Kameraden jeden Tag im Kampf» die Rede. Wenn Militärfunktionäre rechtzeitig Waffen, Munition und alles liefern würden, was an der Front gebraucht wird, müssten nur halb so viele Kameraden sterben. Selbst der Vorwurf von Anarchie fällt: «Genug von dieser Gesetzlosigkeit», heisst es. Und nicht nur mehr Waffen und Munition gehörten in den Krieg geschickt: «Es sind Hunderte von unseren Jungs hier. Schickt eure Kinder, eure Schwiegersöhne in diesen Krieg.»

In einem weiteren, ebenfalls auf Twitter zu sehenden Video verlangen auch Wagner-Krieger in Kampfanzügen mehr Waffen und Munition. «Jeden Tag führen wir schwierige Kampfaufgaben aus und decken Angriffsgruppen», sagt einer der Kämpfer. «Im Moment sind wir völlig von der Munitionsversorgung abgeschnitten.»

Dann der dringende Appell: «Wir wenden uns an unsere Kollegen und Freunde vom Verteidigungsministerium. Wir sind sicher, dass Sie irgendwo in den Lagerhäusern Munition haben, und wir brauchen sie dringend. Wir werden die Arbeit für Sie erledigen – helfen Sie uns mit Munition!»

Prigoschin legt sich mit Moskau an

Jewgeni Prigoschin (61), Chef der Wagner-Söldner, bestätigte die Versorgungsprobleme mit Kriegsgerät. Am Freitag sagte er, er klopfe an jede Tür, um Munition zu bekommen. Prigoschin kritisiert die russischen Streitkräfte offen für ihr Missmanagement bei der Truppenversorgung.

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Kürzlich habe er einige Mörser und Panzerabwehrgeschosse inoffiziell über einen tschetschenischen Kommandanten beschaffen können, sagt Prigoschin auf Telegram – und wettert gegen die «korrupten Bürokraten» in Moskau. «Was den regulären Nachschub angeht, so habe ich an die Türen aller mir bekannten Büros in Moskau geklopft, und das werde ich auch weiterhin tun, bis die Jungs alles bekommen, was sie brauchen.»

Prigoschin beteuert, er werde weitermachen, «selbst wenn sie mir in einem dieser Büros Handschellen anlegen und mich wegen ‹Diskreditierung der Streitkräfte› ins Gefängnis stecken». Prigoschin spielt damit auf das berüchtigte russische Kriegszensurgesetz an, das Kritik an der «militärischen Spezialoperation» unter Strafe stellt. (kes)

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