Während Kommandeure im Warmen sitzen
Putin-Soldat schimpft über «idiotische» Befehle

Die einen sitzen in warmen Bunkern, die anderen frieren auf dem Schlachtfeld. Darüber regt sich ein Soldat in einem abgehörten Telefonat auf. Er beschreibt, welche chaotischen Zustände an der Front herrschen.
Publiziert: 29.11.2022 um 16:07 Uhr

Der Winter wird kalt und hart, auch für die russischen Soldaten an der Front. Ihnen fehlt es an Ausrüstung, Nahrung und Wasser – doch die Befehlshaber kümmert das offenbar nicht, wie ein abgehörtes Telefonat eines russischen Soldaten zeigen soll. Das Gespräch wurde vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlicht. Es soll beweisen, wie chaotisch die Zustände innerhalb Putins Truppen sind.

In dem Gespräch mit einer Verwandten verrät der russische Soldat, dass sie nur selten Essen bekommen und die Wetterbedingungen ihnen ebenfalls zu schaffen machen. «Alles versinkt im Matsch, wir sind komplett durchnässt», schimpft er. Doch ein wärmendes Lagerfeuer anzuzünden, wäre viel zu gefährlich, da die Ukrainer durch die Flammen sofort wüssten, wo sie sich befinden. «Wir können kein Feuer machen. Heute haben wir eines gemacht, sofort flogen die Granaten.» Also müssen die Soldaten in der Kälte ausharren.

Kommandeure verstecken sich in «warmen Kammern»

«Niemanden interessiert es, wie es uns geht», beklagt der Soldat. Doch richtig wütend machen ihn die Kommandeure. Seine Vorgesetzten würden sich einen Dreck um ihre Untergebenen scheren. «Keiner hilft uns», jammert er.

Die russischen Soldaten an der Front beklagen sich darüber, dass sie von den Kommandeuren im Stich gelassen werden.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Die Kommandeure verstecken sich «in warmen Kammern, hunderte Kilometer von uns entfernt», berichtet er von der Lage an der Front. «Und dann geben sie uns idiotische Befehle», erzählt er aufgebracht. So heisst es: «‹Greift an!› Dabei befindet sich vor uns ein Minenfeld. Es sind Idioten.» Der Soldat wisse nicht einmal, wo sie sich befinden. Irgendwo auf dem Schlachtfeld, fernab der Zivilisation.

«Niemand will kämpfen»

Gleichzeitig machen ihn die Aussagen der Kommandeure hässig. «Sie sagen zu uns, wir sollen durchhalten, denn wir würden alle unter den gleichen Bedingungen leiden», fährt er fort. «Nur sind die Bedingungen in Wirklichkeit ganz anders. Sie hocken alle in dreistöckigen Bunkern und wir sitzen unter Zellophan.»

Die schlimmen Bedingungen nagen an den Soldaten und an ihrer Moral. Die Männer seien zermürbt. «Niemand will kämpfen. Alle haben genug», verrät der Soldat seiner Verwandten. Und: «Jeder sucht nach Wegen, hier herauszukommen.» Doch das sei nicht so einfach. «Die Leute hauen ab, doch sie werden wieder zurückgebracht.» Desertion hat in Russland harte Folgen. Mehrfach beklagten Soldaten in der Vergangenheit, unrechtgemäss festgehalten oder mit Gewalt zurück an die Front gebracht worden zu sein. (jwg)

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