Verzweiflung in der Ukraine
Eltern schreiben Kontaktdaten auf die Haut ihrer Kinder

Weil sie Angst davor hat, auf der Flucht zu sterben oder von ihrem Kleinkind getrennt zu werden, malt eine ukrainische Mutter ihre Kontaktdaten auf den Rücken ihres Kindes. Mit dieser Idee ist die Mutter nicht allein.
Publiziert: 05.04.2022 um 18:40 Uhr

Auf den Rücken ihres Kleinkindes, das noch in Windeln trägt, hat eine ukrainische Mutter dessen Namen, sein Geburtsdatum und die Telefonnummer von Vater und Mutter geschrieben. Mit der Markierung hofft die Mutter, dass sie ihr Kind wiederfindet, falls es von ihr getrennt wird. Im schlimmsten Fall würde die Beschriftung die Identität des Kindes wahren, falls die Eltern im Rahmen des Ukraine-Kriegs getötet werden. Das Bild hat Aleksandra M.* auf ihrem Instagram-Konto gepostet. Sie ist mittlerweile mit ihrer kleinen Tochter in Frankreich angekommen, wie die «Bild» berichtet. Andere ukrainische Eltern haben die gefährliche Flucht noch vor sich.

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Unter dem Post von Aleksandra M. berichten weitere ukrainische Eltern von ihren Kontaktdaten-Ideen. So schreibt eine Mutter: «Seit dem ersten Tag hat mein Kind eine Liste mit mehreren Telefonnummern in der Tasche.» Eine weitere berichtet: «Ich habe die Informationen auf den Schneeanzug meiner Tochter gestickt.» Andere besorgte Eltern nähen die Kontaktdaten in die Hosen ihrer Kinder und schreiben sie zusätzlich noch an.

Flüchtende trotz Fluchtkorridoren beschossen

Die Berichte lassen sich nur schwer verifizieren. Doch auch die ukrainische Abgeordnete Kira Rudik (36) hat Kenntnis von der Idee der verzweifelten Eltern. Und sie hat Verständnis für diese Massnahme.

Eine ukrainische Mutter hat ihrem Kind dessen Namen, sein Geburtsdatum und die Kontaktdaten von Mutter und Vater auf den Körper geschrieben.
Foto: Instagram
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Die Gefahr, getötet zu werden, ist real. Das weiss auch Unicef. «Es besteht leider eine grosse Gefahr, dass Kinder auf der Flucht von ihren Eltern und Angehörigen getrennt werden. Sie sind einem erhöhten Risiko von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt», bestätigt das internationale Kinderhilfswerk «Bild».

Obwohl sich Russland schon mehrere Male mit der Ukraine auf Fluchtkorridore geeinigt hat, werden Evakuierungskonvois mit Zivilisten immer wieder von russischen Truppen beschossen. Die Russen greifen auch Lastwagen mit Hilfsgütern an oder plündern sie. Die Zahl der Kriegsflüchtlinge steigt weiter an. Nach UN-Angaben sind inzwischen fast 4,14 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. (obf)

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